"Streckenweise gar kein Wasser mehr"

Fluss komplett ausgetrocknet - Nürnberg greift zu drastischer Maßnahme

Tobi Lang

Redakteur

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14.8.2022, 13:39 Uhr
Viele Flüsse in Europa trocknen derzeit aus - mit unabsehbaren Folgen für die Natur und die Wirtschaft. 

© Uncredited, dpa Viele Flüsse in Europa trocknen derzeit aus - mit unabsehbaren Folgen für die Natur und die Wirtschaft. 

Die Lage ist angespannt, daran lassen die Verantwortlichen keine Zweifel. "Als Folge der anhaltenden Trockenheit haben viele Gewässer derzeit nur noch wenig Wasser", teilt die Stadt Nürnberg am Freitag mit. Besonders betroffen davon: die Gründlach. Sie führe "streckenweise gar kein Wasser mehr", heißt es. "Leider ist derzeit keine Entspannung der Niedrigwassersituation zu erwarten."

Niederschlag lässt bis mindestens Mitte kommender Woche noch auf sich warten, die Hitze wird die Flüsse weiter austrocknen. "Bei den derzeitigen Verhältnissen kann es die Gewässer sowie die Flora und Fauna schädigen, wenn aus den Flüssen, Bächen und Seen, aber auch aus Brunnen und Quellen, beispielsweise zur Gartenbewässerung, Wasser entnommen wird", warnt die Stadt. Zwar haben besonders einige Landwirte die Erlaubnis, den Fluss anzuzapfen. Das solle jedoch auf ein "Mindestmaß beschränkt" werden, heißt es aus dem Rathaus. Nur so könne sich die Natur erholen.

Wasser aus Hallenbad für Bäume

An anderer Stelle greift die Stadt zu kreativen Maßnahmen gegen den Trockenstress. Das Wasser aus dem derzeit geschlossenen Hallenbad im Süden Nürnbergs wird etwa zur Bewässerung von Bäumen verwendet. "Auch wenn es nicht der Riesen-Schritt ist: Ich glaube es zeigt, dass wir alle beim Wasser- und Energiesparen kreativer werden können und müssen", sagte der zuständige Bürgermeister Christian Vogel. "Aufgrund der immer länger und extremer werdenden Hitzeperioden brauchen wir mehr Bewässerung, insbesondere unserer Stadtbäume."

Das Wasser wird abgepumpt und mit großen Tankwagen zu den Bäumen gebracht. Technisch und logistisch sei das nicht einfach, sagt Vogel. Trotzdem habe man aber bereits rund 200.000 Liter aus dem Südstadtbad wiederverwenden können. Das Chlor, mit dem die Becken sauber gehalten werden, habe sich verflüchtigt - daher könne man das Wasser problemlos nutzen.

Experten warnen vor extremem Trockenstress, der derzeit in ganz Bayern die Flüsse belastet. Die Lage verschärft sich, sagt etwa das Landesamt für Umwelt in seinem aktuellen Niedrigwasser-Lagebericht. Besonders kleinere Gewässer wie eben die Gründlach seien betroffen - aber auch bei den großen Kanälen sei die Lage besorgniserregend. In der vergangenen Woche sanken die Pegelstände weiter - seit Anfang August fielen in Nordbayern im Mittel etwa nur vier Millimeter Niederschlag.

Zuletzt machte sogar die Pegnitz, die sich quer durch Nürnberg schlängelt, Sorgen. Mehr dazu lesen Sie im Hintergrundartikel auf NN.de.