Aus nach fast 50 Jahren

Ford beendet eine Ära: Für den Fiesta kommt 2023 das Produktionsende

Ulla Ellmer

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26.10.2022, 15:46 Uhr
Keine Zukunft mehr: Ford nimmt den Fiesta aus dem Programm.

© Hersteller Keine Zukunft mehr: Ford nimmt den Fiesta aus dem Programm.

Es war ein klassischer Dreikampf: Über Jahre hinweg haben VW Polo, Opel Corsa und Ford Fiesta den Wettstreit um die Gunst der Kleinwagenkunden unter sich ausgemacht. Doch das ist lange her. Der Corsa, von dem es inzwischen auch eine sehr erfolgreiche elektrische Variante gibt, behauptet sich unangefochten an der Spitze des Segments. Auch der Polo bleibt noch als Kaufoption erhalten. Der Fiesta aber war zuletzt arg abgerutscht, nur noch rund 6700 Neuzulassungen hat die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für das erste Halbjahr 2022 verzeichnet. Zum Vergleich: Der Corsa brachte es auf knapp 25.000 Einheiten, der Polo immerhin auf fast 13.000.

Die erste Fiesta-Generation kam 1976 auf den Markt.

Die erste Fiesta-Generation kam 1976 auf den Markt. © Hersteller

Und so hat es der Fiesta Ford leicht gemacht, ihn aus dem Programm zu nehmen. Nach 47 Jahren kommt jetzt das Aus. Im Juni 2023 wird die Produktion im Stammwerk Köln-Niehl eingestellt. Alle bereits bestellten Exemplare, beruhigt Ford, würden aber noch gebaut und ausgeliefert, überhaupt blieben die Auftragsbücher so lange offen, bis „das verbleibende Produktionsvolumen aufgefüllt ist“. Auf der Kunden-Webseite steht allerdings bereits der Hinweis, dass nur noch Lagerfahrzeuge verfügbar sind, das gilt ebenso für das Mini-SUV-Derivat EcoSport, dessen Tage laut Ford-Sprecher Isfried Hennen „ebenfalls gezählt sind“.

Auch der Ford Galaxy verabschiedet sich.

Auch der Ford Galaxy verabschiedet sich. © Hersteller

Es ist aber nicht nur der Fiesta, den der Bannstrahl trifft. Auch die Produktion der Großraumlimousinen Galaxy und S-Max im spanischen Valencia findet zum Frühjahr 2023 ein Ende. Nach ihrem Höhenflug in den 1990er-Jahren ist es für Vans ganz allgemein bergab gegangen. Viele Familien geben inzwischen einem schicken SUV oder Crossover den Vorzug. Wie beim Fiesta verweist Fords Kunden-Webseite nurmehr auf Lagerfahrzeuge. Offiziell heißt es, dass die Orderbücher für Galaxy und S-Max kürzlich geschlossen worden seien, Neubestellungen seien nicht mehr möglich.

Zeitgleich mit dem Fiesta endet in Köln auch die Produktion von Verbrennungsmotoren. Die Herstellung des Einliter-Benziners wandert in das Motorenwerk Craiova/Rumänien ab.

Ebensowenig wie der Galaxy darf der S-Max bleiben.

Ebensowenig wie der Galaxy darf der S-Max bleiben. © Hersteller

Für die Zukunft fokussiert sich Ford auf Elektrisches. Mit dem Mustang Mach-E führt man bereits einen reinen Stromer im Programm. Ihm folgt 2023 ein mittelgroßer E-Crossover. Er soll im „Cologne Electrification Center“ (CEC) entstehen, das derzeit auf dem Werksgelände in Köln-Niehl errichtet wird. Das Interessante an dem neuen Modell ist, dass es einer Kooperation mit Volkswagen entspringt. Die Wolfsburger stellen dazu ihren Modularen Elektro-Baukasten (MEB) zur Verfügung, auf dem beispielsweise ID.3, ID.4 und ID.5 aufbauen, aber auch Cupra Born oder Skoda Enyaq. Ford wird noch für einen weiteren Crossover auf den MEB zurückgreifen.

Ebenfalls für 2024 avisiert ist eine batterieelektrische Variante des Puma. Er darf vorerst auch mit klassischem Antrieb bleiben, ebenso wie das Kompakt-SUV Kuga mitsamt seiner Plug-in-Hybrid-Ausführung.

Der Fiesta ist nicht der erste Kleinwagen, der vor dem Karriereende steht. So hat Audi bereits angekündigt, dass der A1 keinen Nachfolger mehr bekommt. Ähnliches blüht wohl auch dem Polo. Die technische Basis der beiden (MQB A0) eignet sich nicht einmal für Teilelektrifizierung, also Hybridisierung. Das Angebot an ganz kleinen Autos wiederum ist bereits stark ausgedünnt worden. Seat Mii und Skoda Citigo haben sich ebenso verabschiedet wie Peugeot 108, Citroën C1 oder der Smart forfour. Die künftig noch weiter verschärften Emissionsstandards (Euro7) zu erfüllen, würde einen so großen Aufwand erfordern, dass unterm Strich ein viel zu hoher und damit unattraktiver Verkaufspreis stünde.

Rennsemmel: Der 200 PS starke Fiesta ST.

Rennsemmel: Der 200 PS starke Fiesta ST. © Hersteller

Rückblick: Der Ford Fiesta hat 1974 das Licht der automobilen Welt erblickt. In 13 Ländern sind seither rund 18,2 Millionen Einheiten gebaut worden. Neben dem „zivilen“ Fiesta muss auch der sportliche ST seinen Hut nehmen.

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