Steigende Corona-Zahlen

Kritik an neuen Quarantäne-Regeln: "Schule ist so nicht sicher"

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

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3.2.2022, 14:00 Uhr
Regelmäßige Tests gehören in den Schulen längst zum Alltag.

© Günter Distler Regelmäßige Tests gehören in den Schulen längst zum Alltag.

Die Kurve, mit der das Nürnberger Amt für Stadtforschung und Statistik die Inzidenz in der Gruppe der Fünf- bis 14-Jährigen erfasst, kennt seit Tagen nur eine Richtung: Steil nach oben. Vor gut einer Woche lag die Inzidenz in dieser Altersgruppe noch bei rund 2800, jetzt ist sie mit 5691 doppelt so hoch (Stand 30. Januar, seitdem wurden die Zahlen nicht aktualisiert). Mit der Folge, dass die Zustände in etlichen Schulen chaotisch sind, weil sich nicht nur viele Kinder, sondern auch immer mehr Lehrer krank melden müssen.

Nicht nur in Nürnberg sind deshalb auch die Gesundheitsämter überlastet. Das Kultusministerium hat reagiert und die Quarantäne-Regeln geändert. Künftig dürfen auch die Schulleiter ganze Klassen in den Distanzunterricht schicken, wenn mindestens 50 Prozent der Schüler positiv getestet sind. Doch das reicht aus der Sicht von Pädagogen und Eltern nicht aus.

"Schule ist so nicht sicher", sagt der Sprecher der No-Covid-Initiative, Thomas Pettinger. Das vorhandene Schutzkonzept sei veraltet und bei der hoch ansteckenden Omikron-Variante unwirksam. "Es stammt aus der Zeit mit weit weniger ansteckenden Varianten und wurde nie angepasst." Pettinger empfiehlt Eltern, in der jetzigen Hochinzidenzphase die Kinder nicht mehr in die Schulen zu schicken. Kein Kind nehme Schaden, wenn Eltern es so bis zu den Faschingsferien vor einer Infektion schützen.

Familien sollten sich absprechen und ihre Kinder krank melden, damit die 50-Prozent-Quote erreicht werde und Schulleiter den Distanzunterricht anordnen könnten. Aber auch ohne solche Absprachen könnten Eltern ihre Kinder zu Hause lassen, meint die No-Covid-Initiative. Eine Schulbesuchspflicht, die gegen das Recht auf die im Grundgesetz garantierte körperliche Unversehrtheit der Kinder verstoße, sei bei dieser Infektionslage vom Staat nicht durchsetzbar.

Sandra Schäfer vom Nürnberger Lehrerinnen- und Lehrerverband hält zwar den Präsenzunterricht für wichtig, doch auch für sie sind die neuen Regelungen "kein Grund zum Jubeln". Sie fordert Vorgaben, die die Situation an den jeweiligen Schulstandorten berücksichtigen und die auch mit den Mitarbeitern vor Ort abgesprochen sind.

Es scheitert an der Technik

"Es ärgert die Kollegen wahnsinnig, dass ihre Expertise nicht einbezogen wird", sagt Schäfer, die zugleich Vorsitzende des Personalrates der Stadt Nürnberg ist. An manchen Schulen sei die technische Ausstattung gut und Distanzunterricht kein Problem, anderswo scheitere er schon an der Technik. Und wenn zwar nur ein Drittel der Schüler, aber die Hälfte der Lehrer positiv getestet sei, helfe die neue Quarantäne-Regelung auch nicht weiter.

Die Politik solle zugeben, dass derzeit nicht alles in der gewohnten Qualität ablaufen könne, fordert Schäfer, die fürchtet, dass sich die Situation in den kommenden Wochen noch zuspitzen wird. Der Präsenzunterricht dürfe nicht auf Kosten der Gesundheit gehen, zudem sei unklar, ob sich eine verlässliche Halbtagsschule in den nächsten Wochen aufrecht erhalten lasse. "Das muss aber jemand deutlich sagen." Verzweiflung und Wut seien schon jetzt bei den Beteiligten "riesig".

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