"Mahnmal gegen Polizeigewalt

Söder-Karikatur oder nicht? Graffiti-Künstler fühlt sich missverstanden

Johanna Michel

Online-Redaktion

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23.1.2023, 19:23 Uhr
Auf diese Scheune hatte Fabian Zolar sein Graffiti gesprüht. Anschließend erwartete ihn ein Bußgeld und eine Strafanzeige.

© NNZ Auf diese Scheune hatte Fabian Zolar sein Graffiti gesprüht. Anschließend erwartete ihn ein Bußgeld und eine Strafanzeige.

Das Graffiti in Nürnberg-Katzwang hatte für Aufsehen gesorgt. Der 38-jährige Fabian Zolar (Künstlername), der verantwortlich für das Gemälde ist, hatte danach eine Anzeige am Hals: Weil die Wand angeblich Markus Söder in der Uniform eines SS-Soldaten zeigt, sein Gesicht zur Hälfte aus einem Totenkopf besteht und um das Portrait des Mannes mehrere Abbildungen zu sehen sind, die Polizeigewalt zeigen, kassierte er vom Amtsgericht einen Strafbefehl von über 4000 Euro. Grund: Die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, berichtete die Bild-Zeitung.

Auch die Bayerische Staatskanzlei hatte Anzeige wegen Beleidigung Söders' erstattet, laut Informationen der Bild ermittelte die Staatsanwaltschaft daraufhin.

Im Gespräch mit dem Blatt erklärte Zolar, dass er mit dem ihm unterstellten rechtradikalen Gedankengut nichts zu tun haben will. Weder er, noch der Besitzer der Scheune, seien Nazis. Deshalb hatte der 38-Jährige Einspruch gegen die Anzeige eingelegt. Ein Prozess soll folgen, der Termin ist noch unklar. Außerdem erklärte Zolar: "Wen man zu erkennen glaubt, liegt immer allein beim Betrachter. Das Bild ist keine Söder-Karikatur, sondern ein Mahnmal gegen Polizeigewalt."

Zolar nutzte das Mahnmal zur Verarbeitung. Im Sommer wurde er laut Angaben der Bild von "übergriffigen Polizisten aus heiterem Himmel zusammengeschlagen", als er bei einem Einsatz seinen an Schizophrenie leidenden Bruder beruhigen wollte. Die Polizisten hätten ihn bei dem Vorfall "niedergerammt und zu Boden gedrückt, dass ich ein Würgetrauma hatte. Es gab psychische Folter und Freiheitsentzug."

Polizeisprecher Michael Petzold bestätigte der Bild den Vorfall, erklärte aber auch, dass sich die beiden Männer bei dem Einsatz so verhalten hatten, "dass Ermittlungen wegen Widerstands und tätlicher Angriffe auf Polizeibeamte gegen sie eingeleitet wurden."

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