Mini-SUV mit Hybrid- und Allradantrieb

Fahrbericht: Toyota Yaris Cross Hybrid AWD-i

Ulla Ellmer

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19.4.2022, 17:13 Uhr
Fahrbericht: Toyota Yaris Cross Hybrid AWD-i

© Hersteller

Wie er aussieht: Wenn man das expressive Toyota-Design mag: Gut! Zumindest ist der Yaris Cross keiner, der sich unauffällig in der Menge der Mini-SUVs versteckt, in der sonst noch VW T-Cross, Seat Arona, Ford Ecosport oder Nissan Juke unterwegs sind. Über den Kleinwagen Yaris, von dem er abgeleitet ist, wächst der Yaris Cross rundum hinaus, am deutlichsten in der Länge, da gleich um 24 Zentimeter, macht insgesamt 4,18 Meter. Auch in Sachen Bodenfreiheit erhebt sich der Cross über seinen kleinen Bruder, man strebt ja schließlich eine Identität als SUV an.

Der Blick des Betrachters hakt sich an zahlreichen Sicken und Kanten fest, plusterbackig ausgestellte Radhäuser unterstreichen den robusten Look, und auf Wunsch gibt es schicke Zweifarblackierungen und überhaupt muntere Farben.

Wie er eingerichtet ist: Nicht so, dass dem Lifestyler das Adjektiv „fancy“ über die Lippen kommen würde. Aber solide, sowohl was die Materialauswahl betrifft als auch, was die Bedienbarkeit und die für den Fahrer/die Fahrerin wichtigen Infoquellen anbelangt. Das Display hinterm Lenkrad lässt sich mit verschiedenen Anzeigen belegen, der Touchscreen ist gut ablesbar, zufrieden haben wir die Taster und Drehregler für Klimatisierung und Lüftung zur Kenntnis genommen. Das Lenkrad erschien uns etwas überfrachtet mit Funktionselementen, aber irgendwo müssen die ja hin in einem Kleinwagen. Nicht gut gefallen hat uns das Fingern nach der Taste für die Lenkradheizung, sie nimmt eine ungünstige Linksuntenposition am Armaturenträger ein.

Schön dagegen: Das Smartphone kontaktet kabellos Apple CarPlay und Android Auto, der induktive Ladeplatz lässt sich per Knopfdruck abschalten. Und es gibt tatsächlich ein echtes Head-up-Display, nicht die Light-Lösung mit Plexiglasscheibe. Allerdings bleibt es nur zwei der sechs Levels vorbehalten (Adventure und Elegant) und versteckt sich in jeweils unterschiedlichen Paketen. Die Wege der Ausstattungsstrategen sind manchmal unerforschlich.

Fahrbericht: Toyota Yaris Cross Hybrid AWD-i

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Wie viel Platz er hat: Ausreichend und der Klasse angemessen. Das Plus an Bodenfreiheit führt zu einer angenehm erhöhten Sitzposition, bis auf den Mittelplatz ist auch der Fond ein guter Aufenthaltsort. Verschieben lassen sich die Rücksitze allerdings nicht, T-Cross-Eigner sind da im Vorteil.

Wissen muss man auch, dass das Allradmodell hinsichtlich Kofferraumgröße und -nutzbarkeit nicht auf Augenhöhe mit dem Fronttriebler liegt. Der für die Hinterachse zuständige Elektromotor braucht Platz, und so schrumpft das Gepäckraumvolumen beim AWD von 397 auf 320 Liter. Außerdem muss er auf den praktischen, im Verhältnis 60:40 geteilten zweiten Gepäckraumboden verzichten. Aber, und das ist in dieser Klasse nicht selbstverständlich: Ausstattungsabhängig schwingt die Heckklappe elektrisch und animiert vom Fußbewegungssensor auf.

Fahrbericht: Toyota Yaris Cross Hybrid AWD-i

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Was ihn antreibt: Ein Hybridsystem, was sonst bei Toyota. Konkret also ein 1,5-l-Dreizylinder-Benziner mit 68 kW/92 PS, der einen thermischen Wirkungsgrad von 40 Prozent erreicht. Nach Herstellerangaben stellt er sich damit besser als ein Diesel. Kollege des Dreizylinders ist ein 59 kW/80 PS starker Elektromotor. Zusammen bringen es die Partner auf eine Systemleistung von 85 kW/116 PS. Außerdem gehört eine kleine Lithium-Ionen-Batterie der Kapazität 0,8 kWh zum Team. Geladen wird sie während der Fahrt, durch Bremsenergierückgewinnung (Rekuperation), was sich durch eine spezielle B-Fahrstufe noch intensivieren lässt. Extern aufladbar ist der Akku hingegen nicht, deshalb gibt es für den Yaris Cross auch keinen Umweltbonus, wie ihn Plug-in-Hybride erhalten. Dafür ist der Akku schön leicht, nur 27 Kilogramm wiegt er. Und besagte Förderung soll den PHEVs ja eh bald entzogen werden.

