Wegen Corona weniger Schwimmkurse

Seepferdchen: In Nürnberg prüfte Ministerpräsident Söder höchstpersönlich

Sabine Ebinger

Lokales Nürnberg

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23.5.2022, 05:55 Uhr
Bennett und Ella haben die Seepferdchen-Prüfung geschafft - wegen Corona haben allerdings viele Kinder noch kein Schwimmabzeichen erworben. 

© Stefan Hippel, NNZ Bennett und Ella haben die Seepferdchen-Prüfung geschafft - wegen Corona haben allerdings viele Kinder noch kein Schwimmabzeichen erworben. 

Etwas aufgeregt sind sie schon. Ella und Bennett, beide sechs Jahre alt, und einige andere Kinder stehen am Sonntag neben dem Beckenrand des Freibads des 1. FCN Schwimmen - gleich werden sie ihr Seepferdchen machen und niemand geringerer als Ministerpräsident Markus Söder wird die Prüfung abnehmen. Zum Tag des Schwimmabzeichens am 22. Mai wirbt der CSU-Politiker mit dem Bayerischen Schwimmverband und der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) für mehr Sicherheit im Wasser.

Für Söder ist der Termin in Zabo ein Heimspiel, schließlich ist er Stammgast im Clubbad. Als die kleinen Prüflinge unter das kalte Duschwasser am Beckenrand hüpfen und alle kurz schreien, muss Söder schmunzeln: "Die Duschen hier sind deutlich kühler als das Wasser im Becken." Nach einer kurzen theoretischen Prüfung springen die Kinder ins Wasser, schwimmen 25 Meter. Danach müssen sie einen Ring aus schultertiefem Wasser holen - alles ist geschafft. Stolz halten sie ihr Seepferdchen-Abzeichen in die Kamera. "Ich finde Schwimmen toll", sagt Ella. "Und ich tauche besonders gern", berichtet Bennett.

Es ist geschafft: Ministerpräsident Markus Söder nahm am 22. Mai im Clubbad eine Prüfung zum Seepferdchen-Abzeichen ab. 

Es ist geschafft: Ministerpräsident Markus Söder nahm am 22. Mai im Clubbad eine Prüfung zum Seepferdchen-Abzeichen ab.  © Stefan Hippel, NNZ

Und auch die Eltern freuen sich mit. Das Seepferdchen ist aber nur ein Abschnitt, die Nachwuchsschwimmer müssen weiter am Ball bleiben. So sagt Luise Koch, die Mutter von Bennett: "Üben ist das A und O." Schwierig seien die vergangenen zwei Jahre gewesen, als wegen Corona die Schwimmhallen zeitweise komplett geschlossen waren.

"Generation Nichtschwimmer"

Die Pandemie hat ein bestehendes Problem weiter verschärft. Schon vor Corona hatten laut DLRG viele Kinder auch nach dem Ende der Grundschule kein Schwimmabzeichen erworben: Sie gelten damit nicht als sichere Schwimmer. In den vergangenen zwei Jahren mussten Bäder immer wieder schließen und konnten keine Schwimmkurse anbieten. Manuel Friedrich, Präsident der DLRG Bayern, wirbt für diese Sportart. Eine "Generation Nichtschwimmer" muss verhindert werden, deswegen bietet die DLRG verstärkt Kurse an. Laut DLRG sind 2021 in Bayerns Gewässern 60 Menschen ertrunken, ein Fünftel der bundesweit Ertrunkenen.

Im Internet gibt es unter www.bayern-lernt-schwimmen.de Informationen zu Kursen in Bayern. Doch Eltern berichten eben auch, dass sie für ihr Kind keinen Platz ergattern: Deswegen gibt es auf der Homepage auch vier Erklärvideos, wie man dem Kind das Schwimmen selber beibringen kann.

Harald Walter, Präsident des Bayerischen Schwimmverbands, treibt dabei noch ein weiteres Thema um. Er befürchtet, dass die Energiekrise wegen des Kriegs gegen die Ukraine auch Auswirkungen auf die Bäder hat - so könnte es zu Temperaturabsenkungen des Wassers oder gar zu Schließungen kommen. Ministerpräsident Söders Antwort: Man wisse um die Bedeutung der Bäder. Zumindest in den Kinderbecken sollten die Temperaturen nicht abgesenkt werden. Zudem stecke man viel Geld in die Schwimmbäder, vor allem in Verbindung mit dem Unterricht, so der Ministerpräsident.


Kommentar: Schwimmkurse für Kinder sind kein Luxus


Dennoch: Die Grünen im Landtag haben bereits einen Bedarf an Renovierungen in Höhe von 1,78 Milliarden Euro angeprangert. "Mehr als jedes zweite öffentliche Bad – 452 von 867 – in Bayern ist sanierungs- oder gar dringend sanierungsbedürftig", so der Fraktionssprecher für Kommunale Fragen, Johannes Becher.

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