Plug-in-Hybrid – Preise ab 35.990 Euro

Mazda MX-30: Mehr Reichweite dank Wankelmotor

Ulla Ellmer

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15.1.2023, 14:28 Uhr
Mazda MX-30 Skyactiv-e R-EV: Das Spitzentempo wird auf 140 km/h begrenzt und liegt damit nur knapp über der Autobahn-Richtgeschwindigkeit.

© Hersteller Mazda MX-30 Skyactiv-e R-EV: Das Spitzentempo wird auf 140 km/h begrenzt und liegt damit nur knapp über der Autobahn-Richtgeschwindigkeit.

Ausgerechnet zur heraufziehenden Götterdämmerung des Verbrennermotors gelangt ein besonderer Vertreter der Spezies zu neuen Ehren. An den Rotationskolben- oder Wankelmotor, benannt nach seinem Erfinder Felix Wankel, werden sich wohl nur die Älteren beziehungsweise die motortechnisch bewanderten Kenner der Automobilhistorie erinnern. Eingesetzt hat den Wankel vor allem das Audi-Vorläuferunternehmen NSU, dessen Modell Ro 80 bis heute als Meilenstein mit Kultfaktor gilt. Mazda wiederum konnte die Wankel-Lizenz bereits 1961 von NSU erwerben, letztes Kreiskolbenmodell der Japaner war der Sportwagen RX-8, dessen Produktion 2012 ein Ende fand.

Wie beim reinen E-Modell ist auch die Batterie des R-EV extern aufzuladen. Ihre Kapazität beträgt allerdings nur 17,8 statt 35,5 kWh.

Wie beim reinen E-Modell ist auch die Batterie des R-EV extern aufzuladen. Ihre Kapazität beträgt allerdings nur 17,8 statt 35,5 kWh. © Hersteller

Nun bedienen sich die Japaner erneut des Wankelmotors. Dringend gebraucht wird er im elektrischen MX-30. Wie alle Mazdas ist der 4,40 Meter lange Crossover formal ein überaus erfreulicher Anblick - ungewöhnlich das Konzept der gegenläufig öffnenden Portaltüren, stilsicher eingerichtet das Interieur. Doch die Reichweite fällt betrüblich schmal aus. Im WLTP-Mix beträgt sie nur 200 Kilometer, bei einem winterlichen Test vor zwei Jahren notierten wir gerade einmal 150 Kilometer.

Premiere in Brüssel

Warum es nicht möglich ist, die kleine 35,5-kWh-Batterie durch eine größere mit mehr Reichweiten-Potenzial zu ersetzen, hat nach Einschätzung von Mazda-Sprecher Jochen Münzinger mit einem Packageproblem zu tun. Der MX-30 basiert auf einer sogenannten Mischplattform, die auch Verbrennermodelle wie den Mazda 3 trägt. Das setzt raumtechnische Grenzen. Und führt zurück zum Wankel: Auf der Motorshow von Brüssel (bis 22. Januar) stellt Mazda derzeit eine zweite Antriebsvariante des Crossovers vor, ein neu entwickelter Einscheiben-Kreiskolbenmotor mit 55 kW/75 PS und einem Kammervolumen von 830 ccm verhilft hier zu einem deutlich erweiterten Aktionsradius.

Das Prinzip funktioniert folgendermaßen: Tatsächlich angetrieben wird der MX-30 Skyactiv-e R-EV von einem 125 kW/170 PS starken Elektromotor, der den benötigten Fahrstrom aus einer extern aufladbaren Batterie bezieht. Ihre Kapazität – 17,8 kWh – reicht für 85 Kilometer elektrischer Strecke. Der Kreiskolbenmotor wiederum ist dazu da, einen Generator anzutreiben und so ergänzend auch während der Fahrt Strom zu produzieren. Das beschert mehr als 500 Kilometer zusätzlicher Reichweite, insgesamt ergeben sich rund 600 Kilometer.

Und warum ein Wankel? Der kompakten Bauweise wegen, heißt es bei Mazda, und weil seine konstruktionsbedingt vibrationsarme Arbeitsweise „das elektrische Fahrerlebnis nicht beeinträchtigt“. Wir werden das zu gegebenem Zeitpunkt überprüfen.

Extern aufladbar

Lokal emissionsfrei sind die generatorerzeugten Extrakilometer freilich nicht, denn der Kreiskolbenmotor muss schließlich mit Sprit versorgt werden, der in einem 50-Liter-Tank „gebunkert“ wird. Was den Verbrauch betrifft, ist von 1,0 l/100 km plus 17,5 kWh Strom die Rede. Die Batterie lässt sich an der AC-Wallbox dreiphasig und mit bis zu 11 kW laden, aus der DC-Schnellladestation fließen maximal 36 kW. Nach Herstellerangaben nimmt die Komplettladung an der Wallbox etwa eineinhalb Stunden in Anspruch, am Schnelllader dauert es von 20 bis 80 Prozent etwa 25 Minuten.

Aus dem Cockpit lassen sich die drei Fahrprogramme EV, Normal und Charge ansteuern. Letzterer Modus erlaubt es, einen bestimmten Ziel-Batterieladestand festzulegen.

Aus dem Cockpit lassen sich die drei Fahrprogramme EV, Normal und Charge ansteuern. Letzterer Modus erlaubt es, einen bestimmten Ziel-Batterieladestand festzulegen. © Hersteller

Extern aufladbare Batterie plus Benzinmotor und großer Tank – das hört sich nach Plug-in-Hybrid an und ist unterm Strich auch einer. Auf eine Kaufprämie darf der Kunde somit nicht hoffen. Zumindest aber bekommt der MX-30 R-EV ein E-Kennzeichen und gelangt in den Genuss der günstigen 0,5-Prozent-Dienstwagenbesteuerung.

Preislich liegt der Neue auf Augenhöhe mit seinem vollelektrischen Bruder – zumindest auf den ersten Blick. Beide Modelle starten bei 35.990 Euro, im Falle des reinen Stromers dürfen hiervon freilich noch 6750 Netto-Umweltbonus (brutto 7177,50 Euro) abgezogen werden. Das Basismodell „Prime Line“ macht sich unter anderem 18-Zoll-Leichtmetallräder, Rückfahrkamera und Navi zu eigen, das Topmodell unter insgesamt fünf Ausstattungsvarianten kostet 45.040 Euro, heißt „Edition R“, soll „die Rückkehr des Kreiskolbenmotors feiern“ und bietet unter anderem 360-Grad-Monitor, Bose-Soundsystem, zahlreiche Fahrassistenten, Glasschiebedach sowie eine spezielle Lackierung.

Mazda MX-30 Skyactiv-e R-EV in Kürze:

Wann er kommt: Bestellbar ab 1. Februar 2023, erste Auslieferungen wohl ab Juni

Wen er ins Visier nimmt: Keine unmittelbaren Konkurrenz, am ehesten die PHEV-Varianten von Kia Niro, Cupra Formentor oder Ford Kuga.

Was ihn antreibt: Elektromotor mit 125 kW/170 PS.

Was er kostet: Ab 35.990 Euro

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