Zum Gedenken

Einmalige Ausstellung in Nürnberg: Künstlerin porträtiert die Opfer des NSU

Gabi Eisenack

Lokalredaktion

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5.5.2022, 18:00 Uhr
Zum Gedenken an die Opfer des NSU hat die Kölner Künstlerin Veronika Dimke Porträts von ihnen geschaffen.

© Eduard Weigert, NNZ Zum Gedenken an die Opfer des NSU hat die Kölner Künstlerin Veronika Dimke Porträts von ihnen geschaffen.

Sie fehlen. Ihren Familien, ihren Freunden. Ihre Namen sind in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangen, weil sie Opfer einer beispiellosen Terrorserie wurden: Ermordet vom sogenannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU). Doch die zehn Menschen, die der NSU auf dem Gewissen hat, sind eben nicht nur Opfer. "Sie hatten ein Leben", sagt Veronika Dimke. "Ein reiches Leben." Die Kölner Künstlerin hat die zehn Ermordeten porträtiert. Hat sich ihnen behutsam angenähert, Bilder geschaffen, die ab Sonntag, 8. Mai, in der Roten Galerie in der Koberger Straße 57 in Nürnberg zu sehen sind.

Normalerweise würden Prominente porträtiert, sagt die Künstlerin. "Industrielle, Kanzler und Könige hängen in prunkvollen Sälen. Aber wo sind die Opfer von Rassismus?" In der Öffentlichkeit stünden vor allem die Namen und Perspektiven der Täter.

Fotos aus Familienalben

Der Anstoß für das spendenfinanzierte Kunstprojekt kam von der Initiative "Keupstraße ist überall" - in der gleichnamigen Kölner Straße sind am 9. Juni 2004 bei einem Nagelbombenanschlag des NSU 22 Menschen zum Teil schwer verletzt worden. Die Initiative kam mit dem Vorschlag auf Veronika Dimke zu, die schon lange politisch engagiert ist und sich für den Kampf gegen Rassismus stark macht. Als Vorlagen dienten ihr Fotos aus Familienalben, die schließlich in Polizeiakten landeten, in Tageszeitungen, in Internet-Netzwerken, auch in rechtsextremen Kreisen.

Würdige Darstellung

Dimke ging es um eine würdige Darstellung der Ermordeten. "Das Thema hat mich sehr aufgewühlt. Ich habe versucht, das Leben zu zeigen, die Schönheit der Menschen, ihre Menschlichkeit." 500 Stunden war sie mit der Arbeit an den Bildern beschäftigt, ihr Material: Pastellkreide. Empfindlich sind die Werke. "Man kann das auch als Metapher sehen für die Zerbrechlichkeit des Lebens." Nun sind sie sorgfältig gerahmt in der Roten Galerie zu sehen - und auch nur hier. Denn am Ende werden sie den Familien der Toten übergeben. Die Finissage der Ausstellung mit dem Titel "Wir werden nicht vergessen" findet am Pfingstsonntag, 5. Juni, um 17 Uhr statt.

Wichtige Geste

"Wir müssen immer wieder neu an die Geschehnisse erinnern", sagt Michael Ziegler, SPD-Stadtrat und Vorsitzender der Karl-Bröger-Gesellschaft. "Das hat in Nürnberg auch jeder verstanden." Wichtig an der Ausstellung, fügt er hinzu, sei auch die Geste. Die Künstlerin erzählt von den Menschen, die Opfer wurden." Bei der Eröffnung und der Finissage werden auch Angehörige der Ermordeten anwesend sein. Was Ziegler ebenfalls freut: dass die DIDF-Jugend als Kooperationspartner dabei ist, die sich ebenfalls gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzt. "Das ist uns super wichtig."

Plakate im Stadtgebiet

Und schließlich werden die Bilder der Ermordeten nicht nur in der Roten Galerie zu sehen sein, sondern großformatig auch auf Plakatwänden im ganzen Stadtgebiet. Auf 21 insgesamt.

Die Ausstellung in der Roten Galerie, Kobergerstraße 59, wird am Sonntag, 8. Mai, 17 Uhr, eröffnet. Die Finisssage findet am 5. Juni, 17 Uhr, statt. Wer für die Ausstellung spenden möchte, kann unter dem Betreff "Opfer des NSU" einen Betrag an die Karl-Bröger-Gesellschaft überweisen: IBAN DE61 7605 0101 0001 2564 44.

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