Auf Festival kollabiert

Plötzlicher Herzstillstand bei Rock im Park: "Ohne die Retter gäbe es mich heute nicht mehr"

Tobi Lang

Redakteur

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10.6.2023, 18:29 Uhr
Weit über 1000 Retter waren bei Rock im Park im Einsatz. Ohne sie wäre ein sicheres Festival nicht vorstellbar.

© BRK/dpa Weit über 1000 Retter waren bei Rock im Park im Einsatz. Ohne sie wäre ein sicheres Festival nicht vorstellbar.

An wirklich viel erinnert sich Thorsten Pfettner nicht. Seinen richtigen Namen will der Mann, der am Samstag bei Rock im Park plötzlich das Bewusstsein verlor, lieber nicht in der Zeitung lesen. Aber sprechen will er über das, was an eben jenem Nachmittag geschah. Aus heiterem Himmel erlitt der Festivalbesucher einen Herz-Kreislauf-Stillstand, eine akut lebensbedrohliche Situation, in der es nicht um Minuten geht - sondern um Sekunden.

"Ich war auf dem Weg zu einem Konzert", sagt Pfettner. Dann wurde es plötzlich schwarz um ihn, er sackte in sich zusammen. "Ich weiß wirklich gar nichts mehr." Sein Glück: Während Rock im Park ist auf dem ganzen Gelände eine Armada von Rettern im Einsatz. Pfettner hatte besonders Glück: Wegen eines Fettbrandes an einem Essensstand nur wenige Meter entfernt waren bereits zahlreiche Sanitäter in der Nähe. Passanten machten die Einsatzkräfte auf den zusammengebrochenen Mann aufmerksam.

"Es vergingen keine 30 Sekunden"

Und dann ging alles sehr schnell. "Das Rettungsteam griff sofort ein und leitete die Wiederbelebungsmaßnahmen ein", erklärt Sohrab Taheri-Sohi, Sprecher der Hilfsorganisationen, die auf dem Festival im Einsatz waren. "Es vergingen demnach keine 30 Sekunden, bis die erste Kompression auf dem Brustkorb des Patienten durchgeführt wurde."

Für Taheri-Sohi ist klar: "Dass sich der Patient zufälligerweise auf einer Großveranstaltung befand, hat ihm das Leben gerettet." Bei Rock im Park waren über 1000 Kräfte des Bayerischen Roten Kreuzes, der Malteser, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft und der Johanniter im Einsatz. Anderswo hätten umstehende Personen zunächst den Notruf wählen müssen, bis die ersten Retter vor Ort gewesen wären, wären sicherlich zehn Minuten vergangen. "Im Falle eines Herz-Kreislaufstillstands kommt es auf jede einzelne Minute an. In diesem Fall ist keine Minute verstrichen, bis die Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet worden. Ein Glück."

Polizei schirmt Einsatzstelle ab

Zunächst sei auch unklar gewesen, ob der Fettbrand nicht womöglich etwas mit dem Herz-Kreislauf-Kollaps des Mannes zu tun gehabt haben könnte. "Es stellte sich aber schnell heraus, das kein Zusammenhang besteht", erklärt Taheri-Sohi. "Um den Patienten vor den besorgten Blicken der Festivalgäste zu schützen, schirmte die Polizei die Einsatzstelle ab." Das war auch notwendig, denn vereinzelt fotografierten Medienvertreter die laufende Reanimation. Das ärgert Pfettner auch Tage nach dem Vorfall. Er hätte sich mehr Privatsphäre gewünscht.

Inzwischen ist der Rock-im-Park-Besucher auf dem Weg der Besserung. "Ich bin den Rettern wirklich sehr, sehr dankbar", sagt Pfettner. "Ohne sie gäbe es mich nicht mehr, davon bin ich überzeugt." Dass so viele medizinische Fachkräfte direkt in der Gegend waren, sei ein Glücksfall gewesen. "Das habe ich aber erst im Krankenhaus begriffen, als ich wieder aufgewacht bin." Auch Taheri-Sohi vom BRK ist mit dem Einsatz zufrieden. "Das war wie ein Zahnrad, bei dem ein Rädchen ins andere gegriffen hat", sagt er.

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