
30 Jahre BN-Aktion
Christbäume aus dem Wald statt Pestizidträger
„Etwa 200 Meter haben wir verkauft“, schätzte Jäger und führte ihren Überschlag noch weiter. „Pro Minute ein Baum“, rechnete sie vor. „Eine coole Sache.“ Mit Corona-Auflagen gab es auch in diesem Jahr ökologische Weihnachtsbäume aus dem Staatsforst. Selbst die Schwabacher Dekanin Berthold Sachs hat sich ihren Baum erstmals selbst aus dem Waldstück zwischen Leerstetten und Sperberslohe geholt.
Für Christina Jäger ist das Christbaum schlagen das BN-Highlight des Jahres. „Es vereint Tradition mit Natur, ist unkompliziert und eine gute Möglichkeit, dem Wald näher zu kommen“, sagte die BN-Vorsitzende. „Auch schiefe und einseitige Bäume finden Liebhaber, weil sie so gut an eine Wand oder in eine Ecke passen“, schilderte Jäger ihre Erfahrungen. Sie sei dankbar, dass die Aktion trotz Pandemie stattfinden könne, sagte Christina Jäger und dankte auch der Forstverwaltung. „Ohne den Einsatz ihrer Leute wäre sie nicht möglich.“
Baumwolle statt Kunststoff
Denn es war auch zwei Experten aus dem Forstbetrieb Allersberg zu verdanken, dass die Verkäufe schnell und reibungslos über die Bühne gingen. Revierförster Hubert Riedel und der angehende Förster Andreas Dutz verpackten die vorgestellten Bäume ebenso transportgerecht wie ökologisch. Statt Kunststoffnetz kam ein Netz aus 100 Prozent Baumwolle zum Einsatz, das voll kompostierbar ist. „Es ist nach dem Öko-Tex-Standard zertifiziert“, erklärte Andreas Dutz. „“Die Christbäume hier sind also nicht nur regional und biologisch“, fügte Dutz hinzu. „Es fällt auch kein unnötiger Plastikmüll an.“ Der Forstbetrieb Allersberg ist schon immer Partner des BN bei der Aktion. Hubert Riedel begleitet sie bereits seit vielen Jahren. Andreas Dutz war zum ersten Mal dabei. Er studiert in Weihenstephan und absolviert in Allersberg ein Praxissemester.
In diesem Jahr werden nach Auskunft des Forstbetriebs erneut etwa 29 Millionen Weihnachtsbäume in deutschen Wohnzimmern strahlen, blinken und blitzen. Die meisten davon stammen aus dem Straßenverkauf, aus Gartencentern und Baumärkten. Deren Ware wird allerdings nicht selten auf riesigen Christbaum-Plantagen gezogen. Deshalb sind sie meist mit verschiedenen Herbiziden und Pestiziden belastet, so der Forstbetrieb. Infolge des Transports über weite Strecken seien sie zum Heiligen Abend schon seit Wochen nicht mehr frisch. „Frischer als eine Woche vor Weihnachten eigenhändig geschlagen geht aber wohl nicht“, schilderte Andreas Dutz den Vorteil für die BN-Kundinnen und -Kunden. Aber auch für den Wald ergibt sich ein Plus. „Im Prinzip ist das, was die Hobbyholzfäller mit ihren Sägen und Äxten machen nichts anderes als eine Durchforstung“, erklärte Dutz. So nennt man eine waldbauliche Pflegemaßnahme, bei der aus einem Baumbestand eine größere Anzahl Bäume gezielt entnommen wird. Sie hat unterschiedliche Zwecke. „Hier hilft sie, den Wald zum klimastabilen gemischten Forst der Zukunft zu machen“, sagte Dutz. Durch die Entnahme der übermächtigen Fichtenkonkurrenz haben auch Laubbäume eine Chance, sich durchzusetzen.
Mit 100 angefangen
Christine Jäger hat den Vorsitz der Umweltschützer in Schwanstetten vor zwei Jahren von BN-Urgestein Elke-Küster Emmer übernommen. Sie hatte vor über 29 Jahren die Idee gehabt, den Familien aus der Region die Möglichkeit zu bieten, ihren Weihnachtsbaum selbst zu schlagen. Der damalige Förster Arno Schellartz war sofort dabei gewesen. Schon bei der ersten Auflage 1991 kamen über 100 begeisterte Besucher. Diesmal waren es etwa 300. „Mir war wichtig, dass an Weihnachten nicht Pestizidbäume im Wohnzimmer die Kinder belasten und ich wollte den Menschen den heimischen Wald wieder näher bringen“, schilderte Elke Küster-Emmer ihre Beweggründe.