
Aktuelle Zahlen vom Arbeitsmarkt
Deutliche "Bremsspuren": Arbeitsagentur Nürnberg stellt sich auf mehr Erwerbslose ein
Bisher ist er ausgeblieben, aber zum Monatswechsel könnte er sich abzeichnen: ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit auch im Großraum Nürnberg. Denn nicht selten werden eventuelle Kündigungen zum Quartalsende wirksam, also zum Ende September. Deshalb könnten die Schlangen bei der Arbeitsagentur im Oktober deutlich länger werden. "Wir hoffen zwar, dass es nicht soweit kommt, haben uns aber für den Fall der Fälle auch vorbereitet", versichert Torsten Brandes, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Nürnberg, zu deren Bezirk auch Schwabach und das Nürnberger Land gehören.
Klar ist schon jetzt: Die schwächelnde Konjunktur zeigt Folgen auch auf dem regionalen Arbeitsmarkt. Offenkundig ist vor allem die gewachsene Zurückhaltung bei Einstellungen. So wurden im September 400 offene Stellen weniger neu angeboten als noch im August, ein Rückgang um fast 25 Prozent. Zugleich sind aber knapp 9000 Jobangebote bei der Agentur registriert - immer noch mehr als im September 2019 vor Corona.
Viele Junge in Ausbildung
Dass sich im zu Ende gehenden Monat deutlich mehr Menschen aus einer Beschäftigung heraus erwerbslos melden mussten als umgekehrt aus der Arbeitslosigkeit heraus wieder ins Berufsleben zurückkehren konnten, gehört auch zu den "Bremsspuren". Allerdings gibt es bei beiden Zahlen - sie gelten als gute Indikatoren für Trends und Tendenzen - eine Verbesserung gegenüber August. Vor allem aber machte sich der Beginn des Ausbildungsjahres bemerkbar: Mehr als 1850 zuletzt arbeitslos gemeldete, oft junge Frauen und Männer konnten eine Ausbildung oder sonstige Bildungsmaßnahmen beginnen.
Unterm Strich führte das zu einem erfreulichen, wenn auch nur leichten Rückgang der Arbeitslosigkeit: Insgesamt waren im Agenturbezirk zum Stichtag Mitte September 21.650 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, knapp 400 weniger als im August, was die Quote um 0,1 Punkte auf 5,1 Prozent drückte. Der Vergleich zum Vorjahresmonat, wo knapp 1600 Menschen weniger erwerbslos waren, hinkt ein wenig, weil hier vor allem die Erfassung der Geflüchteten aus der Ukraine (mit unterschiedlichem Status, je nach Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt) eine Rolle spielt.
Größte Sorgen bereiten die Entwicklungen in der Baubranche. Allerdings hätten die Anfragen und Anträge auf Insolvenz- oder Kurzarbeitergeld, so Brandes, bisher kein beunruhigendes Niveau erreicht. Schwächen im Handel zeigen dagegen sogar schon Auswirkungen bis in die Logistik. Insgesamt gibt sich der Agenturchef verhalten optimistisch: Zumindest die überschaubaren Risikofaktoren nähren die Hoffnung, dass es bei einer "vorübergehenden" Konjunkturdelle bleibt.
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