Ausverkauf in Oberbayern

Massenansturm am Königssee: Eine Traumgegend zwischen Fluch und Segen

21.9.2023, 16:13 Uhr
Himmlisch? Nicht immer. Am Königssee ist oft die Hölle los.

© imago images / imagebroker Himmlisch? Nicht immer. Am Königssee ist oft die Hölle los.

Schönau am Königssee. Kurz nach Mittag gegen 13 Uhr meldet der Königssee am Samstag „Ausverkauft”. 5000 Leute wollen an diesem Tag über den See. Platz gibt es auf den Elektrobooten keinen mehr. Und auch am Kehlstein sind am Wochenende alle Tickets weg. Die Touristenmassen findet nicht jeder gut.

"Der Rubel rollt hier"

Michael Grießer befindet sich grad im Sommerurlaub, ist aber telefonisch erreichbar. Er ist der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt aber trotzdem informiert, was an einem „seiner” Seen passiert. Während einige Einheimische im Internet nörgeln, weil „vor lauter Menschen kein Boden mehr zu sehen ist”, machen andere das Geschäft des Jahres.

Die Region lebt vom Tourismus. Nicht alle interessiert das: „Der Einheimische muss weg, um Freizeit zu genießen.” Mit solchen Kommentaren kann Michael Grießer recht wenig anfangen. Er ist zufrieden, dass sich am Königssee was regt und viel los ist. „Der Rubel rollt hier”, sagt ein Mann in der Warteschlange.

Eine Fahrt über den Königssee nach Salet kostet - hin und zurück - 27,80 Euro für Erwachsene, nach St. Bartholomä sind es 22 Euro. Das macht einen Tagesumsatz von mehr als 100.000 Euro. Außerdem wäre noch mehr gegangen, wenn der „Hochstaufen“, eines der Elektroboote, sich nicht noch in Reparatur befinden würde, sagt Grießer. 6000 Leute hatten sie einmal vor Corona.

Keine Bustickets mehr da

Zur Zeit ist fast jeder Tag ein Ausnahmetag an einem von Deutschlands beliebtesten Ausflugsseen. Auch am Kehlstein ist der Andrang am Wochenende riesig. Bereits gegen Mittag gibt es am Samstag beim beliebten Touristenziel keine Möglichkeit mehr, Karten für eine Auffahrt mit dem E-Bus zu erhaschen.

Am Königssee bringen die Massen Probleme mit sich. Die Wartezeit, um aufs Schiff zu kommen, beträgt zu diesem Zeitpunkt zwei Stunden, bestätigt eine Mitarbeiterin der Tourist-Information in Schönau am Königssee. Knapp 30 Grad Celsius zeigt das Thermometer. Trotz Online-Reservierung ist der Vorplatz am Ufer gerammelt voll.

Viele Nationen sind zu Gast, eine große Zahl Inder verbringt derzeit in Berchtesgaden Urlaub, einige Asiaten. Es wird viel Englisch gesprochen. „Es sind vor allem Individualtouristen”, bestätigt Michael Grießer. Reisebusse mit Tagestouristen seien deutlich weniger vor Ort als noch vor Coronazeiten, sagt er. Allerdings: Die Parkplätze für Busse sind bis auf den letzten Platz belegt.

Schatten fehlt

Von oben knallt die Sonne, unten drängen sich die Menschen am Ticketschalter. Viele Junge, einige Alte. Einigen macht die Bruthitze zu schaffen. „Früher gab es an der Seelände schattenspendende Kastanienbäume”, sagt Geschäftsführer Grießer. Im Zuge der Neugestaltung des Platzes mussten diese weichen und wurden entfernt. Die kleinen Holzüberdachungen am Seeufer sind viel zu klein dimensioniert.

Kurzfristig herrscht Aufregung. Bei einem Mann geht der Kreislauf an diesem Samstag in die Knie. Er muss sich auf eine Parkbank legen. „Das dauert hier zu lange”, sagt seine Begleiterin. Er bekommt eine Flasche Wasser, eine Frau reicht ihren Schirm.

Einige Leute haben in weiser Voraussicht Schirme mitgebracht, um sich in der langen Schlange vor den Sonnenstrahlen zu schützen. „Es fehlt ein Platz, wo man Schatten findet”, sagt ein Asiate auf Englisch.
Reservieren ratsam

Schifffahrts-Geschäftsführer Grießer sagt: „Wer reserviert hat, muss nicht in der Schlange warten.” Die Leute könnten sich in dieser Zeit anderweitig die Zeit vertreiben. Es genüge, 20 Minuten vor Bootsabfahrt am Steg zu sein. Tatsächlich gibt es nicht viele Möglichkeiten, hier Schatten- und Sitzplätze zu finden.

Wer löst das Problem?

Der kleine Biergarten nebenan ist bereits bis auf den letzten Platz belegt. Zusätzlicher Sonnenschutz in der Hochsaison könnte Abhilfe schaffen. Allerdings: „Uns gehört an der Seelände nur ein schmaler Streifen”, sagt Michael Grießer. Die Hitze-Problematik ist für ihn aber nachvollziehbar. Sein Vorschlag: Ein Gespräch mit der Gemeinde. Das könnte eine Lösung herbeiführen.

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