
Auftritt in St. Johannis
Musiker des Nürnberger Staatstheaters machen teils schwerkranken Kindern mit Konzert Mut
An der Tür steht „Strand“. Und tatsächlich hat die an diesem Tag sonnendurchflutete Dachterrasse der Cnopf‘schen Kinderklinik maritimes Flair. Kirill kuschelt sich im Strandkorb an Mama und Papa. Wenige Schritte entfernt haben sich die Fagottisten Anna Koch und Wolfgang Peßler sowie die Theater- und Musiktheaterpädagogin Delia Evers aufgestellt.
Gleich geht es los: Das Konzert namens „Fagöttlicher Gesang“ beginnt - exklusiv für Kirill. Der Siebenjährige ist zur Behandlung in der Kinderonkologie. Die weiteren kleinen Patienten der Station können aus verschiedenen Gründen der musikalischen Darbietung nicht beiwohnen. Damit sie zumindest zuhören können, seien alle Fenster offen, versichert Chefarzt Dr. Michael Schroth.
Junge Patienten in Nürnberg lernen Instrumente kennen
Im Krankenhausalltag haben Kinder kaum Abwechslung, weiß der Arzt der Kinderklinik in St. Johannis. Umso mehr liege ihm daran, ihnen und ihren Familien durch kulturelle Erlebnisse eine Freude zu bereiten, eine Abwechslung zu verschaffen und Mut zu machen.
Mit dem Kooperationsprojekt „KuC - Kunst und Cnopfsche“ der Cnopf‘schen Kinderklinik und des Staatstheaters Nürnberg würden niveauvolle Musik und Theater in das Krankenhaus gebracht, Kindern Kultur zugänglich gemacht und eine Brücke vom Krankenhaus zum kulturellen Leben der Stadt Nürnberg geschlagen.
Leicht verspätet erscheint Unus zum „Strandkonzert“, neben sich sein ständiger Begleiter, ein Infusionsständer sowie einer Infusionsnadel im Handrücken. Keine zwei Minuten später huscht eine Pflegerin herein, um noch schnell den Blutdruck des 16-Jährigen zu messen. Kirills Vitalfunktionen werden mit mobiler Messtechnik überwacht. Und die lässt seine Mutter kaum aus den Augen.
Die jungen Patienten können nicht nur die Musik genießen, sie lernen auch die Instrumente von Anna und Wolfgang und das von Delia kennen. Und das gibt Rätsel auf, denn zu sehen ist es nicht. Ihr Instrument könne man nicht kaufen, erläutert die Musikerin. Auch gebe es keine bestimmten Marken und jedes Modell klinge anders. „Ich habe meines immer bei mir - es ist meine Stimme“. Und die setzt sie sowohl zum Singen als auch zum melodiösen Sprechen ein.
Eine schöne Abwechslung für die jungen Onkologie-Patienten
Gespannt lauscht das junge Publikum als Delia demonstriert, wie die Stimme funktioniert. Sie kommt zum Klingen, wenn Luft aus der Lunge oben im Kehlkopf die Stimmlippen zum Schwingen bringt. Luft spielt auch bei Fagotten eine wichtige Rolle. Mithilfe des sogenannten Doppelrohrblattes wird die Luft zum Schwingen gebracht und der Ton erklingt.
Dass das Fagott ein großes Instrument ist, konnten Unus und Kirill unschwer sehen, aber welche Ausmaße es tatsächlich hat, darüber konnten sie nur spekulieren - und staunen: Es ist ungefähr 1,35 Meter hoch und die Gesamtlänge des Rohrbaus beträgt rund 2,55 Meter – das Resultat aus zwei nebeneinander liegenden Röhren.
Unus und Kirill interessieren sich für die Mechanik insgesamt. Der Siebenjährige berührt vorsichtig eine der Klappen, die es braucht, um die Tonlöcher zu verschließen, die wegen der Größe des Instruments für die Finger nicht erreichbar sind.
Kirill ermüdet schnell. Als die Musiker das Kinderlied „Der alte Brummbär“, einen lustigen „Bärenstreit“ lebendig werden lassen, zeichnet sich ein breites Lachen auf sein blasses Gesichtchen.
Mit Puppe und Teddybär zum Krankenhaus-Konzert in Nürnberg
Auf einer weiteren Station geht es quirlig zu. Da schnellen die Finger hoch, als Delia fragt, wer selbst ein Instrument spielt. Es ist etwa die Hälfte der hier versammelten Kinder. Sie spielen Klavier, Blockflöte und Akkordeon. Ein Junge hat sein Saxophon mitgebracht und gibt eine Kostprobe seines Könnens zum Besten. Die dreijährige Maria hat ihre Puppe zum Konzert mitgebracht und. Belal seinen Teddybären. Musik hören und darüber reden: Ein voller Erfolg für die kleinen Patienten - und Dr. Schroth.
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