Zweiliter-Diesel mit 150 PS

Fahrbericht: BMW 218d Active Tourer

Ulla Ellmer

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27.8.2022, 16:52 Uhr
Fahrbericht: BMW 218d Active Tourer

© Hersteller

Wie er aussieht: Vans sind eigentlich out. Und doch werden sie noch gebaut - sogar von BMW. Das Wort mit den drei Buchstaben durfte die Modellbezeichnung freilich nicht abtörnend verbiedern, deshalb heißt das, was eigentlich ein Minivan ist, viel schicker "Active Tourer". VW hat für den inzwischen ausgeschiedenen Golf Sportsvan einen ähnlich dynamisierten Namen ersonnen, Mercedes wählt für seinen noch existenten Mitbewerber die neutrale Bezeichnung B-Klasse.

Seit Februar steht der 2er Active Tourer schon in zweiter Generation beim Händler, verkaufen lässt sich das Konzept nämlich gut. Nur der längere und siebensitzige Gran Tourer hat keine Zukunft mehr bekommen. Geblieben ist somit die Standardgröße, immer noch verhältnismäßig hoch bauend, knapp 4,40 Meter lang und so sportlich aussehend, wie es die Minivan-Charakteristik nur irgendwie hergegeben hat, mit schmalen, serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfern, einer ziemlich großen BMW-Niere und Auspuff-Endrohren, die sich unauffällig in der Heckschürze verstecken.

Fahrbericht: BMW 218d Active Tourer

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Wie er eingerichtet ist: Licht und luftig, von überzeugendem Premium-Ambiente, das sich keinerlei Schwächen hinsichtlich Verarbeitungsgüte und Materialauswahl gestattet. Nach würdelosem Hartplastik haben wir vergebens gefahndet. Fahrerdisplay und Infotainment-Touchscreen (gestochen scharf: die Bildgebung) verbünden sich zum leicht gebogenen Curved Display, das sich freundlich dem Fahrer beziehungsweise der Fahrerin zuwendet.

Mit den Inhalten der Instrumenteneinheit hinterm Lenkrad hat es BMW allerdings zu gut gemeint, es sind arg viele, die Infoflut trübt die Übersichtlichkeit. Der ungemein praktische Dreh-Drück-Regler, über den sich der Hauptbildschirm früher und noch immer in anderen BMW-Modellen bedienen ließ, musste aus dem neuen Active Tourer ausziehen, schade. So werden die Kacheln mit ihrer zunächst zu erforschenden Menütiefe über Tippen und Wischen angesteuert. Weitestgehend gut funktioniert die Sprachsteuerung („Hey, BMW“), auf Wunsch meldet sich die Damenstimme nicht nur mit Verbrauchswert oder Reichweite zu Wort, sondern hat sogar einen Witz parat, wir zitieren: „Was sagt ein Origami-Lehrer zu seinem Schüler? Das kannste knicken“. Nun gut.

Beim Head-up-Display handelt es sich nur um die einfache Lösung mit Plexiglasscheibe. Toll fanden wir die Smartphone-Ablage, das Handy nimmt zum induktiven Laden aufrecht Platz und wird im Sichtfeld des Fahrers von einer Spange fixiert. Ästhetisch sehr befriedigend zudem die gleichsam freischwebende Mittelkonsole mit Startknopf, Automatik-Shifter, Lautstärkeregler und Direkttastern für die Fahrmodi. Unter der Bedieninsel bleibt eine nützliche Ablagefläche frei. Und als echten Genuss empfanden wir es, das ungemein dicke M-Lederlenkrad zu umfassen.

Wie viel Platz er hat: Der 2er Active Tourer ist ein sehr praktisches Auto. Das fängt beim bequemen Ein- und Ausstieg an und setzt sich beim guten Raumgefühl auf allen fünf Sitzplätzen fort. Der Blick nach hinten trifft bei umgeklappten Rücksitzlehnen auf eine große Leere von 1455 Litern, die auf Befrachtung wartet, was dank der niedrigen Ladekante komfortabel gelingt. Standardmäßig nimmt das mit Unterflurfach versehene Gepäckabteil 470 Liter auf, kann aber insofern erweitert werden, als sich die Rücksitzbank um 13 Zentimeter längs verschieben lässt (Option) und die Lehnen außerdem in Cargo-Position einzurasten sind. Die Heckklappe öffnet und schließt serienmäßig elektrisch.

Fahrbericht: BMW 218d Active Tourer

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Was ihn antreibt: Ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbodiesel mit Common-Rail-Direkteinspritzung und 110 kW/150 PS. Serienmäßig transferiert ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe die Motorkräfte an die Vorderräder.

Der Selbstzünder ist nur eine von vielen Antriebsvarianten, außer einer rein batterieelektrischen Version hat BMW nichts ausgelassen. Neben dem 218d gibt es den stärkeren 223d xDrive (mit Allradantrieb), außerdem vier Benziner und zwei Plug-in-Hybride. Nur die Diesel bleiben ganz ohne elektrische Unterstützung.

