Guerilla-Aktion

"Skandal": Anti-Schröder-Plakate in Nürnberg aufgetaucht - was es damit auf sich hat

Eva Orttenburger

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Alexander Aulila

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13.5.2022, 19:00 Uhr
Diese Plakate am Nürnberger Hauptbahnhof haben die Blicke auf sich gezogen.

© Eva Orttenburger; Unkenntlichmachung des Texts: nordbayern.de Diese Plakate am Nürnberger Hauptbahnhof haben die Blicke auf sich gezogen.

"SKANDAL um 77-Jährigen Hannoveraner" prangt in großen Lettern als Überschrift auf der Anzeige. Darunter ist ein vermeintliches Zitat von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder zu lesen: "Muss in Russland arbeiten, weil Rente nicht reicht". Damit spielen die Urheber auf Schröders Nähe zur russischen Regierung an, für die der SPD-Politiker in der Kritik steht. Er ist unter anderem Aufsichtsratschef bei den staatlichen russischen Energieriesen Rosneft und Gazprom. Im Fließtext der Anzeige wird Schröder teils diffamiert.

Die Plakate sorgten am Freitag für große Verwunderung bei Passanten. Doch sie tauchte nicht nur in der Noris auf: Auch in der bayerischen Landeshauptstadt München waren die Plakate am Freitag zu sehen. Auf Nachfrage des Münchner Merkur gab ein Sprecher des Werbungsunternehmens Ströer bekannt, dass diese illegalen Aushänge "so schnell wie möglich" entfernt werden.

"Adbusting" am Hauptbahnhof Nürnberg

Auch die Stadtreklame Nürnberg hat es, wie zahlreiche Mitbewerber, bei der Aktion getroffen. "Die Plakate wurden am Mittwoch wieder alle sofort entfernt", betont die Stadtreklame und fügt an: "Sie hingen nur relativ kurz. Für uns war das ein enormer Aufwand und sehr ärgerlich". Die Aktion sei bei der Polizei zur Anzeige gebracht worden, sagt Katja Strohhacker von der Geschäftsleitung der Stadtreklame über die bundesweite Guerilla-Aktion.

Nach Informationen unserer Redaktion waren die Plakate am Freitag noch auf Werbeflächen im Nürnberger Hauptbahnhof, die von Ströer betrieben werden, zu sehen. Auf den digitalen Werbedisplays sei das Plakat allerdings nicht gelaufen, erklärt uns ein Sprecher des Unternehmens auf Rückfrage. Man arbeite nun daran, diese Plakate überall zu entfernen.

Auffällig ist: Die Werbefläche im Untergeschoss des Nürnberger Bahnhofs zeigt keine äußerlich sichtbare Beschädigung auf. Hinter der Aktion soll die Gruppe "Dies Irae" stecken. Die Aushänge gab es in zahlreichen Städten wie Köln, Braunschweig, Kassel, Marburg und auch in Schröders Heimatstadt, Hannover. Es handelt sich somit um eine deutschlandweite Aktion. "Selten so viele Leute beobachtet, die sich den ganzen Text durchlesen", feiert sich das Adbusting-Kollektiv auf Facebook selbst für die Aktion. Unter "Adbusting" versteht die Streetart-Szene die Verfremdung von Werbung im öffentlichen Raum, um damit politischen Protest auszuüben. Der Aktionskreis von Künstlerinnen und Künstlern war schon in der Vergangenheit mit ähnlichen Aktionen, bei denen unter anderem Innenminister Seehofer und die Bundeswehr im Fokus standen, aufgefallen.

Dieser Artikel wurde um 19 Uhr aktualisiert.