Mediennetzwerk Bayern und Nürnberger Nachrichten

Media Date in Nürnberg: Mit welchen Inhalten Medienhäuser ihre Leserschaft überzeugen

Hicran Songur

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8.12.2022, 16:00 Uhr
Zielgruppenorientiere Inhalte und neue Ausspielungswege: Beim Media Date in Nürnberg wurde über Innovationen in Medienhäusern diskutiert. 

© Stefan Hippel, NNZ Zielgruppenorientiere Inhalte und neue Ausspielungswege: Beim Media Date in Nürnberg wurde über Innovationen in Medienhäusern diskutiert. 

Emotionale Geschichten, ein vielfältiges Angebot und investigative Recherchen - all das möchten Medienhäuser ihren Leserinnen und Lesern bieten. Doch neben den Inhalten spielen auch die Ausspielungskanäle und Darstellungsmöglichkeiten eine immer entscheidendere Rolle. Während des Media Dates "Next Level Digital Publishing" haben sich Expertinnen und Experten über Innovationen in der Medienbranche und publikumsorientierte Inhalte ausgetauscht.

Die Veranstaltung wurde vom Mediennetzwerk Bayern in Zusammenarbeit mit den Nürnberger Nachrichten organisiert und fand in den Design Offices in Nürnberg statt. Moderiert wurde der Abend von Petra Schwegler, Mediennetzwerk Bayern/ Medientage München, und Barbara Zinecker, stellvertretende Chefredakteurin des Verlags Nürnberger Presse.

Große Auswahl für ein zielgerechtes Publikum

Kundenzentriert an Texte rangehen und den Bedürfnissen der unterschiedlichen Zielgruppen gerecht werden: Mit diesen Worten fasste Barbara Zinecker die Herangehensweise der Redaktion des Verlags Nürnberger Presse zusammen. Von der Auswahl zwischen der Reichweitenplattform nordbayern.de, des Lifestyle-Produkts fein.raus und der Premiumplattform NN.de sollen vor allem die Kundinnen und Kunden profitieren, so Zinecker. Um die Kanäle mit qualitativen Inhalten zu füllen, seien tagtäglich 160 Reporterinnen und Reporter im ganzen Verbreitungsgebiet des Verlages unterwegs.

Die "neuen" Medien: Netflix, Spotify, Instagram und TikTok

André Lutz (CEO von DEFACTO BE/ONE) setzte auf personalisierte Inhalte. 

André Lutz (CEO von DEFACTO BE/ONE) setzte auf personalisierte Inhalte.  © Stefan Hippel, NNZ

Dass diese Inhalte auch vermarktet werden müssen, ist nichts Neues. André Lutz, CEO von DEFACTO BE/ONE empfiehlt dabei personalisierte Inhalte, die den Interessen der Kundinnen und Kunden entsprechen. "Wir müssen von den Besten lernen", sagt Lutz und nennt Streaming- und Social-Media-Plattformen wie Netflix, Spotify, Instagram und TikTok als positive Beispiele. Das Konzept aus maßgeschneiderten Inhalten, verschiedenen Preismodellen, unkomplizierten Kündigungsmöglichkeiten und zeitgemäßen Darstellungsmöglichkeiten wie kurze Informationstexte oder Bewegtbilder seien die Innovationen, die auch Medienhäuser aufgreifen müssen.

"Produkte, die zu den Lebensrealitäten der Leser passen", dass sei die Idee hinter dem vorgeschlagenen Konzept, soAndré Lutz. Konkret heiße das: User-Daten effektiv und effizient nutzen, um den verschiedenen Zielgruppen die Inhalte zu liefern, die sie konsumieren möchten.

Wenig Vertrauen in Journalismus

Einen Vergleich aus westeuropäischen Redaktionen zog Maike Körner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Neben Innovationen aus bereits bestehenden digitalen Projekten, die auch im Lokaljournalismus einen Platz finden können, ging es in dem Vortrag von Körner um das Vertrauen in den Journalismus. Ist die Idee der Mitbeteiligung von Lesern die Lösung? Die Expertin stellte drei internationale Projekte vor, die Userinnen und User in die journalistische Arbeit von Medienhäusern einbezogen haben.

Maike Körner (Lehrstuhl für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) zog einen Vergleich aus westeuropäischen Redaktionen. 

Maike Körner (Lehrstuhl für Journalistik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) zog einen Vergleich aus westeuropäischen Redaktionen.  © Stefan Hippel, NNZ

Ein österreichisches Projekt unter dem Namen "Regionauten" machte Leserinnen und Leser zu Autorinnen und Autoren. Frei nach dem Motto: "Ihr seid die Expertinnen und Experten" konnten sich Interessierte anmelden und erhielten daraufhin eine Anleitung, wie ein Artikel aufgebaut sein sollte. Nach diesem Muster sollten redaktionelle Artikel entstehen. Die eingereichten Texte wurden im Anschluss von Redaktionsmitgliedern gegengelesen.

Projekt aus Deutschland

Das zweite Beispiel kam aus Großbritannien. "Bristol Cable" setzt auf ein Mitgliedschaftsmodell, das Diskussionsräume für Userinnen und User schaffte. Somit konnten die Leserinnen und Leser an der Themenfindung mitwirken.

Die "Westfalenpost" aus Deutschland hat durch Onlineumfragen analysiert, was die Leserinnen und Leser interessiert. Durch Radtouren in verschiedenen Städten wurden die Kundinnen und Kunden zudem in ihren Heimatorten besucht und es kam zu einem persönlichen Austausch.

Nicht nur die Inhalte entscheiden

Dass neben den Inhalten auch die Ausspielkanäle immer wichtiger werden, sei auch im internationalen Vergleich sichtbar, so Maike Körner. Die Expertin verwies auf die immer größer werdende Präsenz von Social-Media und Audio- und Bewegtbildinhalten. Hinzu kommen Mechanismen, die die Daten der Nutzerinnen und Nutzer analysieren und eine personalisierte Auswahl an Inhalten vorschlagen.

In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden die gegebenen Inputs mit allen Teilnehmenden besprochen. 

In einer abschließenden Podiumsdiskussion wurden die gegebenen Inputs mit allen Teilnehmenden besprochen.  © Stefan Hippel, NNZ

Die Diskutanten waren sich einig: Die Medienlandschaft durchläuft einen Wandel und im Kern kommt es auf die Inhalte an. Die Qualität derer muss stimmen, aber das allein genügt schon lange nicht mehr: Guter Journalismus muss auf allen Kanälen funktionieren, ob auf Spotify, in einer App, auf Facebook oder auf Instagram.

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