Weniger Plastik bei Nürnberger Festival

Schluss mit den Müll-Bergen: "Rock im Park" soll sauberer werden

Irini Paul

Lokalredaktion

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6.5.2022, 13:30 Uhr
Beim letzten RiP 2019 waren am Ende 186 Tonnen Müll angefallen. 

© Roland Fengler, NNZ Beim letzten RiP 2019 waren am Ende 186 Tonnen Müll angefallen. 

Zwei Jahre hatte Rock im Park (RiP) coronabedingt ausfallen müssen. Doch bereits 2019 hatte die Nürnberger Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Bericht bezüglich der Nachhaltigkeit der Veranstaltung beantragt. Denn die Großveranstaltung mit zuletzt bis zu 78.000 Besuchern schafft jedes Jahr aufs Neue ein gewaltiges Problem: Müll - schier ohne Ende. Denn die Mehrzahl der Besucher übernachtet in Zelten, Wohnwagen oder Wohnmobilen auf dem Gelände. Entsprechend viel Abfall fällt an: Beim letzten RiP 2019 waren es 186 Tonnen Müll. Von Servietten und Pizzakartons über ausrangierte Zelte bis hin zu Sofas und Sesseln, die einfach zurück gelassen werden.

Für die Reinigung ist zwar der Veranstalter zuständig, auch soll unmittelbar nach Veranstaltungsende beziehungsweise spätestens ab Abreise der Besucher am Montagmittag das Areal für die Bevölkerung wieder frei zugänglich sein. Die Reinigung hat zu diesem Zeitpunkt zwar bereits begonnen, ist jedoch weit davon entfernt, abschlossen zu sein, mit dem entsprechendem Erscheinungsbild. Das sorgt in jedem Jahr aufs Neue für Kritik in der Bevölkerung.

Säcke kamen nicht an

Dabei hatte sich der Veranstalter Argo bereits in der Vergangenheit um Schadensbegrenzung und Müllvermeidung bemüht. So gab es unter anderem nur gegen Pfand Becher, Teller und Besteck beim Verkauf von Getränken und Essen, auch wurden keine Strohhalme mehr ausgegeben, zudem wurde der Umwelt-Rocky für die saubersten Zeltplätze vergeben. Das Angebot von Müllsäcken mit Chip gegen eine Gebühr von fünf Euro hat sich laut Argo nicht bewährt, da die Müllsäcke selber zusätzlich 12 Tonnen Abfall verursachten und von den Festival-Teilnehmern häufig zweckentfremdet genutzt werden, etwa als Regenschutz, wie es in einem Bericht des Ordnungsamtes heißt, der kommende Woche, 11. Mai, im Ausschuss für Recht, Wirtschaft und Arbeit des Nürnberger Stadtrats erörtert werden wird.

Die Zwangspause 2020 und 2021 hat der Veranstalter nun genutzt, um ein erheblich erweitertes Nachhaltigkeits- und Reinigungskonzept für die Veranstaltung zu erstellen, die von 3. bis 5. Juni stattfinden wird. Dieses sieht unter anderem vor, den Müll um fünf Prozent zu reduzieren, dabei sollen die Festival-Besucher mehr in die Pflicht genommen, Einwegplastikverpackungen und Tetrapaks werden nicht mehr verkauft oder ausgegeben.

Kostenloses Trinkwasser

Zudem soll es Mehrwegflaschen zum Abfüllen von Wasser geben. Ob diese kostenlose Flaschen oder Pfandflaschen sein werden, wird noch geprüft. Auch soll es Zapfstellen für kostenloses Trinkwasser geben. Vermehrt sollen nachhaltige Produkte (auch im Lidl-Zelt) angeboten werden. Zudem werden die Green-Camping-Flächen auf 8.900 Tickets erhöht. Dort ist das Wegwerfen von Abfall verboten, auch ist man dort verpflichtet, sein gesamtes Mobiliar mitzunehmen, es gibt mehr Abfallsammelbehältnisse, zudem gilt dort von 1 bis 7 Uhr Nachtruhe.

Es werden erheblich mehr Abfallbehältnisse verschiedenster Art aufgestellt, auf dem gesamten Gelände soll strikte Mülltrennung gelten. Allein für Speisereste der Gastrobetriebe sollen 40 Speiserestetonnen zu je 240 Liter und 73 Tonnen zu je 120 Litern bereitgestellt werden. Der Speiseabfall wird von einem Entsorgungsunternehmen dann in eine Biogasanlage gebracht.


So wird RiP 2022


Neue Toiletten, mehr wassersparende Urinale, mehr Reinigungsfirmen und Einsparung von Energie. Die Liste ist lang. Nach Einschätzung des Ordnungsamtes enthält das Nachhaltigkeitskonzept erhebliche Verbesserungen gegenüber den Vorjahren. Doch manche Maßnahmen müssen von den Besuchern auch akzeptiert und vor allem mitgetragen werden, wie zum Beispiel beim Thema Abfallvermeidung und -entsorgung, kein wildes Urinieren, aber auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel für die Anreise wäre ein Beitrag.

Was so manchen freuen wird: Das neue Konzept sieht vor, dass das Areal innerhalb von 48 Stunden nach Ende des Festivals gereinigt sein soll. Ein realisierbares Ziel - sofern tatsächlich weniger Müll liegen bleiben wird.

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