Erstmals mehr als 20.000 Hotelbetten

Erfreuliche Bilanz: So kam der Nürnberg-Tourismus wieder auf die Beine

Wolfgang Heilig-Achneck

Lokalredaktion

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3.3.2023, 10:45 Uhr
Am Quai für Flusskreuzfahrtschiffe am Nürnberger Staatshafen herrscht inzwischen wieder reger Betrieb.  

© Günter Distler, NN Am Quai für Flusskreuzfahrtschiffe am Nürnberger Staatshafen herrscht inzwischen wieder reger Betrieb.  

Das hatte vor einem Jahr kaum jemand zu hoffen gewagt: Nach den langen Corona-Beschränkungen erlebte der Tourismus in Nürnberg einen fulminanten Aufschwung. Mit knapp 3,1 Millionen Übernachtungen im Jahr 2022 konnte das Gastgewerbe an die gute Entwicklung vor der Pandemie anknüpfen. Im Jahr 2019 hatte die Übernachtungszahl um gut 13 Prozent höher gelegen, die 2018 erreichte Rekordmarke liegt bei 3,61 Millionen Übernachtungen.

Dabei waren die ersten drei Monate im vergangenen Jahr noch von Veranstaltungsabsagen und Reise-Auflagen geprägt. Der darauf folgende Aufbruch bescherte Nürnberg eine satte Verdoppelung des Aufkommens gegenüber dem Pandemiejahr 2021 (plus 106 Prozent). Dabei stellte sich die vertraute Verteilung ein: Ein Viertel aller Übernachtungen entfällt auf private Nürnberg-Aufenthalte, für je ein weiteres Viertel sorgen Messegäste, Tagungs-, Seminar-und Kongressteilnehmer sowie klassische Geschäftsreisende.

Aufenthaltsdauer wie vor Corona

Die große Lust an privaten Städtetripps ("leisure") konnte und kann allerdings Schwächen im Geschäftsreisebereich allenfalls abmildern, aber nicht kompensieren, stellt Yvonne Coulin, die Geschäftsführerin der Congress- und Tourismuszentrale, fest. im Durchschnitt kuschelte sich jeder Gast 1,8 Nächte lang in ein Nürnberger Hotelbett - ein Wert auf Vor-Corona-Niveau. Übers Jahr verteilt machten die deutschen Gäste 69 Prozent aller Touristen aus - drei Prozentpunkte mehr als 2019. "Ein wichtiger Faktor war dabei sicher das Neun-Euro-Ticket", merkt Coulin an.

Besonders bemerkenswert: Knapp 328.000 Übernachtungen im August markieren einen Spitzenwert für diesen Monat, in dem die privaten Reisen dominieren. Der August war damit sogar stärker als der Dezember, wo knapp 324.000 Übernachtungen registriert wurden. Trotz leichter Rückgänge , gerade auch bei den Busreisen für Tagesbesucher, könne Nürnberg angesichts aller Umstände mit dem Verlauf und Ergebnis des Christkindlesmarkts mehr als zufrieden sein, betont Coulin.

Amerikaner und Italiener stark vertreten

Bei den Besuchern aus dem Ausland waren 2022 insgesamt leichte Rückgänge zu verzeichnen, die größten Anteile entfallen auf Besucher aus den USA, Italien, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien und Spanien - wobei auffallende Schwankungen zu verzeichnen sind. "Im Sommer bleiben vor allem die Spanier lieber an ihren eigenen Stränden", so Yvonne Coulin, "umso stärker sind sie im Dezember vertreten, zuletzt als drittstärkste Gruppe". Das allerdings ist nicht allein der Sehnsucht nach Christkindlesmarkt-Romantik zu verdanken, sondern auch dem gewachsenen Angebot an Direktflügen, nicht zuletzt zum neuen Ziel Valencia.

Apropos Flüge: Vor allem die Direktverbindungen nach London wie auch nach Amsterdam erweisen sich für Nürnberg als wichtiger denn je. Nicht nur als Ziele und Drehkreuze für Geschäftsreisende, sondern auch für Reisende aus Übersee, die von Nürnberg aus eine Schiffsreise auf dem Kanal Richtung Wien oder Köln antreten - oder nach einer Flusskreuzfahrt hier ankommen und sich auf den Heimweg machen. Mit rund 700 Anlegevorgängen zeigte der Trend 2022 wieder deutlich nach oben; in der Spitze wurden bisher rund 1100 im Jahr 2016 erreicht. Wobei Probleme wie anhaltendes Niedrigwasser womöglich künftig eher noch zunehmen.

Augenmerk auf die City

Um aber gerade für Städtereisende auf Entdeckungstour oder einer längeren Reise mit Nürnberg als Etappenziel attraktiv zu bleiben, müsse sich Nürnberg weiter engagieren, um gerade in der Innenstadt für Atmosphäre, Flair und interessante Erlebnisse zu sorgen. "Da hat unsere City Werkstatt im vergangenen Jahr einiges bewegen können", meint Wirtschaftsreferent Michael Fraas und nennt als Beispiele das Festival für Circus und Straßentheater und das Klaragassenfest. Und noch gezielter als bisher werden Gästen wie Einheimischen die "Nürnberger Quartiere" für Entdeckungsstreifzüge empfohlen.

Eher durchwachsene Gefühle dürfte ein anderer Rekordwert auslösen, zumindest in der Branche selbst: Erstmals sind in Nürnberg jetzt mehr als 20.000 Hotelbetten verfügbar. Damit sank die Bettenauslastung im Jahresdurchschnitt auf gut 40 Prozent belegt (2019: knapp 52 Prozent), im Dezember waren die Betten zu 52 Prozent belegt (2019: gut 63 Prozent). Der Bettenzuwachs geht auf Hotelprojekte zurück, die zu Beginn der Pandemie bereits in Bau waren und inzwischen fertiggestellt sind. Andere Vorhaben, die über das Planungsstadium noch nicht hinausgekommen waren, wie das Hotel im früheren CityPoint, sind dagegen auf Eis gelegt oder gestrichen.

Obwohl der Jahresbeginn sehr positiv verlaufen sei, bleibe schwer abzuschätzen, ob den Verbrauchern angesichts der galoppierenden Preise noch Lust und "finanzielle Luft" für Städtetouren bleibt, kommentiert Coulin die Aussichten.

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