Fall 6 der Weihnachtsaktion

Auf keinen Fall in eine Obdachlosen-Pension: Darum schläft Manuel lieber weiter im Freien

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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18.11.2022, 11:40 Uhr
Hier wird Armut für besonders viele Passanten sichtbar: die Nürnberger Königstorpassage. Der junge Klient des Vereins "Rampe" bleibt bewusst auf Distanz.

© André De Geare, NN Hier wird Armut für besonders viele Passanten sichtbar: die Nürnberger Königstorpassage. Der junge Klient des Vereins "Rampe" bleibt bewusst auf Distanz.

Er hat schon mehrere Unterkünfte mit Schlafgelegenheiten für Menschen besichtigt, die weg wollen von einem Leben auf der Straße. "Ich hatte den Berechtigungsschein in der Hand, ich hätte überall sofort einziehen können", sagt Manuel F. (Name geändert). Doch schon der Geruch trieb ihn rückwärts hinaus, zurück auf die Straße. Und der Blick in die Zimmer erst recht: "Da gab's nur heruntergewirtschaftete Betten - und mit den anderen Leuten hätte ich nie zur Ruhe gefunden." Und darauf will sich der Handwerker, der einen soliden Bauberuf erlernt und etliche Jahre auch erfolgreich ausgeübt hat, gar nicht erst einlassen.

Eva Zimmerer, Sozialarbeiterin beim Nürnberger Verein "Rampe", kann ihn darin nur bestärken. Denn der 30-Jährige hat auch einfach Angst, in problematische Milieus abzugleiten, sich aber auf jeden Fall nicht unterkriegen lassen. "Alles, was ich brauche, ist ein Zimmer oder eine kleine Wohnung, um endlich wieder arbeiten zu gehen." Dafür zeigt er sich hoch motiviert. Doch einem Bewohner, der noch vom Jobcenter abhängig ist, wollte keiner der Vermieter eine Chance geben, bei denen er sich bisher vorgestellt hat. Eine Erfahrung freilich, die viele mit ihm teilen.

Im Winter wird es kritisch

So lebt Manuel F. seit Sommer auf der Straße. Einen Schlafplatz hat er sich unter einem zeltartigen Vordach eingerichtet, etwas abgelegen und ein ganzes Stück von der Innenstadt entfernt. In der Nähe gibt es wenigstens eine primitive Dusche, als Toilette aber nur eine Sickergrube. Bei den warmen Temperaturen war das Leben im Freien noch auszuhalten, nun aber werde es kritisch.

In die Abwärtsspirale geraten war er nach der Trennung von seiner damaligen Lebensgefährtin und auch durch den Bruch mit seiner Familie: "Alles war ziemlich verlogen", sagt er, von einem Bruder fühlte er sich nur dreist ausgenutzt. "Seither meide ich den Kontakt und versuche einfach, mein Ding zu machen."

Aber beim Versuch, auch räumlich Distanz zum früheren Lebensumfeld zu gewinnen, also beim Umzug vom Land in die Stadt, kam er eben doch auch mit Leuten in Kontakt, die sich als nur vermeintliche Freunde erwiesen. "Alles, was ich noch habe, passt in einen Rucksack", merkt er an, an seiner früheren Habe haben sich unter anderem frühere Mitbewohner in einer Wohngemeinschaft vergriffen, in der er vorübergehend Unterschlupf gefunden hatte.

"Nicht auf Kosten anderer"

"Ich will auch nicht auf Kosten anderer leben", unterstreicht er beim Treffen in der Beratungsstelle der "Rampe". Und hat durchaus etwas Glück, dort überhaupt Unterstützung zu erhalten. "Wir könnten und würden gerne noch mehr Klienten betreuen, aber dafür fehlt die Finanzierung", erläutert Eva Zimmerer. "Aber gerade zum Winter hin melden sich deutlich mehr Leute bei uns. Deshalb gibt es für viele leider erst mal nur einen Platz auf der Warteliste."

Die Weihnachtsaktion bittet am Beispiel von Beispiel von Manuel F. nicht nur um Unterstützung für ihn, sondern auch für weitere Klienten, die bei der "Rampe" zum Beispiel einen Schulabschluss nachholen wollen.


Die "Freude für alle"-Spendenkonten: Sparkasse Nürnberg: DE 63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Erlangen: DE 28 7635 0000 0000 0639 99; Sparkasse Fürth: DE 96 7625 0000 0000 2777 72. Sachspenden können aus organisatorischen Gründen leider nicht angenommen und vermittelt werden. Alle Spendernamen werden veröffentlicht – wer das nicht wünscht, versieht seine Überweisung bitte mit dem Vermerk "anonym". Alle Fälle zum Nachlesen finden Sie im Internet unter nn.de.

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