Wie er sich fährt: Unproblematisch, gut beherrschbar und handlich, dank der präzisen Lenkreaktionen zielgenau ums Eck zu steuern. Die straffe Grundnote des adaptiven M-Fahrwerks (Bestandteil des M-Sportpakets) führt dazu, dass der Active Tourer ganz minivanuntypische, sportliche Seiten zeigt, was andererseits aber etwas zulasten des Fahrkomforts geht.

Und der Diesel? Seine 110 kW/150 PS reichen völlig aus; auch weil das Drehmoment von 360 Newtonmetern schon bei 1500 Touren bereitsteht, beschleunigt der 218d recht kräftig, erst bei höherem Tempo jenseits der Autobahnrichtgeschwindigkeit tut er sich etwas schwerer. Von 0 auf 100 km/h geht es in 8,8 Sekunden, maximal werden 220 km/h erreicht.

Akustische Auffälligkeiten lässt der 218d sein, auch das senkt den Stresslevel auf der Langstrecke. Und das elegant schaltende Doppelkupplungsgetriebe - im Falle unseres Testwagens die "Sport"-Ausführung der 7-G-Steptronic - erweist sich als reaktionsschneller Blitzmerker.

Gleichzeitig erfährt der Active Tourer Beistand von so gut wie allen nur denkbaren Assistenzsystemen, teils freilich gegen Zuzahlung. Der Adaptivtempomat, der automatisch das vorgegebene Speedlimit übernimmt, arbeitet ebenso verlässlich wie die Abstandsregelung mit Stop-and-Go-Funktion, die bis 210 km/h tätig wird.

Einen nicht minder guten Job erledigt der Parkassistent, der beim Ein- und Ausparken komplett die Fahrzeugführung übernimmt und sich beim Rangieren so nahe an Hindernisse heranwagt, wie es der besorgte Fahrer vermutlich eher nicht riskieren würde. Das Gedächtnis des Rückfahrassistenten wiederum speichert langsame Vorwärtsmanöver bis zu 36 km/h ab, um das Fahrzeug später auf gleichem Wege aus diffizilen Engstellen herauszusteuern. Das macht das Leben in bestimmten Situationen durchaus leichter. Gemeinsam mit der Rückfahrkamera werden beide Systeme serienmäßig verbaut.

Fahrbericht: BMW 218d Active Tourer

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Was er verbraucht: Ach, ein Diesel! Über 1000 Kilometer Reichweite zeigt das Display an, als wir unseren Testwagen übernehmen, dabei ist der Tank mit 45 Litern gar nicht mal überdimensioniert. Werte um 4,5 l/100 km zu erreichen, ist kein Kunststück, im Schnitt haben wir 5,1 l/100 km notiert.

Was er bietet: BMW ist nicht unbedingt dafür bekannt, ein Füllhorn serienmäßiger Ausstattungsdetails in seine Fahrzeuge zu kippen. Insofern darf man durchaus erstaunt sein über das, was der Active Tourer so alles schon ab Werk mitbekommt: Voll-LED-Scheinwerfer beispielsweise, das Curved-Display mit Navi, ferner kabellosen Smartphone-Anschluss, Zweizonen-Klimaautomatik, Regensensor, die elektrisch öffnende/schließende Heckklappe sowie die genannten Parkassistenten plus Rückfahrkamera. Das heißt natürlich nicht, dass die Preisliste nicht noch eine ganze Menge teurer Versuchungen bereithält.

Was er kostet: Ab 39.800 Euro. Unser Testwagen, unter anderem mit M-Sportpaket (3600 Euro) kam auf 55.250 Euro.

Was wir meinen: Der 2er Active Tourer markiert für BMW wahrscheinlich nicht den großen Imageträger. Aber: Er ist praktisch, geräumig, angenehm zu fahren und als Diesel obendrein sparsam. Gut also, dass es ihn noch gibt.

Die Daten des BMW 218d Active Tourer

Antrieb Diesel, Frontantrieb, 7-G-Doppelkupplungsgetriebe

Hubraum 1995 ccm

Zylinder 4

Leistung 110 kW/150 PS bei 3750 - 4000/min

max. Drehmoment 360 Nm bei 1500 - 2500/min


Höchstgeschwindigkeit 220 km/h

Beschleunigung 0 - 100 km/h 8,8 sec


Normverbrauch WLTP 5,3 – 4,8 l D/100 km

Testverbrauch 5,1 l D/100 km

CO2-Emission 138 - 125 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d


Länge 4,39 m

Breite 1,82 m ohne, 2,10 mit Außenspiegeln

Höhe 1,58 m

Sitzplätze 5

Gepäckraum 470 bis 1455 l

Kraftstoff-Tank 45 l

Leergewicht 1545 - 1620 kg

zulässiges Gesamtgewicht 2085 kg

Anhängelast 1400 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst)


Preis ab 39.800 Euro

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