Halle 3C wird erneut umfunktioniert

Für 600 Menschen: Notunterkunft auf dem Nürnberger Messegelände

23.3.2022, 16:28 Uhr
Vorne ist der Aufenthaltsbereich, dahinter der Schlafbereich mit den Feldbetten zu sehen. Zusätzliche Stellwände sollen die Situation noch entzerren. 

© Berny Meyer, NNZ Vorne ist der Aufenthaltsbereich, dahinter der Schlafbereich mit den Feldbetten zu sehen. Zusätzliche Stellwände sollen die Situation noch entzerren. 

Die Feldbetten im Schlafbereich sowie Tische und Stühle stehen schon bereit. „Nürnberg ist solidarisch“, sagt König. Innerhalb kürzester Zeit habe die NürnbergMesse gemeinsam mit der Feuerwehr die Infrastruktur für die Beherbergung der Kriegsflüchtlinge geschaffen. Demzufolge sind Dusch- und Sanitärcontainer angeschlossen und eine Stromversorgung eingerichtet worden. Ein Spielbereich für Kinder ist vorgesehen. Das Catering mit drei Mahlzeiten am Tag übernimmt die Messe-Tochtergesellschaft Lehrieder.

Sehr gute Lüftung

Heinz Prießmann, Abteilungsleiter für Sicherheit und Logistik bei der NürnbergMesse, verweist auf die besonderen Qualitäten der Halle 3C. „Es ist die modernste Halle, die wir haben.“ Mit ihren 9600 Quadratmetern biete sie im Regelbetrieb Platz für 6000 Messebesucher. Sie sei barrierefrei und mit einer sehr guten Lüftungsanlage ausgestattet. „Die Luft wird achtmal in der Stunde ausgetauscht“, sagt Prießmann. Dank einer großen Glasfront gelangt viel Tageslicht in die 2018 in Betrieb genommene Räumlichkeit, die bereits das zweite Mal umfunktioniert wird: Sie diente schon als Impfzentrum.

Sozialamt führt Regie

Die Verantwortung für die Notunterkunft übernimmt das Sozialamt, das aber von der Feuerwehr unterstützt wird. Laut Sozialamtschef Volker Wolfrum sind zudem abwechselnd die Migrationsberater mehrerer Wohlfahrtsverbände vor Ort, die die Menschen betreuen.

Wolfrum zufolge ist vorgesehen, die zirka 175 Menschen, die derzeit noch in der Turnhalle in einer Schule an der Herriedener Straße untergebracht sind, zum Messegelände zu bringen. Die Turnhalle mit ihren insgesamt 200 Plätzen soll aber laut Berufsfeuerwehrchef Volker Skrok weiterhin als Ersatz-Notunterkunft in der Hinterhand gehalten werden. Man wisse nicht, wie sich die Situation entwickelt.

Oberbürgermeister Marcus König (re.) verschaffte sich vor Ort einen Eindruck. 

Oberbürgermeister Marcus König (re.) verschaffte sich vor Ort einen Eindruck.  © Berny Meyer, NNZ

Vorerst aber plant die Stadt, wie König ausführt, mit 1000 Notunterkunftsplätzen: 600 auf dem Messegelände, 400 in der Bertolt-Brecht-Schule. Von dort aus sollen die Menschen nach Möglichkeit in reguläre Gemeinschaftsunterkünfte weitervermittelt werden. Der Oberbürgermeister verspricht, den Geflüchteten unbürokratisch zu helfen. „Wir werden nicht auf Paragrafen schauen, sondern auf die Menschen. Barmherzigkeit fängt da an, wo der Mensch Hilfe braucht.“

"Kommunen können Krise"

Aktuell seien zirka 2650 geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer bei der Stadt registriert. Die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen, weil sich die Menschen nicht anmelden müssen. Da bereits vor dem Krieg 4200 Ukrainer in Nürnberg gelebt hätten, sei die Stadt ein besonderer Anziehungspunkt: „Wir haben die drittgrößte ukrainische Community in Deutschland“, sagt König.

Der Oberbürgermeister betont, dass „Kommunen Krise können“. Aber man müsse versuchen, bei den Menschen auch für den ländlichen Raum als Zufluchtsort zu werben. „Die großen Städte werden es nicht alleine schaffen.“

Stadt und NürnbergMesse betonen, dass die humanitäre Soforthilfe für die Geflüchteten und der Messebetrieb parallel laufen sollen. „Die Trennung von Veranstaltungsgelände und Notunterkunft erfolgt durch eine bauliche Absperrung“, die auch dem Schutz der Flüchtlinge während der „gefahrenträchtigen Messeaufbauphasen“ diene, schreibt die Messe in einer Pressemitteilung.

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