Planschen, wo Energie gewonnen wird

Baden mal anders: Der idyllische Schluchsee im Schwarzwald ist wie ein warmer Alpensee

Clara Grau

Lokalredaktion Nürnberg

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7.8.2023, 14:26 Uhr
Der Schluchsee im Hochschwarzwald ist bei Wassersportlern und Badefreunden beliebt.

© Tourismusverband Hochschwarzwald, NNZ Der Schluchsee im Hochschwarzwald ist bei Wassersportlern und Badefreunden beliebt.

Ganz klein fühlt sich der Mensch, der am Fuße der Staumauer des Schluchsees steht. 36 Meter grauer Beton ragen in die Höhe, gut 25 Meter gehen nochmal unsichtbar in die Tiefe, 22 Meter ist das Bollwerk dick. Die Staumauer des Schluchsees im Hochschwarzwald ist ein wahrlich enormes Bauwerk.

Der Schluchsee ist als Pumpspeicher für die Energiesicherheit in Deutschland enorm wichtig. Aber man kann hier auch Wassersport treiben und baden. 

Der Schluchsee ist als Pumpspeicher für die Energiesicherheit in Deutschland enorm wichtig. Aber man kann hier auch Wassersport treiben und baden.  © Schluchseewerk, NNZ

Eine Katastrophe wie am ukrainischen Kachowka-Stausee sei hier nicht möglich, sagt Peter Steinbeck, Sprecher der Schluchsee AG. Zu massiv sei das Bauwerk, zu gut überwacht, als dass Sprengungen es urplötzlich zerstören könnten und sich 114,3 Millionen Kubikmeter Wasser unkontrolliert in Richtung Freiburg ergießen würden. Müsste man den See über den Grundablass entleeren, würde das Wochen und Monate dauern.

Einst war der See, der aus der letzten Eiszeit übriggeblieben ist, nur drei Kilometer lang. Ende der 1920er-Jahre errichtete man den Staudamm und staute das Gewässer auf weit über das Doppelte der Fläche auf: 7,5 Kilometer ist er heute lang, 1,5 Kilometer breit, 60 Meter geht es an manchen Stellen in die Tiefe.

Der Schluchsee ist für die Energieversorgung in Süddeutschland von enormer Bedeutung - das Pumpspeicherkraftwerk ist der größte Stromspeicher Deutschlands. Produzieren zum Beispiel Wind- und Photovoltaikanlagen mehr Strom als verbraucht wird, pumpt die Schluchsee AG Wasser aus dem Rheintal auf fast 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Herrscht gerade Flaute und Dunkelheit, wird Wasser über Turbinen abgelassen und produziert emissionsfreien Strom. Wer sich die Funktionsweise des Pumpspeicherkraftwerks in Ruhe ansehen möchte, kann sich auf einem Lehrpfad mit Infotafeln, der auf der Dammkrone beginnt, informieren. Am Fuße der Staumauer bietet dann eine Glaskuppel einen Blick in die Technik und auf die Pumpen.

Überall gibt es Badebuchten und Stege

Der Schluchsee ist aber nicht nur ein Technikbauwerk, er ist auch eines der größten Naherholungs- und Ferienziele im Hochschwarzwald. Überall an seinen Ufern gibt es Badebuchten und -Stege. Erkunden kann man ihn mit einem Ausflugsboot mit Sonnendeck und Bar, aber auch aus eigener Kraft: In den Orten Schluchsee und Seebrugg bieten mehrere Verleiher ihre Boote oder Stand-Up-Bretter an.

Paddel-Trainer und Bootsverleiher Raphael Kuner hat einen besonderen Ausflugstipp parat: In gut einer Stunde geht es einmal über den Schluchsee zum Unterkrummenhof. Das schindelverkleidete Schwarzwaldhaus ist heute ein Ausflugslokal und nur per Boot, Fahrrad oder zu Fuß erreichbar. Ohne Motorenlärm und umgeben von See, Wiesen und Wäldern ist der Hof ein wunderbarer Ort zum Abschalten. Vor Ort kann man entweder einkehren oder sich einen Picknickkorb mit Schwarzwald-Leckereien füllen lassen und sich eine ruhige Bucht zum Vespern suchen.

Kurz nach dem Ort Schluchsee mit dem Aussichtspunkt Amalienruh ist es mit dem Bade- und Tretboot-Trubel vorbei – bewaldete Höhenzüge bestimmen das Bild, allenfalls schwimmt mal eine Entenfamilie vorbei, ein Fisch springt in die Luft oder ein Rotmilan zieht weit über dem dunklen See seine Kreise. In den Wäldern rund um den Unterkrummenhof leben unter anderem Hirsche. Hitlers jagdbegeisterter Reichsluftfahrtminister Hermann Göring hat sie in den 1930er-Jahren hier auswildern lassen. Seit einiger Zeit haben sich auch Wölfe niedergelassen, allerdings nicht zur Freude aller Anwohner in der Gegend, wie der ehemalige Forstamtsleiter erzählt.

Darum heißt der Schluchsee auch Schlucksee

Zapf hat jede Menge Anekdoten über die Gegend parat, etwa, warum der Schluchsee auch Schlucksee genannt wird: 1982 bereitete sich die Fußball-Nationalmannschaft mit ihrem Trainer Jupp Derwall in einem Hotel auf die Weltmeisterschaft vor. Klar wurde trainiert, aber eben auch mit den Teilnehmerinnen eines Mannequin-Wettbewerbs gefeiert – und das wohl recht heftig: Die Fußballer ließen es damals so krachen, dass der Trainingsort den Beinamen Schlucksee bekam. Geschadet hat es offenbar nicht: Die DFB-Auswahl erreichte damals trotzdem das Finale und unterlag nur Italien.

Weitere Informationen: Tourismusverband Hochschwarzwald im Internet unter https://www.hochschwarzwald.de oder unter Telefon (07652)1206-0. Anreise: Mit dem Auto in etwa 4,5 Stunden (380 Kilometer) nach Seebrugg. Mit der Bahn in 6 Stunden über Freiburg (IC/ICE) nach Seebrugg (S-Bahn).

Übernachten: Der Schluchsee bietet vom Hotel über Pensionen, Ferienwohnungen, Jugendherberge und Campingplätzen für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas. Außergewöhnlich nächtigt man im Schwarzwaldcamp (https://www.schwarzwaldcamp.com) inmitten Natur: Unter anderem kann man Tipis, Baumzelte, Holzfässer oder sogar eine Bergbahn-Gondel buchen.

Am Schluchsee kann man auch in einer Gondel übernachten.

Am Schluchsee kann man auch in einer Gondel übernachten. © Clara Grau, NNZ

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