Streit um Armlehnen und fiese Drängler

Rotzige Rüpel im Flieger? Mit diesen 9 Tipps sorgen Sie dafür, dass sich an Bord alle lieb haben

15.8.2023, 08:00 Uhr
So sollten Sie sich auf keinen Fall in den Sitz klemmen, denn Sie drücken dem Vordermann die Lehne in den Rücken.

© imago images / Panthermedia, NNZ So sollten Sie sich auf keinen Fall in den Sitz klemmen, denn Sie drücken dem Vordermann die Lehne in den Rücken.

Nach der Pandemie ist nicht nur vor der Pandemie, sondern bedeutet derzeit auch noch Leben in der Klimakrise und mit einem Krieg in Euopa. Die Zeiten fordern also jeden heraus, viele kompensieren das Gefühl von Kontrollverlust mit erhöhter Aggression. Erst recht an Bord eines Flugzeugs, wo auch noch immer mehr Menschen auf immer weniger Platz zusammengepfercht werden.

Dem Luftfahrtweltverband Iata zufolge wurde 2022 bedeutend häufiger an Bord gestritten und randaliert als noch im Vorjahr. Im Schnitt kam es zu einem Zwischenfall je 568 Flüge. 2021 waren die Vorfälle nach der Aufhebung der Maskenpflicht sogar auf einen je 835 Flüge gesunken. Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der gewalttätigen Auseinandersetzungen nicht angestiegen ist.

Das legt nahe, dass Fluggäste wegen Lappalien ausrasten. Wer nicht aufpasst, kommt schließlich schnell in Körperkontakt mit dem oft unbekannten Nachbarn. Als gute Vorbeugung erweisen sich daher Rücksicht und Höflichkeit, um Zoff zu vermeiden. Einfache Fragen wie "Darf ich ..." oder "Stört Sie ..." können Wunder wirken.

Drängler nerven immer und haben keine Vorteile. Wer als erstes in den Flieger einsteigt, wartet dann eben auf seinem engen Sitz länger. Denn los geht‘s erst, wenn alle sitzen. Auch beim Aussteigen hilft es nicht, sich nach vorn zu kämpfen, um zuerst die Passkontrolle zu passieren. Spätestens am Gepäckband warten alle wieder vereint auf die Koffer.

Ein netter Gruß zu Beginn bricht das Eis

Gewöhnlich grüßen wir, wenn wir einen Raum mit Personen betreten. Diese Regel sollte erst recht gelten, wenn wir die nächsten Stunden Ellbogen an Ellbogen neben Fremden sitzen. Ein freundliches Nicken reicht oft. Den Zwang zur Unterhaltung gibt es nicht. Im Gegenteil, an den nonverbalen Signalen des Gegenübers ist zu erkennen, ob er überhaupt angesprochen werden will.

Das Gepäckfach gehört allen. Territorialansprüche über dem eigenen Sitz gibt es nicht. Natürlich sind die Airlines selber schuld an berstend vollen Gepäckablagen. Seit sie auch das Check-in-Gepäck der Kosten wegen mehr und mehr beschränken, versuchen viele, das Handgepäck bis zur erlaubten Maximalgrenze auszuschöpfen. Jeder muss also seine Sachen da unterbringen, wo er Platz findet. Falls nur der Platz unter dem Sitz bleibt: Darauf achten, dass das Gepäck die Beinfreiheit anderer nicht einschränkt.

Kaum sitzen alle, beginnt der stille Kampf um die Armlehnen. Meine, deine, meine - aber so funktioniert das nicht. Grundsätzlich sollten die, die in der Mitte sitzen, als erste gefragt werden, ob sie die Lehne beanspruchen wollen, sie haben ohne Zweifel die schlechteren Sitze. Bei einem Zweiersitz einigt man sich oder überlässt dem anderen galanterweise die Armstütze.

Übrigens: Nicht nur Armlehnen sind klassische Kampfzonen, auch Passagiere, die ihre Zeitung quasi über den Nachbarn ausbreiten, gehören zu der Spezies Egoist. Einfacher Tipp: Zeitungen lassen sich auch kleiner falten oder online lesen.

Wenn es eng wird gilt es Rücksicht zu nehmen, den das Gepäckfach gehört allen.

Wenn es eng wird gilt es Rücksicht zu nehmen, den das Gepäckfach gehört allen. © imago images/Frank Sorge

Über nichts regen sich Passagiere mehr auf als über eine zu weit zurückgestellte Rückenlehne. Einer Umfrage des London City Airports zufolge ärgert das 63 Prozent der Befragten. Es ist schon übel, wenn einem der Vordermann fast im Schoß liegt. Wer also seine Rückenlehne nach hinten kippen will, sollte sich erst umsehen. Ist der Nachbar mit dem Essen noch nicht fertig, wäre Warten ein Akt der Freundlichkeit.

An der Sichtblende haben Sie die Macht über Licht und Schatten

Sichtblende rauf, Sichtblende runter. Kein Zweifel, wer am Fenster sitzt, hat die Kontrolle über Licht und Schatten - aber auch die Verantwortung. Wenn die Mehrheit schläft, bleiben die Rollos unten. Gibt es eine traumhafte Aussicht, dann drückt sich der aufmerksame Fensterplatzbesitzer schon mal in die Rückenlehne, damit die Reihennachbarn den Blick ebenfalls genießen können.

Je nach Bestuhlung gibt es zum Beispiel bis zu 20 Toiletten in einer Boeing 747 mit rund 360 Passagieren. Besonders nach dem Essen und vor der Landung bilden sich lange Warteschlangen davor.

In solchen Stoßzeiten lange auf dem stillen Örtchen zu trödeln, etwa Kreuzworträtsel zu lösen oder sich komplett neu zu schminken, ist rücksichtslos. Solche Aktivitäten lassen sich auch außerhalb der Rush Hour erledigen.

Und noch etwas: Ein möglichst sauberes WC zu hinterlassen ist nicht nur Höflichkeit, sondern Pflicht.


Ein bisschen die Beine vertreten, der Gang zur Toilette, mal nachsehen, wie die Snacklage in der Bordküche aussieht. Es gibt zahlreiche Anlässe, auf längeren Flügen aufzustehen. Viele halten sich dabei beim Aufstehen an der Lehne fest und vergessen, dass dies den Vordermann erheblich stören könnte.

Wer ruckartig und mit viel Gewicht die Lehne als Stütze anpackt, reißt leicht den anderen aus dem Schlaf. Wer oben an der Lehnenkante nach Halt sucht, greift nicht selten in den Schopf eines Fluggastes. Also, beim Aufstehen einfach auch an die vor einem sitzende Person achten.

Trotz eines bezahlten Flugtickets und des damit verbundenen Anspruchs auf Transportleistung mit Heißgetränk freut sich die Crew über höfliches Verhalten. Es gilt auch über den Wolken: "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus."

Verwandte Themen