Als Mildhybrid

Im Fahrbericht: Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEV Xtronic

9.12.2021, 15:04 Uhr
Im Fahrbericht: Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEV Xtronic

© Hersteller

Wie er aussieht: Nissan – die kommen doch aus Japan? Schon richtig. Aber: Der Qashqai ist zumindest geographisch ein waschechter Europäer. Vom Band läuft er im britischen Sunderland, die Technik wurde in Cranfield entwickelt, und für das Styling zeichnet das Nissan-Designstudio in London verantwortlich. Die Crossover-Typologie verortet den Qashqai in einem dicht besiedelten Marktsegment, wo er unter anderem auf VW Tiguan, Seat Ateca, Skoda Karoq, Hyundai Tucson oder seinen französischen Technik-Bruder Renault Kadjar trifft, mit dem er sich die CMF-C-Plattform teilt. Allesamt Nachzügler, denn Nissans mit Stolz vorgebrachtem Hinweis, dass der erste Qashqai vor nunmehr 14 Jahren auch der erste SUV-Crossover war, wollen wir nicht widersprechen.

Qashqai, den Dritten, gibt es seit diesem Sommer. Maskuliner sieht er aus als sein Vorgänger und wohlproportionierter, den Kühlergrill rahmt eine doppelte Chromspange ein, die Leuchtengrafik reduziert sich auf eine sportlich-schmale Leiste.

Nicht versäumen wollen wir es an dieser Stelle, die Herkunft des eigentümlichen Namens zu klären: Er bezieht sich – warum auch immer – auf die Kaschgai, ein im Iran beheimatetes Nomadenvolk.

Wie er eingerichtet ist: Modern und gleichermaßen funktional wie edel. Unser Testwagen entsprach dem Top-Ausstattungslevel Tekna+, das sich neben Massagesitzen mit schick abgesteppten Lederbezügen (zwischen denen ein Mittelairbag sitzt) auch ein Bose-Premium-Soundsystem und ein Panorama-Glasdach im XL-Format zu eigen macht.

Im Fahrbericht: Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEV Xtronic

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Erfreulicherweise ist Nissan nicht dem Irrweg anderer Hersteller gefolgt, sämtliche Bedienelemente zu digitalisieren und in einem Touchscreen zu verstecken. Solch einen berührungsempfindlichen Bildschirm gibt es zwar an Bord, das neue Infotainment befleißigt sich blitzschneller Denke und einer logisch aufgebauten Menüführung, Kameras schicken beim Rangieren ein hilfreiches 360-Grad-Bild auf den Monitor. Gleichzeitig aber darf noch ganz klassisch auf Taster gedrückt und an Knöpfen gedreht werden, was vor allem des reduzierten Ablenkungspotenzials wegen Würdigung verdient. Das inzwischen obligatorische digitale Fahrerinstrument rückt auch der Qashqai ins Blickfeld, und ausstattungsabhängig projiziert ein tolles Head-up-Display von 10,8 Zoll Größe die wichtigsten Infos auf die Fahrbahn.

Ebenfalls ausstattungabhängig steht außerdem ein WiFi-Hotspot für bis zu sieben mobile Geräte bereit, und es halten sich die Sprachassistenten Google Assistant sowie Amazon Alexa ansprechbereit.

Wie viel Platz er hat: Fünf Passagiere finden im Qashqai Platz. Dass es sich vorne gut und bequem reisen lässt, ist im Segment gesetzt. Das Hinterstübchen bietet ein annehmbares Maß an Kopf- und Kniefreiheit, überragend fällt es nicht aus. Auch der Kofferraum bleibt eher überschaubar dimensioniert. 406 bis 479 Liter nimmt er auf, bei umgelegten Rücksitzlehnen wächst das Volumen auf bis zu 1422 Liter. Einen sinnstiftenden Beitrag zum Lademanagement leisten in Ergänzung zum doppelten Ladeboden die beiden „Flexiboards“, die sich variabel und auch hochkant einsetzen lassen.

Was ihn antreibt: Ein 1,3-l-Vierzylinder-Benziner mit 116 kW/158 PS und 12-Volt-Mildhybridsystem samt integriertem Startergenerator. Rein elektrisch fahren lässt es sich damit zwar nicht. Die kleine Lithium-Ionen-Batterie speichert aber die beim Verzögern gewonnene Bremsenergie, so erhält der Ottomotor beim Beschleunigen ein gewisses Maß an elektrischer Unterstützung, außerdem hilft das System beim Kraftstoffsparen.

Die 158-PS-Maschine kooperiert immer mit einem stufenlosen CVT-Getriebe, diese Automatik heißt im Nissan-Sprachgebrauch Xtronic. Speziell beim Allradmodell verteilt sie die Antriebskräfte intelligent und bedarfsgerecht zwischen Vorder- und Hinterachse. Über den runden Fahrmodus-Regler auf der Mittelkonsole sind zudem verschiedene Programme von Standard über Eco bis hin zu Sport, Schnee und Offroad anzuwählen.

