Markt der langen Gsichter 2019

Kurios und ungeliebt: Das waren die Geschenke auf dem Markt der langen G'sichter

27.12.2019, 15:18 Uhr
Beim Markt der langen G'sichter in der Villa Leon können die Besucher ungeliebte Weihnachtsgeschenke für einen guten Zweck versteigern.

© Michael Matejka, NNZ Beim Markt der langen G'sichter in der Villa Leon können die Besucher ungeliebte Weihnachtsgeschenke für einen guten Zweck versteigern.

Was für eine humoristische Steilvorlage in Nürnberg! Denn der Club ist nun mal nicht gerade erfolgsverwöhnt, also kann Klaus Karl-Kraus ungehemmt über das Ding in seinen Händen kalauern, nachdem er sein obligatorisches "Wos is na des etz?" von der Bühne poltert und nachsetzt, dass das wohl eine Tor-Kamera sein muss: "Für den Club braucht ma ka Kamera, da geht eh nix nei". Und vor der Bühne werfen sich die Leute schier weg vor Lachen.

Der Auftritt des Erlanger Kabarettisten beim "Markt der langen G‘sichter" hat längst schon Kultstatus, wie die Auktion selbst. Bereits zum 23. Mal kamen in der Villa Leon wieder unwillkommene Weihnachtsgeschenke unter den Hammer. Dinge, die nicht jeder im Wohnzimmer stehen haben will - wie etwa die dreiköpfige Pinguin-Familie aus Wachs oder die völlig überdimensionierte Porzellan-Sau, die das Ringelschwänzchen nach oben reckt. Da gleichen XXL-T-Shirts, Windlichter, Piccolo-Sets oder die Hantel mit integriertem Wecker schon wahren Augenweiden.

Schenken und Beschenkt werden ist eben zuweilen auch eine Glücksache. Also ist es blöd gelaufen, wenn da diese blaue Krawatte mit den hellblauen Pünktchen unterm Baum lag, bei der man nie auf den Gedanken käme, sie sich tatsächlich um den Hals zu legen. Seide hin, Rudolph Moshammer her, der Schuld an dem Fetzen ist. Doch irgendeinem wird es gefallen, vielleicht sogar an diesem Auktionstag.


Markt der langen G'sichter: Diese Geschenke wollte 2018 niemand haben


Bei aller Schenkel-Klopferei: Die Auktion hat auch einen ernsten Hintergrund und erfüllt dabei auch einen guten Zweck: Denn in erster Linie geht es um die Vermeidung von Abfall. So verwundert es auch nicht, dass der Abfallwirtschaftsbetrieb Stadt Nürnberg Veranstalter der Versteigerung ist. So manches Teil würde einfach im Müll landen - mit Sicherheit auch die Pinguin-Gruppe.

Gute Laune für einen guten Zweck

Es geht aber nicht nur darum, Geschenken, die einen zuweilen ratlos zurücklassen, doch noch irgendwie eine Existenzberechtigung zu geben. Der "Markt der langen G‘sichter" verfolgt auch karitative Zwecke. So gehen 20 Prozent des Versteigerungserlöses an ein soziales Projekt. In diesem Jahr an die Streetworker der Nürnberger AWO in St. Leonhard. Die restlichen 80 Prozent darf der jeweilige Verkäufer behalten.

Doch das scheint auch an diesem Vormittag eher nachrangig zu sein. Denn ein Geheimrezept der Veranstaltung ist sicher auch das Bühnen-Programm, das unter anderem von unterschiedlichen Kabarettisten und Radiomoderatoren gestaltet wird: Zuweilen etwas fränkisch derb, rau, aber immer mit viel Augenzwinkern bringen die verschiedenen Auktionatoren den Saal jedes Jahr aufs Neue zum Grölen.

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