Mit Solaranlage auf dem Dach
Lightship L1: Dieser Elektro-Caravan treibt sich selbst an
7.6.2023, 19:02 UhrWenn einer eine Caravan-Reise tut, dann braucht er ein kräftiges automobiles Zugpferd. Gern dazu hergenommen wurden, zumindest in Europa, traditionell drehmomentstarke Dieselmodelle, häufig als SUV. Doch die Autowelt soll bekanntlich elektrisch werden. Und das bedeutet, dass Caravan-Fans vor neuen Herausforderungen stehen. Noch lange nicht jedes Elektroauto verfügt über eine Anhängerkupplung. Und wenn doch, ruiniert das schwere Haus im Schlepp die Reichweite, die gerade auf langen Touren ohnedies ein heikles Thema ist.
Eine Lösung des Problems könnten Wohnwagen mit eigenem Elektroantrieb bringen, denn sie würden dem Zugfahrzeug nichts beziehungsweise nur wenig an Reichweite wegnehmen. Einen solchen Caravan hat das US-amerikanische Start-up Lightship erdacht. Der Lightship L1 ist ein futuristisch gestyltes, zweiachsiges Haus auf Rädern, dessen im Unterboden verbaute Antriebsbatterie eine Speicherkapazität von wahlweise 40 oder 80 kWh besitzt. Das ist stattlich. Zur Einordnung: Ein VW ID. Buzz arbeitet mit 77 kWh.
Als weiteren Vorteil bringt der E-Caravan die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden mit, er kann also seinerseits auch dem Zugwagen Strom spenden. Auch das ist aber noch nicht alles. Denn auf dem Dach und auf der Markise trägt der L1 eine 3-kW-Solaranlage, welche die elektrischen Verbraucher an Bord versorgt – den Kühlschrank beispielsweise, das Induktionskochfeld oder die Heizung. Damit, so verspricht es der Hersteller, wäre für rund eine Woche autarkes Camping-Leben gewährleistet. Propangas & Co. gelangen gar nicht erst zum Einsatz. Ansonsten wird die Traktionsbatterie an der Steckdose oder Ladestation aufgeladen.
Mit 3,4 Tonnen ein Schwergewicht
Mit einer Länge von über acht Metern und einem Gewicht von bis zu 3,4 Tonnen ist der L1 allerdings ein ziemlich großes und schweres Teil, das erstens eher jene Vorstellungen trifft, die man jenseits des Atlantiks von einem „Rolling Home“ hat und, zweitens, trotz der elektrischen Unterstützung die meisten E-Mobile in ihrer Eigenschaft als Zugpferd überfordern dürfte.
Blick in den hellen und ganz und gar nicht mit dem berüchtigten „Gelsenkirchener Barock“ eingerichteten Wohnbereich: Dort stehen Schlafplätze für vier bis sechs Personen bereit, die Küche verfügt sogar über eine Spülmaschine. Die großen Fenster sind teilweise nach außen aufzuklappen, im Stand lässt sich ein Hubdach ausfahren.
Ganz billig ist der L1 nicht. Mindestens 125.000 Dollar soll er kosten,, umgerechnet also rund 117.000 Euro. Mit der Produktion will Lightship Ende kommenden Jahres beginnen. Für eine Zulassung in Deutschland müssten allerdings noch einige rechtliche Fragen gelöst werden.
Die Idee eines E-Caravans hat das US-Start-up nicht für sich. Dethleffs war sogar schneller: Bereits 2019 hat das im Allgäu ansässige Unternehmungen einen sich selbst antreibenden vollelektrischen Wohnwagen namens e.home Coco vorgestellt. Kaufen kann man ihn indes immer noch nicht.
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