Wie er sich fährt: Ohne Emissionen und Kraftstoffverbrauch, sagt Toyota, seien Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h möglich. Unter welchen Umständen dieses Kunststück gelingen soll, ist uns verborgen geblieben. In unseren Händen hat der Yaris Cross Anfahr- und Rangiermanöver unter leisem elektrischen Singsang absolviert, um Tempo 25 herum wurde dann aber schon der Verbrenner aktiv. Entsprechend begrenzt gehorcht der elektrische EV-Modus. Dennoch bestätigte der Blick auf die Energiefluss-Anzeige, dass es zwischendurch und da gerade in der Stadt erstaunlich oft ohne Zutun des Dreizylinders vorangeht. Die beiden Antriebsaggregate agieren als gut eingespieltes Team, ihr Wechselspiel geht unauffällig und harmonisch vonstatten.

Aus den Startlöchern kommt der Cross flink, höhere Autobahngeschwindigkeiten und Beschleunigungsvorgänge, etwa beim Überholen, strengen ihn aber spür- und vor allem hörbar an. Ein empfindsames Gehör sollte man besser nicht haben, auch weil die stufenlose Automatik noch immer dafür sorgt, dass ein beherzterer Tritt aufs Gaspedal mit missmutigem Aufheulen beantwortet wird.

Fahrbericht: Toyota Yaris Cross Hybrid AWD-i

© Hersteller

Vom Allradantrieb ist bereits die Rede gewesen. Toyota nennt ihn AWD-i, er kostet 2670 Euro Aufpreis und arbeitet mit einem zweiten E-Motor an der Hinterachse. Drei Fahrprogramme – Normal, Trail und Snow – passen das Tun des Systems an die jeweilige Situation an, zudem gibt es eine Bergabfahrkontrolle. Durch schweres Geläuf wird sich der Yaris Cross AWD-i nicht wühlen, wenn die automobile Lebenssituation seines Nutzers aber gelegentlich eine Extra-Portion Traktion erforderlich macht, kann die Technologie durchaus sinnstiftend sein.

Was er verbraucht: Dass das Hybridsystem den Verbrenner immer wieder in die Pause schickt, macht sich beim Verbrauch positiv bemerkbar. In der Stadt ließ sich das von uns gefahrene Allradmodell (laut Hersteller bleibt es ohne Mehrgewicht) mit einer Drei vor dem Komma bewegen, mit Topspeed über die Autobahn zu eilen, kann indes 8er-Werte zur Folge haben. Im Schnitt hielten wir 5,7 l/100 km fest.

Was er bietet: Toyota bietet den Yaris Cross in sechs Ausstattungsvarianten an. Das Basismodell ist allerdings nicht als AWD zu haben. Hier muss es mindestens das zweite Level „Comfort“ sein. Zu Klimaanlage und Safety-Sense-Paket (unter anderem mit Frontkollisionswarner, Notbrems-Assistent mit Fußgänger- sowie Radfahrererkennung, ferner mit Kreuzungs-, Spurhalte- und Spurverfolgungs-Assistent, Verkehrszeichenerkennung und Adaptivtempomat) addiert sich dann unter anderem das Multimediasystem mit 8-Zoll-Touchscreen und Smartphone-Integration, außerdem gehören Rückfahrkamera, Leichtmetallfelgen und Regensensor zum Lieferumfang.

Was er kostet: Für den Yaris Cross Comfort AWD-i werden Preise ab 28.160 Euro aufgerufen. Das frontgetriebene Basismodell ist ab 23.290 Euro zu haben.

Was wir meinen: Von seinen Artgenossen im Segment der Mini-SUVs hebt sich der Toyota Yaris Cross mit extrovertiertem Design, sparsamer Hybridtechnologie und optionalem Allradantrieb ab. Auf den ersten Blick ist er kein Schnäppchen, was sich aber durch die gute Ausstattung wieder relativiert.

Datenblatt: Toyota Yaris Cross Hybrid AWD-i

VERBRENNUNGSMOTOR:

Hubraum 1490 ccm

Zylinder 3

Leistung 68 kW/92 PS bei 5500/min

max. Drehmoment 120 Nm bei 3800/min

ELEKTROMOTOR VORN:

Leistung 59 kW/80 PS

Drehmoment 141 Nm

ELEKTROMOTOR HINTEN:

Leistung 3,9 kW/5,3 PS

Drehmoment 51 Nm

HYBRIDANTRIEB

Systemleistung 85 kW/116 PS

Systemdrehmoment 360 Nm

Batteriekapazität 1,0 kWh brutto, 0,8 kWh netto

Höchstgeschwindigkeit 170 km/h

Beschleunigung 0 - 100 km/h 11,8 sec

Normverbrauch WLTP 5,1 - 4,7 l S/100

Testverbrauch 5,7 l/100 km

CO2-Emission 116 - 107 g/km

Schadstoffnorm Euro 6 AP

Energie-Effizienzklasse A

Länge 4,18 m

Breite 1,77 m

Höhe 1,60 m

Sitzplätze 5

Kofferraum 320 bis 1097 l

Kraftstoff-Tank 36 l

Leergewicht 1170 - 1360 kg

zulässiges Gesamtgewicht 1690 - 1775 kg

Anhängelast 750 kg (gebremst), 550 kg (ungebremst)

Stufenloses Automatikgetriebe, Allradantrieb

Versicherungs-Typklassen 18 (HP), 20 (TK), 22 (VK)

Preis ab 28.160 Euro

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