
St. Sebald rot-schwarz
Kirche voller Clubfans: Jubiläumsgottesdienst zum 125. Geburtstag des 1.FC Nürnberg
Es sind Gesänge, die bei keinem Besuch des Max-Morlock-Stadions fehlen dürfen. Kurz bevor die Mannschaften das Spielfeld betreten, erklingt traditionell „Die Legende lebt“ aus den Boxen. Zehntausende Menschen recken ihre Schals in den Himmel und singen nach Leibeskräften mit. „Als ich noch ein ganz kleiner Bub war“ hallt es aus der Nordkurve wiederum zu jeder 60. Spielminute. Am 3. Mai ab 11 Uhr werden die beiden Stadionklassiker an ungewohnter Stelle ertönen, nämlich in der Nürnberger Sebalduskirche.
Unter dem Motto „Liebe, Glaube, Leidenschaft vereint – 125 Jahre 1. FC Nürnberg“ findet in St. Sebald, Sebalder Platz, ein ökumenischer Festgottesdienst unter Beteiligung der christlichen, der jüdischen und der muslimischen Religionsgemeinschaft statt. Der Jubiläumsgottesdienst geht auf eine Initiative von Club-Fan Matthias Hunger und dem Soziologen und Sozialökonomen Professor Bernd Halfar zurück. Die aktive Fanszene und der 1. FC Nürnberg unterstützen das Vorhaben in Nürnbergs ältester Pfarr- und Ratskirche anlässlich des 125-jährigen Vereinsjubiläums.
„Die Initiative und Anfrage hat mich aus verschiedenen Gründen gefreut“, sagt Sebalduspfarrer Martin Brons: „Zum einen feiern wir in diesem Jahr das 600. Jubiläum der Heiligsprechung des Stadtpatrons Sebald. ‚Die Legende lebt‘ gilt auch hier. ‚Alle zusammen – für Nürnberg‘ bringt das Anliegen der Kirchengemeinde mit dem Stadtpatron und des 1. FCN auf den Punkt.“
Enge Verbundenheit zwischen Glaube, Leidenschaft und dem 1.FC Nürnberg
Der Jubiläumsgottesdienst soll ein Moment der Besinnung und des Zusammenhalts für die gesamte Club-Familie sein“, betonen die Initiatoren Matthias Hunger und Bernd Halfar: „Wir laden alle ein, gemeinsam dieses Jubiläum zu feiern und die Verbundenheit zwischen Glaube, Leidenschaft und dem 1. FC Nürnberg zu erleben.“
Neben Diakon Rainer Fuchs und weiteren Religionsvertretern predigt mit Pfarrer Christian Stuhlfauth der Großneffe der Nürnberger Torwart-Legende Heiner Stuhlfauth. Die Mitfeiernden soll eine einzigartige Atmosphäre erwarten, die eine Brücke zwischen den Ritualen der Religionen und des Stadions schlägt, teilt der 1.FC Nürnberg mit. Geplant ist demnach ein festlicher Einzug mit Fahnenträgern, Einlaufkindern, Spielern und Gästen aus der gesamten Club-Familie. Außerdem sollen Textcollagen aus der wechselvollen Geschichte des neunfachen Deutschen Meisters erklingen. Für alle Teilnehmenden, kündigt der Verein an, wird es eine Überraschung zur Erinnerung an den Gottesdienst geben.
Der 1.FC Nürnberg und St. Sebald gehen offensiv mit ihrer Geschichte um
Den 1. FC Nürnberg und die evangelische Kirchengemeinde St. Sebald verbindet der offensive Umgang mit ihrer Geschichte. In der öffentlich zugänglichen Ausstellung „Stein & Tür“ zu einem jüngst wiederentdeckten jüdischen Grabstein aus dem 14. Jahrhundert und dem jüdischen Segensspruch „Durch dieses Tor soll kein Kummer kommen“ auf einer Holztür von 1500 im Sebalder Pfarrhof hat die evangelische Gemeinde zusammen mit der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg einen Raum gestaltet, in dem man sich multimedial zur wechsel- und leidvollen Geschichte der jüdischen Gemeinde in Nürnberg informieren kann. „Mit der Ausstellung bezieht die evangelische Gemeinde explizit kritische Stellung gegenüber den mittelalterlichen antijüdischen Schmähdarstellungen in und an der Kirche“, sagt Pfarrer Martin Brons.
Auch der 1. FC Nürnberg arbeitet seit Jahrzehnten kritisch seine Geschichte im Nationalsozialismus und darüber hinaus auf. Die zwischen 1933 und 1945 ausgeschlossenen jüdischen Mitglieder hat der Verein posthum wieder in den Verein aufgenommen. In einem Buch hat Club-Historiker Bernd Siegler die Biografien dieser Mitglieder recherchiert. Jedes Jahr legt der Verein am 30. April, dem Datum des Ausschlusses, einen Stolperstein zu Ehren eines ehemaligen, jüdischen Club-Mitglieds.
Mit dem Bildungsprojekt „Jenö Konrad-Cup – Fußball trifft auf Geschichte“ erinnert der FCN zudem jedes Jahr an seinen 1932 vor antisemitischer Hetze geflüchteten Trainer Jenö Konrad und setzt mit Schülerinnen und Schülern aus ganz Franken ein Zeichen gegen Antisemitismus.
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