
"Ein guter Tag für Nürnberg"
Förderung für Nazi-Bau: So viele Millionen steckt der Bund in die Kongresshalle in Nürnberg
Der Bundestag hat eine weitere Förderung der Kongresshalle am ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgelände beschlossen. Aus dem Programm "KulturInvest" fließen 29,5 Millionen Euro an den Dutzendteich. Damit soll die Substanz des Rundbaus erhalten und das Gelände nutzbar gemacht werden. Die Fördermittel entsprechen damit genau der Hälfte der Gesamtkosten von 59 Millionen Euro, die dieser Teil der Umbaumaßnahmen kosten soll.
Kongresshalle: enger Zeitplan
Die Kongresshalle wird als "einzigartiges Baudenkmal von zeitgeschichtlicher und erinnerungskultureller Bedeutung nationalen Ranges" erhalten bleiben. Aber auch als Ort für Kultur. Das Staatstheater Nürnberg wird hier einen Ausweichstandort erhalten. Die Förderung soll helfen, dass der enge zeitliche Rahmen für den Interimsbau auch eingehalten werden kann. Zuletzt wurde der Umzug um zwei Jahre bis 2027 verschoben.
"Heute ist ein sehr guter Tag für Nürnberg", sagt der CSU-Bundestagsabgeordnete Michael Frieser. Die lang ersehnte Zusage für die Förderung sei "ein entscheidendes Puzzlestück" für das 211 Millionen Euro teure Gesamtvorhaben, das die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur, die Opernausweichspielstätte und dazu Lager- und Depotflächen beinhaltet.
Deshalb haben die Nürnberger Abgeordneten in Berlin parteiübergreifend zusammengearbeitet, um die Mittel nach Nürnberg zu bringen. Immerhin zähle der Torso der Kongresshalle zu den größten erhaltenen Einzelbauwerken der NS-Zeit. "Und er ist - wie kein anderer Bau in dieser Dimension - in kommunalem Eigentum", sagt Frieser. Die Umwidmung des "NS-Monstrums in einen bundesweit einmaligen Ort für die zeitgenössischen Künste und Kulturen ist nichts, was die Stadt Nürnberg allein stemmen könnte".
Parteien arbeiten zusammen
Bund, Land und Stadt wollen einen Raum für Kultur schaffen und dennoch das "Baurelikt der NS-Diktatur als Mahnung und Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit bewahren“, betont Katja Hessel (FDP). Dafür hätten alle Nürnberger in Berlin an einem Strang gezogen, "mal wieder mit Erfolg". Der Dank des Grünen-Bundestagsabgeordneten Sascha Müller geht auch an seine Parteikollegin, Kulturstaatsministerin Claudia Roth, und die Mitglieder des Haushaltsausschusses, die den Antrag der Stadt Nürnberg tatkräftig unterstützt hätten.
Marcus König (CSU) freut sich über das starkes Bekenntnis des Bundes, der die Stadt beim Umgang mit dem historischen Erbe unterstützt. "Wir schaffen Perspektiven für Kunst und Kultur“, sagt Nürnbergs Oberbürgermeister. Für Bürgermeisterin Julia Lehner (CSU) unterstreicht Berlin mit den Fördermitteln "in beträchtlicher Höhe" die über die Stadt hinausreichende Bedeutung des Vorhabens, die Kongresshalle zu einem Kulturareal zu entwickeln. "Ich bin in großem Maße dankbar für diese Entscheidung."
Auch Gabriela Heinrich (SPD) freut sich riesig über die Bundesförderung zugunsten der Erinnerungskultur. Nun kann in dem Mahnmal etwas Neues entstehen. "Gemeinsam erreicht man mehr als alleine", lobt Heinrich die Zusammenarbeit. Die Kongresshalle ist dabei nicht das erste Beispiel. Schon im September 2022 sind aus dem Fördertopf "KulturInvest" 20 Millionen Euro nach Nürnberg geflossen. Im Jahr 2025 sollen damit in einem Teil der Kongresshalle etwa 150 Räume für Künstlerinnen und Künstler eröffnet werden.

Damit sei der Bund seiner Verantwortung für das bauliche Erbe der NS-Zeit gerecht geworden, teilen die Bundesabgeordneten von SPD, FDP und Grünen unisono mit. "Jetzt ist es an der bayerischen Staatsregierung, ihrerseits die zugesagten Gelder bereit zu stellen, damit die Stadt Nürnberg in die Ausschreibung gehen kann." Beim Einbau des Operninterims im letzten Bauabschnitt sind Stadt und Freistaat in alleiniger Verantwortung.
Die Spielstätte des Staatstheaters soll rund 108 Millionen Euro kosten, 42 Millionen Euro fallen allein an, um den Ergänzungsbau im Innenhof zu planen und zu errichten. Die Stadt hat dafür Fördermittel beim Freistaat beantragt, der 75 Prozent der Kosten übernehmen soll. Der Antrag wird derzeit geprüft.
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