Am 4. April 2024 legten drei Männer einen vierten Mann zum Sterben auf ein Bahngleis. Das Verbrechen am Bahnhof in Neumarkt i. d. Oberpfalz steht im Mittelpunkt der aktuellen Folge des True-Crime-Podcast Abgründe.
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Am 4. April 2024 legten drei Männer einen vierten Mann zum Sterben auf ein Bahngleis. Das Verbrechen am Bahnhof in Neumarkt i. d. Oberpfalz steht im Mittelpunkt der aktuellen Folge des True-Crime-Podcast Abgründe.

Abgründe

Mord am Gleis: Eine Tat, die einer Hinrichtung gleicht

Ihre Tat glich einer Hinrichtung: Am 4. April 2024 legten drei Leiharbeiter in Neumarkt einen bewusstlosen Mann auf ein Bahngleis. Um 17. 12 Uhr wurde er von einem Güterzug überrollt.

Zu einer „echten Gegenwehr“ war er nicht mehr fähig. Der Güterzug habe sich „wie ein Schafott“ genähert, hieß es in der Urteilsbegründung. Die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth hatte die Tat von Januar bis März 2025 akribisch aufgeklärt, zig Zeugen gehört und im Rahmen der Beweisaufnahme auch Videos zu dem „Verbrechen, das an Abscheulichkeit kaum zu überbieten ist“ (Richter Markus Bader) gesehen. Die Details der Beweisaufnahme waren schockierend - die Triebfeder der Tat blieb offen.

Faustschläge und Tritte

Janis A. (Name geändert) war 48 Jahre alt, als ihn drei angetrunkene Leiharbeiter (22, 25 und 32 Jahre) aus Litauen auf die Gleise gelegt hatten. Er stammte aus Lettland und war mit einem Kollegen als Photovoltaik-Arbeiter durch Bayern gezogen; an jenem Nachmittag war er in eine Monteurunterkunft in der Ingolstädter Straße in Neumarkt i. d. Oberpfalz eingecheckt und dort auf das Trio getroffen.

Es sieht so aus, als hätte er sich damals einfach nur nach dem Passwort für das WLAN in der Pension erkundigen wollen, vielleicht fühlte sich sein späterer Mörder aber auch aus irgendeinem anderen Grund beleidigt. Der 32-Jährige, er gilt als Haupttäter, schlug den Mann mit Fäusten und Fußtritten brutal nieder, dann ließ er sich von seinen beiden jüngeren Kollegen helfen, den massiv malträtierten Mann zum Bahnhof zu schleppen.

Die drei Täter wurden wegen des gemeinschaftlich begangenen Mordes verurteilt. Sie waren Arbeitskollegen, sie alle waren beim Knödelhersteller Burgis beschäftigt. Einen Grund für die Schläge hatte Janis A. nicht geliefert, davon sind die Richter überzeugt.

Damals hatten Mitarbeiter der benachbarten Firma Dehn vergeblich versucht, dem Mann in letzter Sekunde zu helfen: Sie hatten das Geschehen am Bahngleis durch die großen Fenster eines Konferenzsaals gesehen, hatten sofort reagiert und waren ins Freie geeilt. Doch sie hatten keine Chance.

Die Mutter und eine Tochter des Opfers waren zu einzelnen Prozesstagen aus Lettland angereist, der Verlust ist für die Familie entsetzlich. Auch einige der Feuerwehrleute und Polizisten zeigten sich entsetzt. Janis A. war buchstäblich zerfetzt worden, die Rettungskräfte mussten die einzelnen Leichenteile am Tatort einsammeln.

In unseren True-Crime-Podcast „Abgründe“ sprechen wir über die Tat, die verhängten Strafen und auch über die Lokführerin, die keine Chance hatte, den Zug zu stoppen.