Auch Befürworter melden sich zu Wort

Nürnberg: Anwohner drohen mit Klage gegen "Monsterschule" in Thon

23.1.2022, 10:30 Uhr
Hier in der Forchheimer Straße soll eine neue Grundschule in Thon entstehen. Nun rollen die ersten Bagger - aber ein Baubeginn ist das nicht.

© Timo Schickler, NNZ Hier in der Forchheimer Straße soll eine neue Grundschule in Thon entstehen. Nun rollen die ersten Bagger - aber ein Baubeginn ist das nicht.

Am Ende der Forchheimer Straße arbeiten schon die Bagger. Das Gelände ist eingezäunt, Erdhaufen türmen sich. Trotzdem hat der geplante Grundschulbau hier noch nicht begonnen. Stattdessen sind als Erstes Archäologen angerückt, um zu untersuchen, ob sich etwas Spannendes unter der Oberfläche verbirgt. "Die Grabung ist selbstverständlich zulässig, beantragt und genehmigt gewesen", sagt Nürnbergs Baureferent Daniel Ulrich.

Nur "vorbereitende Arbeiten"

Außerdem hat die Stadt eine Firma beauftragt, Boden abzutransportieren, der teilweise durch ein Hochwasser dorthin geschwemmt worden war. "Vorbereitende Arbeiten wie Oberbodenabtrag sind vor Baubeginn jedweder Maßnahme zulässig und üblich."

Alles rechtens also, trotzdem muss sich der Baureferent rechtfertigen. Denn auf die geplante Schule freuen sich nicht alle. Seit Monaten protestieren einige Anwohner gegen den Neubau. Sie haben Ortsbegehungen organisiert, Flugblätter verteilt und eine Online-Petition mit bislang rund 500 Unterschriften gestartet. Nun drohen sie mit einer Klage.

Zu hoch soll das drei- bis viergeschössige Gebäude ihrer Meinung nach werden. Die 500 statt ursprünglich geplanten 250 Schüler, Eltern und Lehrkräfte brächten zu viel Lärm und Verkehr in die Forchheimer Straße. Außerdem befürchten sie - ohne die aktuelle Freifläche - Hochwasser auf ihren angrenzenden Grundstücken. Zwei Eigentümergemeinschaften lassen sich deshalb seit August durch einen Anwalt vertreten.

Gelände ist ein See

"Das Gelände ist ein See", schreibt Anwohner Jürgen Brand, der den Protest organisiert, in einem Brief an Oberbürgermeister Marcus König (CSU). "Eine weitere Versiegelung von Flächen könnte dramatische Konsequenzen für unsere Wohnungen und Häuser haben."

Brand ist erschrocken als er Anfang der Woche die Bagger gesehen hat: "Es sieht so aus, als ob die Stadt mit dem Bau der Schule startet, obwohl noch keine Baugenehmigung erteilt ist." Die Anwohner fordern - vor Baubeginn - ein wasserrechtliches Gutachten. Das Umweltreferat arbeite daran, heißt es von Seiten der Stadt. "Und natürlich gibt es eine sehr aktuelle Hochwasser-Berechnung", sagt Baureferent Daniel Ulrich.

Mit Blick auf die angekündigte Klage bittet er um Verständnis, keine spezifischeren Aussagen machen zu können. "Das zum Bauantrag vorgelegte Anwaltsschreiben wird - wie üblich - im Rahmen der Baugenehmigung inhaltlich bewertet und geprüft." Außerdem betont er, dass die derzeitigen Arbeiten dort absolut im Rahmen liegen.

Dieser See ist das Baugebiet für die neue Schule in Thon. Er ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die sich um das Überschwemmungsgebiet sorgen.  

Dieser See ist das Baugebiet für die neue Schule in Thon. Er ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker, die sich um das Überschwemmungsgebiet sorgen.   © Jürgen Brand, NNZ

Angst vor mehr Verkehr haben die Anwohner auch, weil nicht nur eine Grundschule gebaut werden soll, sondern weiter im Nürnberger Westen ein ganz neues Stadtviertel entsteht. In "Neu-Wetzendorf", wo aktuell noch Gemüse wächst, sollen künftig Kinder heranwachsen, die ebenfalls zur Forchheimer Straße laufen können.

Auch viele Befürworter

Viele in Thon sehnen die Grundschule deshalb auch herbei. "Dagegen zu sein ist erstmal leicht, man muss aber auch die Vorteile und vor allem das Gesamtbild sehen", sagt etwa Daniel Gerhard im Namen der "Initiative Schleswiger Straße und Schnepfenreuther Weg". "Zum Glück gibt es nicht nur Nein-Sager, daher haben auch bereits 400 Anwohner für die neuen Pläne mit Entlastungsstraße unterschrieben."

Er und seine Mitstreiter hoffen sogar auf weniger Verkehr durch die Neubauten. Sie wünschen sich schon lange eine Umgehungsstraße, einen "Bypass" im Nürnberger Norden, so dass weniger Autos durch die Straßen vor ihren Häusern fahren. Gerhard freut sich auf "die Schaffung eines modernen Quartiers in Thon aus alter und neuer Bebauung, die Reduzierung des Durchgangsverkehrs, die Schaffung sozialer Infrastruktur wie Jugendtreff, Restaurant sowie eines Naherholungsgebiets." Entlang des Wetzendorfer Landgrabens ist ein großer Park geplant.

Dass die Stadt nun in dem wachsenden Stadtteil "rechtzeitig den Bedarf an Schul- und Betreuungsplätzen schafft", findet Gerhard gut. "Wer das Drama um Betreuungsplätze im Thoner Espan vor dem Umbau mitgemacht hat, weiß wie wichtig das für Eltern ist."

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