Künstlerin mit Statement gegen den Krieg

Selenskyj als Comic-Held in Nürnberg: Sogar aus Kiew bekommt die Galerie Dankesworte

Isabel Lauer

Lokalredaktion Nürnberg

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19.3.2022, 12:00 Uhr
Künstlerin Bogi Nagy und SPD-Stadtrat Michael Ziegler mit der Anti-Kriegs-Kunst, die spontan in der Roten Galerie entstanden ist.

© Michael Matejka Künstlerin Bogi Nagy und SPD-Stadtrat Michael Ziegler mit der Anti-Kriegs-Kunst, die spontan in der Roten Galerie entstanden ist.

Russlands Überfall auf die Ukraine lag zwei Tage zurück, bei der Friedensdemonstration auf dem Kornmarkt schrien und weinten Redner auf der Bühne – da lief Bogi Nagy das Herz über. "Es musste raus, ich dachte, ich ersticke sonst, das war wie eine Explosion."

Nach der Demo bat die Nürnberger Künstlerin Michael Ziegler, den Vorsitzenden der Karl-Bröger-Gesellschaft, um den Schlüssel für die Rote Galerie. Sie kennen einander, sie hatte dort eine Frühjahrsausstellung in Vorbereitung. Die warf sie über den Haufen. Noch am selben Abend bemalte Bogi Nagy die weißen Raufaser-Wände in dem kleinen Schauraum mit schwarzer Farbe. Normalerweise arbeitet sie knallbunt, macht Performances und Pop-Art mit Witz und Heimatbezug ("Last Night The Schäufele Saved My Life").

"Make Art Not War" ("Macht Kunst statt Krieg") schrieb sie jetzt in akkuraten Lettern an die Wand, dazu ein Wortspiel mit "Peace Please" ("Frieden bitte") und "War Is Hell" ("Krieg ist die Hölle"). Eine Nacht darauf folgten zwei stilisierte Porträts: der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj als Superheld und der russische Präsident Wladimir Putin in der Pose eines NS-Kriegsverbrechers vor Gericht ("Nürnberger Prozesse 2022").

Bespuckt und durchgestrichen

Sie sei keine politische Künstlerin, sagt Bogi Nagy über sich, und jetzt ist sie es durch ihren Impuls plötzlich doch. "Ich musste einfach dieses Statement setzen, analog im Raum und nicht nur auf Social Media. Ich will zeigen: Wir sind mit euch." Als gebürtige Ungarin fühlt sie sich der Ukraine – einem direkten Nachbarland – nahe. Sie stieg als Helferin bei den Materialsammlungen für die Flüchtlinge ein. Bei Benefiz-Treffen in der Galerie verkauft sie limitierte Drucke ihres Selenskyj gegen Spenden an Ukraine-Hilfsvereine.

Allen gefällt die Parteinahme nicht. Das Schaufenster der Galerie ist dort bespuckt worden, wo innen das Selenskyj-Ausstellungsplakat hängt. Auch in manchen Lokalen, die es bereitwillig aufgehängt hatten, wurde es abgerissen oder beschmiert. "Und ich dachte, wir sind alle gegen diesen Krieg", sagt Bogi Nagy und fragt sich, ob das Thema andere Künstler in Nürnberg wohl ähnlich bewegt. Er hätte es sich noch vor drei Wochen nicht vorstellen können, einen Politiker als Helden-Ikone auszustellen, sagt Michael Ziegler. "Aber das ist jetzt alles anders."

Danke aus Kiew

"Kunst ist mein Fenster. Man kann durch meine Kunst in meine Welt schauen", sagt Nagy. Seit drei Wochen gilt das nun auch andersherum: Durchs Fenster kann man in dem Eckhaus an der Kobergerstraße auf Superman Selenskyj schauen; nachts ist er blau-gelb und Putin rot beleuchtet. Das bewegt auch viele Menschen positiv, "sie bleiben stehen, machen Fotos, schreiben Kommentare". Eine Besucherin hat Nagy geschrieben: Sie habe das Selenskyj-Motiv einem Freund in Kiew geschickt. Der Freund habe sich bedankt und geantwortet, "dass es ihm die Kraft gibt, weiterzumachen".

Rote Galerie, Kobergerstraße 57, Benefizabend am 20. März, 18 Uhr, Finissage am 8. April, 18 Uhr, jeweils mit Spendensammlung, Musik von Vera Mohrs und Beiträgen von Ukrainerinnen und Ukrainern.

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