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"Der mit der Sigena": Kaiser Heinrich III. und sein Nürnberg

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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23.6.2022, 14:08 Uhr
Ein Ausschnitt aus der Sigena-Urkunde. Das Dokument, das unter Heinrich III. im Jahr 1050 in Nürnberg ausgestellt worden ist, ist die früheste erhaltene schriftliche Erwähnung der Stadt.

© Stadtarchiv Nürnberg Ein Ausschnitt aus der Sigena-Urkunde. Das Dokument, das unter Heinrich III. im Jahr 1050 in Nürnberg ausgestellt worden ist, ist die früheste erhaltene schriftliche Erwähnung der Stadt.

Den Rang des zufälligen Rekordhalters nimmt Heinrich III. (1017-1056) ein. Er war der erste deutsche König, der in Nürnberg einen Hoftag abhielt. Und sein Kanzler stellte die heute älteste überlieferte Beglaubigung für die Existenz der Stadt her: Auf einem Stück Pergament, der sogenannten Sigena-Urkunde vom 16. Juli 1050, ist "Norenberc" erstmals erwähnt.

Bereits seit dem 9. Jahrhundert müssen zwischen Burgberg und Pegnitzgrund Menschen ansässig gewesen sein, wie neuere archäologische Funde auf dem IHK-Gelände gezeigt haben. In der Regierungszeit Heinrichs III. wird droben um 1040 die Burg neu gebaut – die Vorgängerbauten aus dem 10. Jahrhundert waren zerstört worden.

Als Königspfalz sehr attraktiv

Die Mittelalter-Archäologin Birgit Friedel, die die Baugeschichte der Nürnberger Burg erforscht hat, betont aber: Letztlich ist die Diskussion, ob zuerst die Stadt oder zuerst die Burg kam, müßig. "Burg und Stadt bedingen sich gegenseitig und gehören zusammen." Wer wann den ersten Stein gesetzt hat, lässt sich nie mehr klären – und es sei auch letztlich unerheblich.

Was die Urkunde von 1050 aber sehr schön zeigt: Nürnberg war zu dieser Zeit so weit attraktiv und als Königspfalz ausgebaut, dass der reisende Kaiser mit seinem Tross hier Station machen und dem mächtig gewordenen Bistum Bamberg etwas entgegensetzen wollte. Die Salier hatten ihren Schwerpunkt nämlich eigentlich eher im Moselraum, bei Speyer und Worms.

Die Versorgung der Hoftagsgäste übernahmen zwei königliche Wirtschaftshöfe bei St. Egidien und St. Jakob. Auch ein Wallfahrtsziel lag hier, woran Mittelalter-Historikerin Antonia Landois vom Stadtarchiv erinnert: Ab 1070 ist der Heiligenkult um Sebaldus in der Peterskapelle, des Vorgängerbaus der Sebalduskirche, offiziell belegt.

Dieses fast 1000 Jahre alte Handschriftenbuch für die Messfeier, ein sogenanntes Evangelistar, zeigt den Salierkaiser Heinrich III.

Dieses fast 1000 Jahre alte Handschriftenbuch für die Messfeier, ein sogenanntes Evangelistar, zeigt den Salierkaiser Heinrich III. © Uli Deck, dpa

Heinrich III. (zum römisch-deutschen König gewählt 1028, zum Kaiser gekrönt 1046) wertete Nürnberg wirtschaftlich auf, indem er ihm ein Marktrecht übertrug, das er hierfür dem benachbarten Fürth wegnahm. Sein Sohn Heinrich IV. gab es Fürth 1062 zurück. "Das Marktrecht ist so etwas wie das Existenzrecht für eine Stadt, die Voraussetzung, um überhaupt Handel zu betreiben", erklärt Landois – und mehrwöchige kaiserliche Hoftage in der Stadt befeuerten diesen Handel natürlich. Erst die Dynamik, die der so wachsende Reichtum der Kaufleute entfalten konnte, führte zu Nürnbergs kommender Prominenz im Spätmittelalter.

Die Sigena-Urkunde nun dürfe man nicht als Akt der Stadtgründung missverstehen, betont Historikerin Landois. Das vom Stadtarchiv verwahrte Dokument, das einem Edelmann namens Richolf die Hochzeit mit seiner Magd Sigena ermöglicht, indem es diese von der Leibeigenschaft freispricht, ist eher ein Alltagsschriftstück. "Sympathischerweise steht damit (…) kein militärischer oder machtpolitischer Akt" am Beginn der Geschichte, hielt Martin Schieber in seiner "Geschichte Nürnbergs" fest.

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