Neues Modell 2023

Facelift für den ID.3: Warum der Konzern das Elektro-Modell schon jetzt überarbeitet

Ulla Ellmer

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2.3.2023, 16:31 Uhr
Jahrgang 2023: Optisch hat sich der ID.3 nur marginal verändert. Die Modifikationen zeigen dennoch Effekt.

© Hersteller Jahrgang 2023: Optisch hat sich der ID.3 nur marginal verändert. Die Modifikationen zeigen dennoch Effekt.

Vom ID.3 hängt viel ab für Volkswagen. Als der elektrische Kompakte vor rund zweieinhalb Jahren in den Showrooms der VW-Händler auftauchte, war er als eine Art elektrischer Erbe des Golf gedacht, als Garant dafür, auch im anbrechenden Zeitalter des Fahrens mit Strom ein schlagkräftiges Volumenmodell parat zu haben.

Doch die Kunden wollten den Enthusiasmus des damaligen Konzernchefs Herbert Diess nicht recht teilen, für den der ID.3 den Aufbruch in eine neue Zeit markierte, nicht nur für VW, sondern für die Mobilität überhaupt. Das schlichte Hartplastik-Ambiente im Innenraum erregte ebenso Missfallen wie das unkomfortable Bedienkonzept sowie das schwächelnde Infotainment. Deshalb schritt man in Wolfsburg zur Tat und beauftragte den zuständigen Stab mit einem umfassenden Lifting.

Aerodynamik verbessert

Äußerlich macht sich das Update nur marginal bemerkbar. Die Karosserie zeigt mehr lackierte Flächen, unter anderem, weil die bislang unter der Windschutzscheibe verbaute schwarze Leiste wegfällt. Zudem sorgen seitliche Öffnungen für einen besseren Luftstrom um die Vorderräder und verbessern so die Aerodynamik, „Air Curtain“ lautet der Fachbegriff.

ID.3-Cockpit: Hochwertiger eingerichtet, aber mit weitestgehend unverändertem Bedienkonzept.

ID.3-Cockpit: Hochwertiger eingerichtet, aber mit weitestgehend unverändertem Bedienkonzept. © Hersteller

Tatsächlich wohnlicher präsentiert sich nunmehr das Interieur. Man habe „zahlreiche Vorschläge von Kundinnen und Kunden aufgenommen und umgesetzt“, heißt es höflich. Und so mildern weich unterschäumte Oberflächen die bisherige Kunststoff-Ödnis ab, auch die aufgewerteten Sitzbezüge mit Kontrastnähten sehen hochwertiger aus, und weil das Lenkrad einen Überzug aus tierfreiem Leder bekommt, erarbeitet sich das ID.3-Cockpit den Status „vegan“. Serienmäßig gelangt das große 12-Zoll-Infotainment an Bord, das Lademenü wandert in die erste Ebene des Touchscreens.

Schlauere Ladestrategie

Zudem haben sich die Software-Spezialisten um die navibasierte Lade-Routenplanung gekümmert. Neben dem Ladezustand der Batterie bezieht das System bei seiner Berechnung auch die aktuelle Verkehrslage ein und richtet sich nach der Leistung der Ladesäulen; so kann es vorkommen, dass anstelle einer langen Ladepause mit niedriger Leistung zwei kurze Stopps vorgeschlagen werden, die dafür unter hoher Leistung ablaufen. Besetzte Ladesäulen werden erkannt und gar nicht erst empfohlen.

Noch immer müssen sich ID.3-Fahrer und Fahrerinnen aber mit den unbeleuchteten Slidern für Temperatur und Lautstärke abmühen, nach wie vor bleibt es auch bei den vielfach kritisierten fummeligen Touch-Bedienflächen am Lenkrad. Besserung in Gestalt physischer Bedienelemente ist wohl erst 2024 in Sicht.

Dafür soll sich der Kunde demnächst allerlei Funktionen noch nachträglich aufspielen lassen können. Zu solchen online gelieferten „Functions on Demand“ zählen etwa der Zweizonen-Modus für die Klimaanlage oder ein Abstandstempomat. Möglich ist der Kauf, aber auch ein zeitlich begrenztes Abo.

Auch die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden soll der ID.3 erlangen, was bedeutet, dass er externe elektrische Verbraucher wie Laptops oder E-Bikes versorgen kann.

Nichts geändert hat sich antriebsseitig. Auch der ID.3 des Jahrgangs 2023 wird von einem 150 kW/204 PS starken Elektromotor angetrieben, der ein Drehmoment von 310 Newtonmetern produziert und auf die Hinterachse wirkt. Dazu gibt es wahlweise einen 58-kWh-Akku für bis zu 426 WLTP-Kilometer oder, im Topmodell Pro S, einen 77-kWh-Stromspeicher für maximal 546 Kilometer. Schnellladen funktioniert mit 120 beziehungsweise 170 kW. Darüber hinaus soll noch 2023 ein extrastarker ID.3 GTX auf den Markt kommen. Avisiert ist außerdem ein Basismodell mit kleinem 45-kWh-Akku.

ID.3-Cockpit: Hochwertiger eingerichtet, aber mit weitestgehend unverändertem Bedienkonzept.

ID.3-Cockpit: Hochwertiger eingerichtet, aber mit weitestgehend unverändertem Bedienkonzept. © Hersteller

War der ID.3 mit mittlerer 58-kWh-Batterie zunächst ab rund 38.000 Euro bestellbar, steigt der Preis jetzt auf knapp 44.000 Euro. Offiziell hat der Vorverkauf für den facegelifteten ID.3 noch nicht begonnen. Doch wer den Kompakt-Stromer aktuell ordert, wird im Konfigurator darauf hingewiesen, dass es sich bei dem „nicht vor dem vierten Quartal 2023“ ausgelieferten Fahrzeug bereits um das „weiterentwickelte Modell“ handeln wird.

Baukasten-Pionier

Der ID.3 war das erste Auto, das vom Volkswagen-Konzern auf Basis des sogenannten Modularen Elektro-Baukastens (MEB) vorgestellt wurde. Inzwischen hat der Kompakt-Stromer markenübergreifend etliche Gefährten bekommen, unter anderem ID.4, ID.5 und ID.Buzz, daneben Cupra Born, Audi Q4 e-tron oder Skoda Enyaq.

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