Erweiterungsbau in der Debatte

Kosten für Opernhaus-Sanierung: Erste Schätzung liegt bei 500 Millionen Euro

23.11.2021, 06:40 Uhr
Bei den Berechnungen für die Sanierungskosten des Opernhauses ist die Oper "Unter den Linden" in Berlin der Vergleichsmaßstab.

© Günter Distler, NNZ Bei den Berechnungen für die Sanierungskosten des Opernhauses ist die Oper "Unter den Linden" in Berlin der Vergleichsmaßstab.

Erste Schätzungen über die Sanierung des Opernhauses lagen bei bis zu einer Milliarde Euro. Die erste konkrete Schätzung kommt jetzt auf einen Betrag von 500 bis 550 Millionen Euro. Die Zahlen stammen aus der Verwaltung und aus dem Rathaus. Die Redaktion konnte Einsicht nehmen.

Entscheidend ist das Raumprogramm

Wie solide ist die erste konkrete Schätzung auf die sich die Fraktionen bei ihrer Entscheidung stützen? Nachdem ein Raumprogramm für die Sanierung des Opernhauses, für den Erweiterungsbau und für das Interim der Staatsoper in der Kongresshalle vorliegt, ist auch eine nachvollziehbare Kostenschätzung möglich. Als Basis für das Verfahren gibt es eine DIN-Norm. Im Grund werden die benötigten Quadratmeter mit aktuellen Baupreisen für den Quadratmeter multipliziert. Der Kostenrahmen wird nur dann nicht eingehalten, wenn das Raumprogramm noch einmal nachhaltig geändert wird.

27500 Quadratmeter werden benötigt

Wie sieht das Raumprogramm des sanierten Opernhauses aus? Das Opernhaus hat derzeit eine Fläche von 17851 Quadratmetern an Nutzfläche. Diese sollen auch saniert werden. Das Staatstheater forderte außerdem einen Erweiterungsbau. Um alle Wünsche unterzubringen, wären 40.000 Quadratmeter nötig. Hier liegt wohl die Quelle für die geschätzte eine Milliarde an Sanierungskosten. Die Forderungen wurden inzwischen auf eine realistische Größe zusammengestutzt und es gab ein Bedarfsprogramm von insgesamt 27.500 Quadratmetern. Diese Fläche soll im Opernhaus, in einem Neubaukomplex am Richard-Wagner-Platz und zum kleinen Teil im Sigmund-Schuckert-Haus, das angemietet wird, untergebracht werden.

Oper "Unter den Linden" liefert den Vergleichsmaßstab

Wie setzt sich die Kostenrechnung zusammen? Als Vergleich für das Nürnberger Opernhaus wurde eine Oper herangezogen, die in den letzten zehn Jahren saniert wurde. Von Qualität und Größe ist die Oper "Unter den Linden" in Berlin am besten mit dem Nürnberger Opernhaus vergleichbar. Die Sanierung des Berliner Hauses hat 470 Millionen Euro gekostet. Pro Quadratmeter Nutzfläche sind das 14.000 Euro. Wenn man diesen Betrag mit der geplanten Nutzfläche von 27.500 Quadratmetern in Nürnberg multipliziert, dann kommt man auf Summe von 385 Millionen Euro. Hinzu kommt noch die Aufwertung des städtebaulichen Umfelds. Kosten 30 bis 50 Millionen Euro.

Synergieeffekt mit dem Schauspielhaus

Kommt ein Neubau günstiger als das Opernhaus, das unter Denkmalschutz steht, zu sanieren? Die Kosten für Neubau und Sanierung liegen nicht weit auseinander. Wenn man die Kalkulation des geplant Konzertsaals heranzieht, dann würden die Baukosten bei 10.000 Euro für den Quadratmeter liegen. Hinzu kämen noch die Grundstückskosten, denn die Stadt verfügt über kein passendes Gelände. Außerdem würde der Synergieeffekt zwischen Schauspielhaus und Opernhaus verloren gehen.

Akustik ist das wichtigste Kriterium

Nach welchen Kriterien soll das Innere des Opernhauses, das die Nationalsozialisten umgebaut haben, saniert werden? Die Sanierung wird von der Akustik her gedacht. Es geht nicht darum, ob unter den Nazi-Überformungen noch Jugendstilelemente gefunden werden. Es geht um ideale Raumvolumen, die einen optimalen Operngenuss ermöglichen. Der Sprechgesang der Oper braucht eine andere Akustik als eine konzertante Musik. Deswegen passen Opernsaal und Konzertsaal auch nicht zusammen.

München hat einen Konzertsaal für 42 Millionen Euro errichtet. Ist die Isarphilharmonie eine Vorbild für Nürnberg? Die 42 Millionen Euro sind nur die Kosten für den reinen Saal, der an ein anderes Gebäude angedockt ist. Probebühnen, Werkstätten, Foyer, Lagerräume und Büros sind darin nicht enthalten. Die Gesamtkosten sind weit höher. Die Firma Nüssli, die den Saal errichtet hat, baute in Nürnberg schon die Halle am Tillypark, die rund 40 Millionen Euro gekostet hat. Der eigentliche Aufführungssaal hat sowohl bei der Oper als auch beim Konzertgebäude nur einen kleinen Anteil.

Kosten für das Interim liegen bei 130 Millionen Euro

Wie sieht die Kostenberechnung für die Interimsspielstätte der Oper in der Kongresshalle aus? Das aktuelle Raumprogramm für das Interim, das in der Kongresshalle untergebracht werden soll, liegt bei 14.500 Quadratmeter. Für die Sanierung des Dachs und der Fassade muss die Stadt in den nächsten Jahren rund 22 Millionen Euro ausgeben, unabhängig von der Interimslösung, Es gibt ein Angebot für einen Aufführungssaal im Innenhof oder außerhalb der Kongresshalle vor, das bei 42 Millionen Euro liegt. Für die Sanierung und den Neubau von Räumen in der Kongresshalle sind 10.000 Quadratmeter angesetzt. Bei Sanierungskosten von 8500 Euro pro Quadratmeter kommen 66 Millionen Euro zusammen. Rechnet man die Dachsanierung und den Aufführungssaal hinzu, so liegt die Stadt bei 130 Millionen Euro. Opernhaussanierung und Interim kommen bei dieser Kostenberechnung auf insgesamt 500 bis 550 Millionen Euro.

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