Üppiges Programm

Promis, Pralinen und Bunker: Das bieten die Stadt(ver)führungen in Nürnberg und Fürth

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

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11.8.2022, 17:15 Uhr
Keine festen Arbeitsplätze, dafür ein Kickertisch für kreative Pausen: So sieht der Arbeitsalltag im Evangelischen Siedlungswerk aus, das bei den Stadt(ver)führungen seine neue Firmenzentrale zeigt.

© EDuard Weigert, NNZ Keine festen Arbeitsplätze, dafür ein Kickertisch für kreative Pausen: So sieht der Arbeitsalltag im Evangelischen Siedlungswerk aus, das bei den Stadt(ver)führungen seine neue Firmenzentrale zeigt.

Der Kicker ist auch heute wieder verwaist. Noch traut sich nicht jeder Mitarbeiter an den Spieltisch heran, aus Angst, womöglich doch schief angesehen zu werden. Das sei noch ein Prozess, sagt Christina Hupfer, Referentin der Geschäftsführung des Evangelischen Siedlungswerks (ESW). "Die Mitarbeiter müssen lernen, sich solche kreativen Pausen zu erlauben. Schließlich macht das den Kopf frei."

Rückzug in die "Telefonzelle"

Der Tischfußball ist nur eines von vielen neuen Angeboten in der jüngst kernsanierten Firmenzentrale des ESW am Hans-Sachs-Platz. Feste Arbeitsplätze existieren hier nicht mehr, die Mitarbeiter suchen sich ihre Plätze je nach dem aktuellen Arbeitspensum aus. Es gibt sogenannte Telefonzellen, in die man sich zum ungestörten Arbeiten zurückziehen kann, es gibt Kreativräume und große Kaffeebars für ein gemeinsames Frühstück. Und wer will, der kann im Haus auch gleich einen Sportkurs absolvieren. Mit der Sanierung habe man auch eine neue Arbeitskultur etablieren wollen und sich deshalb von den klassischen Einzelbüros verabschiedet, sagt Hupfer. "Wir denken, dass die Zukunft des Arbeitens anders sein wird."

Bei den Stadt(ver)führungen wird das Ergebnis zu sehen sein: Wie viele andere Beteiligte auch lädt das Evangelische Siedlungswerk, neben der Sparkasse der Hauptsponsor des Angebots, zum Blick hinter die Kulissen ein. Der Führungsmarathon ist diesmal umfangreicher denn je: Sage und schreibe 1150 Rundgänge zu 540 verschiedenen Themen stehen vom 16. bis 18. September in Nürnberg und Fürth auf dem Programm. Damit werde das Vorjahresangebot noch einmal übertroffen, betont Projektleiterin Diana Meisel. Um sie alle zu absolvieren, müsste man 45 Tage ohne Pause unterwegs sein, hat der Leiter des Projektbüros, Andreas Radlmaier, ausgerechnet. Was natürlich nicht möglich ist. "Deshalb gilt die Devise: So weit die Füße tragen und so lange die Aufnahmefähigkeit mitmacht."

So oder so haben die Besucher dennoch die Qual der Wahl. Auf dem Programm steht Altbewährtes wie die diversen Altstadtführungen, aber auch Neues, wie zum Beispiel der Abstecher in ein Tattoo-Studio. Unter denen, die Einblicke in die vielen Facetten der Stadt geben, sind Promis und professionelle Stadtführer genauso wie ganz normale Bürgerinnen und Bürger. Es gibt Baustellenrundgänge (zum Beispiel durchs Künstlerhaus), ein Gin-Tasting und einen Schnellkurs in Sachen Pralinenproduktion. Zu den prominenten (Ver)führern gehören die Schriftsteller Ewald Arenz und Timur Vermes. Der eine, Arenz, liest im Burggarten, der andere, Vermes, spürt gemeinsam mit Andreas Radlmaier den Spuren der eigenen Jugend in Eberhardshof und Doos nach. Zu besichtigen ist außerdem, wie aus einem Bunker im Bleiweißviertel ein attraktiver Kinderhort geworden ist und wo in Nürnberg die Trauben hängen: im Schatten der Burg nämlich, wo Patrik Fritz seinen eigenen Wein anbaut.

Für etliche Führungen muss man sich vorab anmelden - das ist ab dem 3. September online möglich. Den dafür erforderlichen Code gibt es beim Kauf der Eintrittskarte in Form eines Türmchens, das in den Geschäftsstellen dieser Zeitung in Fürth, Erlangen, Forchheim, Schwabach, Hersbruck und Lauf und im NN-Ticketcorner in der Mauthalle erhältlich ist. Auch 22 Jahre nach seiner Premiere zeige das Format der Stadt(ver)führungen noch keine Abnützungserscheinungen, sagt Radlmaier. Weil in kleinen Gruppen und häufig im Freien geführt wird, mache er sich auch wegen der Pandemie keine Sorgen. Schließlich konnten die Stadt(ver)führungen, als einzige reguläre Großveranstaltung des Projektbüros, auch in den beiden Vorjahren über die Bühne gehen.

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