Im Fahrbericht: Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEV Xtronic

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Wer auf die 4WD-Technik verzichten kann, bekommt den Qashqai auch als bloßen Fronttriebler, der Preisunterschied macht 2000 Euro aus. Weitere 2000 Euro spart es ein, die Version mit manueller Sechsgangschaltung zu bestellen.

Ausschließlich mit Vorderradantrieb und Handschaltung fährt die kleinere Ausbaustufe des 1.3 DIG-T Mildhybrid vor, die sich auf 103 kW/140 PS beschränkt. Einen Selbstzünder kann der Kunde nicht ordern, beim Qashqai hat es sich ausgedieselt.

Wie er sich fährt: Fahrtechnisch tut der Qashqai das, was von einem Crossover erwartet wird – er liefert eine ebenso souveräne wie unaufgeregte Form der Fortbewegung, dreht fleißig hoch und lässt sich dank der elektrischen Unterstützung kein Turboloch anmerken. Dass es nicht eben explosiv vorangeht, ist gemäß des Anforderungsprofils zweitrangig, 198 km/h Topspeed reichen allemal aus. Die Lenkung arbeitet leichtgängig und direkt, die Xtronic hat uns insofern positiv überrascht, als sie schnell und ruckfrei die simulierten Gänge wechselt, das mit dieser Getriebegattung oft verbundene unschöne Aufheulen des Motors haben die Nissan-Ingenieure auf stumm geschaltet.

Gut ist auch die Fahrwerksabstimmung gelungen, der Nissan-Crossover lässt es erfreulich handlich und agil angehen, nur Frostflicken und ähnliche Beeinträchtigungen dürfte er etwas geschmeidiger wegstecken. Verlässlich arbeitet der adaptive Geschwindigkeits- und Abstandsassistent mit seinen teilautonomen Fahrfunktionen, auch ein Querverkehrswarner oder ein vorausschauender Notbremsassistent zählen zu den elektronischen Helfern.

Was er verbraucht: Wenn man ihn scheucht, schluckt der Qashqai schon mal über 9 l/100 km. Unser Testverbrauch hat sich bei genügsameren – wenn auch nicht berühmten - 7,4 l/100 km eingependelt.

Was er bietet: Voraussetzung für die Kombi aus Xtronic und 158 PS ist die dritte von fünf Ausstattungsvarianten. N-Connecta heißt sie und beinhaltet schon eine ganze Menge – Navi, Rückfahrkamera, Smartphone-Anbindung (Apple CarPlay drahtlos), Around-View-Monitor mit 360-Grad-Rundumsicht sowie 18-Zoll-Leichtmetallfelgen beispielsweise.

Im Fahrbericht: Nissan Qashqai 1.3 DIG-T MHEV Xtronic

© Hersteler

Was er kostet: Mit Allradantrieb ab 38.510 Euro. Unser nahezu vollausgestatteter Testwagen in der Topversion Tekna+ kam auf 47.170 Euro.

Was wir meinen: In dritter Generation empfiehlt sich der Nissan Qashqai als ausgereifter Crossover mit modernem, intuitiv funktionierenden Bedienkonzept und gelungenem Mildhybridantrieb, der allerdings keine Sparrekorde aufstellt.

Eine besonders interessante Motorisierung folgt im zweiten Quartal 2022. Der e-Power arbeitet mit einem 1,5-l-Dreizylinder-Turbobenziner, der wiederum Strom für einen 140 kW/190 PS starken Elektromotor erzeugt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt beispielsweise Honda beim HR-V und beim Jazz. Ebenfalls 2022 erfolgen die ersten Auslieferungen des ersten Nissan-Stromers Ariya, der dann die rein elektrische Alternative zum Qashqai markiert.

Die Daten des Nissan Qashqai 1.D DIG-T Mild-Hybrid Xtronic 4WD

Hubraum 1332 ccm, Zylinder 4, Leistung 116 kW/158 PS bei 5500/min, max. Drehmoment 270 Nm bei 1800 - 3750/min, Spitze 198 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 9,9 sec, Normverbrauch innerorts 7,3, außerorts 5,5, kombiniert 6,2 l S pro 100 km, Testverbrauch 7,4 l S/100 km, CO2-Emission 140 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-ISC-FCM, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,43 m, Breite 1,84 m ohne, 2,08 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,63 m, Kofferraum 436 - 1422 l, Kraftstoff-Tank 55 l, Leergewicht 1577 – 1645 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2040 kg, Zuladung 395 - 436 kg, Anhängelast 1800 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst). Stufenloses CVT-Getriebe (Xtronic), Allradantrieb. Versicherungs-Typklassen 14 (KH), 21 (VK), 23 (TK). Preis ab 38.510 Euro.

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