Plötzlich satte Gebühren

Jetzt kostet im Bus der Sitzplatz extra: Manche Reiseunternehmen kopieren die Billigflieger

28.11.2023, 08:00 Uhr
Wer als Paar im Bus reist, will natürlich zusammensitzen. Das kann kosten.

© IMAGO/Bihlmayerfotografie Wer als Paar im Bus reist, will natürlich zusammensitzen. Das kann kosten.

Von Fluggesellschaften kennt man das ja: Da gilt der Flugpreis nur für den "nackten" Flug, und für jede zusätzliche Kleinigkeit muss man extra bezahlen: den Koffer, die Tasse Kaffee und den Wunschsitzplatz. Mittlerweile haben die Gebührenaufschläge auch die Busrundreisen erreicht: Wer garantiert zusammensitzen will und möglichst auch noch vorn, der muss immer öfter extra zahlen.

Ein Pensionisten-Ehepaar aus Murnau in Oberbayern hatte eine kombinierte Flug-Busrundreise nach Portugal gebucht. Knapp 1800 Euro zahlten sie für die Flüge und zehn Tage Rundfahrt - der Mann freute sich, dieses Schnäppchen gefunden zu haben. Mit der Buchungsbestätigung flatterte ihm dann aber ein Schreiben ins Haus: "Sichern Sie sich Ihren persönlichen Lieblingsplatz im Bus! Greifen Sie schnell zu, bevor die besten Plätze vergeben sind." Dass weitere Kosten auf ihn zukommen, damit hatte er nicht gerechnet.

Bei der genannten Telefonnummer erfuhr er, dass er auch aus einem anderen Grund schnell handeln sollte. Denn andernfalls könne man - leider - nicht sicherstellen, dass er und seine Partnerin auf der Reise nebeneinander sitzen würden.

Sitzplatzreservierung kostet extra

Der Mann zahlte jedenfalls, um sicherzugehen, dass die beiden die Rundreise lang auf Sitz 3C und 3D Platz nehmen dürfen. 48 Euro kostete ihn diese Sitzplatzreservierung extra. Seine Wahl in der dritten Reihe war immerhin noch billiger als in der ersten Reihe mit 78 Euro pro Platz. Selbst zwei Sitze in den offenbar am wenigsten gefragten hinteren beiden Reihen hätten 20 Euro gekostet.

"Trendtours bietet diesen Service für Busreisen ab Deutschland bereits seit 2020 an. Seit diesem Jahr kann der Wunschsitzplatz auch auf Rundreisen mit Fluganreise gebucht werden. Die Preise starten bei 10 Euro. Paare, die diesen Service nicht nutzen möchten, werden - wie auch bei Fluggesellschaften üblich - automatisch nebeneinander platziert. Natürlich nur bei entsprechender Verfügbarkeit", so der Veranstalter auf Nachfrage. Von Easyjet oder Ryanair weiß man ja: Für alle, die nicht extra gezahlt haben, bleiben die allerschlechtesten Plätze. Immerhin gibt es im Bus wenigstens keine Mittelplätze.

Ist der Wunschsitzplatz ein versteckter Aufpreis? Wir fragten Julia Zeller von der Verbraucherzentrale Bayern: "Das ist eindeutig nicht die feine Art. Man will nach der Buchung aus den Reisenden noch etwas zusätzliches Geld herauszuholen." Aber rechtlich lasse sich das nicht beanstanden. Jedenfalls nicht so lange, wie der Verbraucher "auch ohne Wunschsitzplatzzahlung eine vertragsgemäße Leistung" bekommt. Und vertragsgemäß ist jeder Sitzplatz.

"Wer verhindern will, als Paar während der Reise auseinandergerissen zu werden, der kann sich die nebeneinander liegenden Sitze bei der Buchung zusichern lassen" - etwa gleich im Reisebüro. Online, wie im vorliegenden Fall geschehen, gibt es keine Sonderabsprachen.

Auch der Anbieter Berge & Meer informiert auf seiner Webseite: "Auf einzelnen Rundreisen haben Sie die Möglichkeit einen Sitzplatz in der 1. bis 3. Reihe gegen eine Gebühr hinzu zu buchen." Ähnlich formuliert es Schuy-Reisen aus dem hessischen Elz: "Buchen Sie Ihren Wunsch-Sitzplatz in unseren Fünf-Sterne-Bistro-Bussen gleich online!" Auch Ab-in-den-Bus.de stellt fest: "Bei Ihrer Buchung suchen Sie sich bereits Ihren Wunschsitzplatz aus, der dann während der gesamten Reise für Sie fest reserviert ist." Wer zuerst bucht, sitzt am besten.

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