Marienvorstadt

Neu in Nürnberg: "Marie 15" kommt

27.12.2021, 17:32 Uhr
Vor der neuen Begegnungsstätte (v. li.): Thomas Schmidt (Win), Caroline Haase mit Anton, Elisabeth Betz mit Salma und Quartiersmanagerin Renate Backhaus.  

© Foto: Eduard Weigert Vor der neuen Begegnungsstätte (v. li.): Thomas Schmidt (Win), Caroline Haase mit Anton, Elisabeth Betz mit Salma und Quartiersmanagerin Renate Backhaus.  

Man kann schon reinschauen: "Hier entsteht ein Begegnungsort", heißt es an der einladend beklebten Fensterscheibe. Mit einem Guckloch für Kinder – und weiter oben für neugierige Erwachsene. Und einen Namen gibt es auch schon: Marie 15. Denn der neue Treffpunkt befindet sich in der Marienstraße 15. Daneben ist das Quartiersbüro Marienvorstadt, das im Januar seine Türen öffnen soll – voraussichtlich je zwei Stunden an zwei Tagen die Woche.

Die neuen Anlaufstellen im Viertel sind im Erdgeschoss eines besonderen Gebäudes beheimatet – und das ist kein Zufall. Den Neubau haben im Dezember 2019 die ersten Bewohner eines Mehrgenerationenprojekts bezogen. Inzwischen leben in den 35 Wohnungen 57 Erwachsene und 22 Kinder. Der Jüngste ist gerade mal vier Monate alt, der Älteste zählt 79 Lenze. Die Idee für die Begegnungsstätte und das Quartiersbüro stammt von den Bewohnern.

Was fehlt? Ein Ort der Begegnung

"Wir wollen etwas Nachhaltiges machen", sagt Thomas Schmidt vom Verein "Wohnen und INtegration im Quartier" (Win), der das Mehrgenerationenhaus betreibt. "So haben wir erst einmal eine Sozialraumstudie in der Marienvorstadt durchgeführt." 1300 Haushalte und 200 Gewerbetreibende wurden angeschrieben. Das Ergebnis war "ganz eindeutig", so Schmidt: "Es fehlt ein Ort der Begegnung." Zwar sei auch die Wöhrder Wiese vor allem im Sommer als Naherholungsgebiet mehrfach genannt worden, aber das reiche nicht aus.

Und auch die Nahversorgung im Viertel sei so eine Sache. Schmidt möchte gemeinsam mit dem Vorstadtverein Wöhrd einen Wochenmarkt auf den Willy-Brandt-Platz etablieren. Die Planungen dafür laufen gerade an. Schmidt setzt auf Kooperation. So bestehe beispielsweise Kontakt zum Seniorenamt der Stadt, der Kunstvilla in nächster Nachbarschaft, dem Zentrum Aktiver Bürger (ZAB) und der "Marthastraße", dem ersten generationsübergreifenden Wohnprojekt von Win.


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Die neue Begegnungsstätte mit fast 100 Quadratmetern samt Küche und Kinderecke soll künftig Platz für Spielabende, kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Kochaktionen, ein Reparaturcafé, ein Schwarzes Brett und vieles mehr bieten. Ideen und Mitmacher sind gefragt, "jeder ist willkommen", betont Quartiersmanagerin Renate Backhaus.

"Wie ein Dorf in der Stadt"

Der Kerngruppe sind die Bewohner, dazu kommen die Nachbarn – das Siedlungswerk Nürnberg hat hier einen Wohnkomplex errichtet. "Es sind viele Menschen, aber es gibt wenig Gelegenheit, sich zu treffen", berichtet Elisabeth Betz, die mit ihrer Mitstreiterin Caroline Haase die Begegnungsstätte koordiniert. Da reiche der hausinterne Gemeinschaftsraum nicht aus.

Betz ist mit ihrem Mann als eine der ersten ins Mehrgenerationenhaus eingezogen. Inzwischen sind sie dritt – mit der eineinhalbjährigen Salma. "Es ist ein bisschen wie ein Dorf in der Stadt", sagt die 32-Jährige. Der Unterschied zum normalen Mietshaus? "Ich weiß, dass alle Interesse aneinander haben", sagt sie. "Es war eine ganz bewusste Entscheidung, hier einzuziehen."

Das Miteinander wird im Wohnprojekt großgeschrieben, doch Corona hat sie fast von Anfang begleitet. Und so habe man auch diesen Dezember mit Adventsmusik im Hof versucht, den Kontakt zu halten. "Es gibt viel Austausch und gegenseitige Unterstützung", so Betz – mit "Marie 15" soll das nun ausgeweitet werden.

Eröffnung im März

Die Eröffnung ist für März geplant. Wie genau und auch die Öffnungszeiten werden gemeinschaftlich beschlossen, ergänzt Caroline Haase. Die 34-Jährige lebt mit ihrem Mann und Anton – mit vier Monaten der besagte jüngste Bewohner – seit Mai 2020 im Haus.

Das Paar ist dafür eigens von Hamburg nach Nürnberg gezogen. "Der Wunsch nach Gemeinschaft hat sich bewahrheitet", sagt sie. "Wir sind einfach alle füreinander da." Und so würden sie auch am liebsten Silvester gemeinsam feiern. Doch Corona ist immer noch da. Beim vergangenen Jahreswechsel haben sie sich auf den Balkonen zugeprostet. Mehr zum Projekt hier.

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