Elektrisches Luxusboot

Projekt „The Icon“: Hier liegt ein BMW vor Anker

Ulla Ellmer

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18.5.2023, 12:02 Uhr
Elektrisches Wasserfahrzeug von BMW: Projekt "The Icon".

© BMW Elektrisches Wasserfahrzeug von BMW: Projekt "The Icon".

Cannes ist ohnehin ein Tummelplatz der Reichen und Schönen, dies um so mehr dann, wenn die Filmfestspiele an die Cote d’Azur rufen. Das ist im Augenblick – und noch bis zum 27. Mai – wieder der Fall. Und weil zum Lebensstil der Haute Volée oft auch ein Wasserfahrzeug der gehobenen Kategorie gehört, nutzt BMW die Gelegenheit, um „The Icon“ vorzustellen – ein elektrisches Boot, dem es weder an verhältnismäßig hoher Leistung noch an Luxus gebricht.

Gute Aussicht: Große Glasflächen ersetzen die übliche Bordwand.

Gute Aussicht: Große Glasflächen ersetzen die übliche Bordwand. © BMW

Die Optik stammt aus den Kreativstudios der BMW-Tochter Designworks, für die technische Umsetzung zeichnet der Yachtbauer Tyde verantwortlich. Elektroboote sind an sich nichts Neues, beschränken sich in aller Regel aber eher auf niedrige Geschwindigkeiten und wenig ergiebige Reichweiten.

The Icon ist erwartungsgemäß in einer anderen Liga unterwegs als die kleinen Bötchen, die gemächlich über den Ossiacher- oder Chiemsee schippern. Wo BMW beteiligt ist, muss es ebenso premiumwürdig wie einigermaßen leistungsstark zugehen. Und so wird das elektrische Edel-Boot von zwei E-Motoren mit jeweils 100 kW/136 über die Wellen getrieben, als Stromspeicher dienen insgesamt sechs Batterien, die aus dem BMW i3 stammen. Sie ermöglichen eine Reichweite von über 50 Seemeilen, also rund 100 Kilometern, die Betriebsgeschwindigkeit liegt bei 24 Knoten (etwa 44 km/h), die Höchstgeschwindigkeit erreicht 30 Knoten (rund 55 km/h). Im Vergleich zu einer Verbrenner-Motoryacht ist das vielleicht nicht rekordverdächtig, für „elektrische“ Verhältnisse aber respektabel.

Die sogenannten "Hydrofoils" heben den Rumpf über die Wasseroberfläche.

Die sogenannten "Hydrofoils" heben den Rumpf über die Wasseroberfläche. © BMW

Tyde hat The Icon mit sogenannten Hydrofoils ausgestattet. Die Technik solcher Unterwasser-Tragflächen stammt aus dem Segelrennsport. Sie heben den Rumpf aus den Wellen und lassen ihn gleichsam über der Wasseroberfläche schweben. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen sind so höhere Geschwindigkeiten möglich, und zum anderen wird der Fahrkomfort verbessert, der Gesellschaft an Bord soll schließlich nicht unter der Einwirkung harter Stöße oder Vibrationen der Champagner aus den Kelchen schwappen.

Salon-Atmosphäre: So sieht es an Bord aus.  

Salon-Atmosphäre: So sieht es an Bord aus.   © BMW

Großzügige Glasflächen ersetzen die konventionelle Bordwand, das gestattet ergiebige Ausblicke. Im feinen Salon finden sich ein luxuriöser Teppich und Möbel aus Metallblechen, deren Oberflächenstruktur – wie es heißt – das Sonnenlicht auf den Boden reflektiert wie Wellen auf dem Meer. Die komfortablen Sessel lassen sich zum Zwecke kommunikativen Miteinanders um 360 Grad drehen; den Steuerstand schmücken ein Steuerrad und Instrumente im BMW-Design, und die ansonsten übliche Vielzahl der nautischen Instrumente wurde in einer digitalen Steuereinheit vereint. Die Bedienung erfolgt über einen 32 Zoll großen Touchscreen, Schlüsselfunktionen sind auch via Sprachsteuerung abrufbar.

Steuerstand: Hier walten Kapitän oder Kapitänin

Steuerstand: Hier walten Kapitän oder Kapitänin © BMW

BMW ist nicht der erste Automobilhersteller, der sich dem Element Wasser widmet und das Thema "Yachting" oft als Marketing-Instrument nutzt. Lamborghini beispielsweise hat gemeinsam mit The Italian Sea Group das Speedboat "Tecnomar for Lamborghini 63" Kiel gelegt. Mercedes-AMG kooperiert mit dem Speedboatspezialisten Cigarette Racing, Bugatti hat mit dem Schiffsbauer Palmer Johnson zusammengearbeitet und als Ergebnis das 20 Meter lange Luxusmotorboot Niniette präsentiert. Porsche wiederum holte buchstäblich Dynamiq ins Boot und diente den Superreichen dieser Welt die 14-Millionen-Euro-Yacht Gran Turismo Transatlantic an. Lexus ließ gemeinsam mit der amerikanischen Werft Marquis Yachts die 20 Meter lange und mit einem Volvo-Motor ausgestattete Luxus-Yacht LY 650 zu Wasser, Aston Martin das 11-Meter-Powerboot AM37, dahinter stand die Expertise von Quintessence Yachts. Cupra schuf gemeinsam mit dem spanischen Schiffsbauer De Antonio Yachts die Acht-Meter-Yacht D28 Formentor zu Wasser. Und die Silent 50 des Schiffsbauunternehmens Silents-Yachts ist ein rund 15 Meter langer Katamaran, der mit Solarstrom betrieben wird und den elektrischen Antriebsstrang des VW ID.3 nutzt.

The Icon von BMW und Tyde ist mehr als eine Konzeptstudie. Das elektrische Wasserfahrzeug sei ein „vollständig ausgereiftes Serienprodukt“, heißt es, das an die individuellen Wünsche der Kundschaft anpassbar sei. Preise wurden nicht kommuniziert. Aber die dürften für die Luxusklientel ohnedies nur eine untergeordnete Rolle spielen.

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