Nach Wasserschaden

Nürnberg: Gostenhofer Krippe "Murrhäuschen" wartete vergeblich auf die Sanierung

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

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2.2.2022, 11:52 Uhr
Nach dem Wasserschaden blüht der Schimmel: Andrea Seuß zeigt die Schäden in ihren ehemaligen Krippenräumen.

© Eduard Weigert, NNZ Nach dem Wasserschaden blüht der Schimmel: Andrea Seuß zeigt die Schäden in ihren ehemaligen Krippenräumen.

An den Wänden leuchtet es rot und pink, die bunten Farben lassen noch erahnen, wie hübsch es hier einmal ausgesehen hat: Mit viel Liebe zum Detail waren die Räume in einem Hinterhaus in Gostenhof vor 13 Jahren kindgerecht umgebaut worden, mit finanzieller Unterstützung von der Stadt und der Regierung von Mittelfranken. Wer sie jetzt besucht, der kann sich allerdings nur noch erzählen lassen, wie liebevoll die kleine Krippe gestaltet war.

Schlafpodest und Lauflerntreppe sind längst abgebaut, in der Luft liegt ein modriger Geruch, an den Wänden im Erdgeschoss blüht der Schimmel. Es sei ihr lange schwer gefallen, die Räume jetzt noch zu betreten, sagt Andrea Seuß, nach deren Wünschen der Umbau damals geplant worden war. Denn der Wasserschaden vor mehr als zwei Jahren, der für den jetzigen Zustand der Räume verantwortlich ist, hätte beinahe das Aus für die kleine Einrichtung bedeutet.

Auch die Trennwände haben gelitten. Über zwei Jahre hat die Krippenbetreiberin auf die Renovierung gewartet - vergeblich.

Auch die Trennwände haben gelitten. Über zwei Jahre hat die Krippenbetreiberin auf die Renovierung gewartet - vergeblich. © Eduard Weigert, NNZ

Nach der jährlichen Schließzeit im Sommer 2019 hatte Andrea Seuß bemerkt, dass die Bettbezüge, die in einem Regal lagerten, während der Ferien feucht geworden waren. Als sie nach der Ursache suchte, entdeckte sie das Malheur. Offenbar sei ein Abwasserrohr defekt gewesen, über Wochen hinweg sickerte unbemerkt Wasser heraus.

Um ihre 18 Krippenkinder zu schützen, organsierte die 58-Jährige sofort ein beheizbares Großzelt, das als Interimsquartier im Garten aufgestellt wurde - damals in der Hoffnung, schnellstmöglich in die Räume zurückkehren zu können. Nur: Mehr als zweieinhalb Jahre später kann davon noch immer keine Rede sein, denn bis auf ein paar erste Arbeiten ist in Sachen Renovierung nichts passiert. Mit der Folge, dass die Schäden eher größer geworden sind, wie Seuß sagt. "Auch im ersten Stock sind die Räume feucht."

Lange Zeit hatte sie dennoch gehofft, das Gebäude irgendwann wieder nutzen zu können. Doch die Vermieterin, die damals für den Umbau die öffentlichen Mittel bekam und sich damit verpflichtet hat, 25 Jahre lang in den Räumen eine Krippe zu betreiben, habe zunächst überhaupt nicht reagiert und sie dann immer wieder vertröstet, sagt Seuß. "Wir hingen einfach in der Luft."

Derweil fielen für sie Kosten an, etwa für die Lagerung des Inventars und für Umbauten in dem Zwischenquartier, das die kleine Kita mit dem Namen "Murrhäuschen" im Herbst vor zwei Jahren bezogen hatte. Auch die Umzugskosten seien nur zum Teil von der Versicherung übernommen worden, so die Sozialpädagogin, die deshalb manche schlaflose Nacht verbracht hat. "Wir standen immer wieder kurz vor dem Ruin." Eine Handhabe, das zu ändern, hatte sie nicht.

Die Vermieter selbst können die Kritik nicht so recht nachvollziehen. Anfangs habe die Hausverwaltung die Dinge möglicherweise schleifen lassen, sagt, als Ansprechpartnerin vor Ort, eine Angehörige der im Ausland lebenden Vermieterin. Doch dann habe man einfach keine Handwerker gefunden, auch aufgrund der Pandemie. Mittlerweile sei ein Architekt beauftragt worden. Baufehler beim damaligen Umbau seien wohl für die Probleme verantwortlich, die Sanierung werde jetzt geplant.

Doch auch der Stadt dauert das Verfahren offenbar zu lange. Das Gebäude müsse in solchen Fällen auch zeitnah wieder nutzbar sein, sagt die Leiterin des Jugendamtes, Kerstin Schröder. "Wir prüfen in diesem Fall intensiv die anteilige Rückforderung." Damals wurden rund 85 Prozent der förderfähigen Umbaukosten von der öffentlichen Hand übernommen, derzeit sind es sogar 100 Prozent. Die Vermieter verpflichten sich dazu, 25 Jahre lang eine Kita zu betreiben und bekommen im Gegenzug nicht nur die Gelder, sondern auch einen langfristigen Mieter. Bei Neubauten liegen die Zuschüsse schon mal im Millionenbereich, bei kleineren Umbauten im Bestand bewegen sie sich laut Jugendamt im niedrigen sechsstelligen Bereich. In der Regel funktioniert das Konzept. Dass eine Rückforderung im Raum steht, sei die Ausnahme, so Schröder.

Für kleinere Krippenbetreiber wie Andrea Seuß geht es dennoch schnell um die Existenz - auch weil ihnen der Rückhalt einer Rechtsabteilung oder die helfende Hand eines Sekretariates fehlt. Gerade mal zehn Stunden Büroarbeit pro Woche werden ihr vergütet, sagt Seuß. Hineingesteckt hat sie in dem nervenaufreibenden Prozess rund um den Wasserschaden ein Vielfaches an ehrenamtlicher Arbeitszeit. Immerhin habe sie mittlerweile einen Auflösungsvertrag unterschreiben können.

Mit Zustimmung des Jugendamtes kann sie auch das Interimsquartier im laut Seuß sehr gastfreundlichen Rudolf-Steiner-Haus noch eine Weile nutzen. Feste Räume im Nürnberger Westen und damit eine dauerhafte Zukunft für ihre Krippe sucht sie aber immer noch. Wegen der Belastung hat sie ihre Selbstständigkeit aufgegeben und eine gemeinnützige GmbH gegründet, bei der sie angestellt ist. "Ich wollte die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen."

Für ihre Krippe sucht Andrea Seuß bebaute oder unbebaute Grundstücke mit einer Größe von 600 bis 1200 Quadratmetern im Westen von Nürnberg. Kontakt: kinderkrippe.murrhaeuschen@gmx.de

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