
Aufwändige Umsiedlung
Die junge Löwin Indica aus dem Nürnberger Tiergarten ist nach Polen umgezogen
Der Tiergarten der Stadt Nürnberg hat sich von einem seiner jungen Asiatischen Löwen verabschiedet. Die gut eineinhalb Jahre alte Löwin Indica ist am Donnerstag, 15. Mai, in den Zoo Łódź in Polen umgezogen. Über diesen Umzug berichtet die Stadt Nürnberg in einer Mitteilung an die Medien.
Indica und ihr Bruder Jadoo wurden am 16. September 2023 in Nürnberg geboren. Löwen erreichen mit etwa zwei Jahren die Pubertät. Ab diesem Zeitpunkt besteht die Gefahr der Inzucht, weiß man im Nürnberger Tiergarten. Häufig komme es von da an auch zu Spannungen innerhalb des Rudels, da der Vater seinen Sohn als Konkurrent ansehen könnte. Somit wird auch Indicas Bruder Jadoo demnächst den Tiergarten verlassen.
Der Transport der jungen Löwin wurde sorgfältig geplant. Bereits vor einigen Wochen wurde im Raubtierhaus eine Transportkiste platziert, um die Tiere langsam daran zu gewöhnen. Ziel ist es, den Transport für die Tiere so entspannt wie möglich zu gestalten, sodass keine Narkose nötig ist, teilt der Tiergarten mit.
Das Futter wanderte in der Kiste immer weiter nach hinten
Die Kiste war über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen so an das Gehege angebunden, dass die Löwen direkt hineingehen konnten. „Um sie daran zu gewöhnen, haben wir mit positiver Verstärkung – also Belohnung – gearbeitet. Zunächst haben wir das Futter vor die Kiste gelegt, dann an den Eingang und später ganz hinten“, erklärt Tierpfleger und Revierleiter René Kaiser.
Der Tierpfleger und seine Kolleginnen und Kollegen trainierten fast täglich mit den Tieren: „Während Jadoo sehr entspannt und neugierig war, verhielt sich Indica eher vorsichtig und zurückhaltend. Umso erfreulicher ist es, dass beim Transport alles wie geplant funktionierte.“
Am Tag des Transports wurde zunächst Vater Kiron separiert. Anschließend versuchten die Tierpflegerinnen und Tierpfleger, Indica in die Kiste zu locken. Dank des Trainings gelang dies bereits nach wenigen Minuten. Danach wechselte Indica in eine zweite Kiste, in der sie anschließend nach Polen transportiert wurde. So kann die erste Kiste im Tiergarten verbleiben und für den Transport von Löwenkater Jadoo genutzt werden. Auch er hat sich durch das regelmäßige Training bereits an die Kiste gewöhnt.
Der Transport wurde von zwei Mitarbeitenden des polnischen Zoos Łódź begleitet. Er verlief reibungslos. Nach etwa 800 Kilometern Fahrt kam Indica wohlbehalten am Ziel an. Dort leben aktuell zwei Asiatische Löwen, ein Männchen und ein Weibchen. Noch gewöhnt sich Indica in einem Nachbargehege ein – in den kommenden Wochen ist geplant, sie zu den anderen Tieren zu lassen.
Die Nürnberger Löweneltern haben bis dahin ihren Job exzellent gemacht
Die Eltern der beiden Löwenjungtiere, Aarany und Kiron, haben sich von Beginn an fürsorglich um ihren Nachwuchs gekümmert. Kiron kam im August 2022 auf Empfehlung des Europäischen Zuchtprogramms „EAZA Exsitu Programme“ (EEP) aus dem Zoo Frankfurt nach Nürnberg. Er und Aarany haben sich von Anfang an sehr gut verstanden, heißt es.
Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft Asiatische Löwen als „stark gefährdet“ ein. Derzeit gibt es nur eine einzige Population im Gir-Nationalpark in Indien und den angrenzenden Gebieten, in der nach Schätzungen von 2017 etwa 630 Tiere leben. Der Bestand gilt als relativ stabil, könne aber weder wachsen noch sein Areal vergrößern, da die Kapazitätsgrenze des Nationalparks erreicht ist.
Aufgrund des sehr begrenzten Verbreitungsgebiets können unvorhersehbare Ereignisse wie Krankheiten oder Waldbrände die gesamte Population bedrohen. Reservepopulationen in Zoos spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, sagen die Verantwortlichen des Tiergarten Nürnberg. Die Zucht und Haltung von momentan rund 130 Asiatischen Löwen in insgesamt 41 Zoos der „European Association of Zoos and Aquaria“ wird auf wissenschaftlicher Basis in einem EEP koordiniert. Ziel sei es, eine möglichst große genetische Vielfalt innerhalb der Population zu erhalten.
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