Im Zoo sollen Affen eingeschläfert werden

Tiergarten Nürnberg: Warum das Töten von Pavianen vernünftig sein kann

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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12.2.2024, 11:00 Uhr
Gern beobachtet von den Zoobesuchern: Die Paviane zählen zu den Attraktionen im Nürnberger Tiergarten.

© Stefan Hippel, ARC Gern beobachtet von den Zoobesuchern: Die Paviane zählen zu den Attraktionen im Nürnberger Tiergarten.

Als Nürnbergs Tiergartenchef Dag Encke 2020 die Tötung des Löwen Subali ankündigte, wusste er um den Sturm der Entrüstung, der folgen würde. Das Löwenmännchen war nicht zeugungsfähig. Somit konnte es seine Funktion nicht erfüllen, so lautete damals die Begründung, die viel Widerspruch provozierte.

Dahinter steht das Populationsmanagement, eine der Kernaufgaben von Zoos. Dieses soll gezielt für Nachwuchs bedrohter Arten sorgen, um jene als Ersatz vorzuhalten, falls die Art in freier Wildbahn aussterben sollte. Dass Subali letzten Endes wegen Altersschwäche getötet werden musste, war schlicht Zufall. Solch ein Verlauf ist dieses Mal nicht zu erwarten. In Nürnberg werden wohl bald zig Paviane getötet.

Derzeit gibt es viel zu viele, ein erster Affe musste bereits eingeschläfert werden, weil er bei den Rangkämpfen im überfüllten Gehege schwer verletzt wurde. Der Bestand soll nun verringert werden, um für die übrig bleibenden Tieren ein gutes Umfeld am Nürnberger Schmausenbuck zu schaffen. Das ist die Theorie.

In der Praxis führte die Ankündigung des Tötens bereits zu einer Protestwelle und einer aufgeregten Diskussion. Teils wüste Beschimpfungen in sozialen Netzwerken, teils verzweifelte Appelle von Tierfreunden, dazu die Androhung einer Strafanzeige durch die Tierrechtsorganisation Peta folgten.

Dass in Zoos täglich Tiere getötet werden, um sie an andere zu verfüttern, spielt bei dieser Debatte keine Rolle. Sobald es um Lebewesen geht, die uns Menschen besonders ansprechen, wird es emotional: Ob Löwe oder Giraffe, ob Affe oder Delfin, bei diesen Symboltieren endet die Sachlichkeit. Das ist verständlich. Wer je ein Haustier hatte, weiß um die enge Bindung zwischen Mensch und Tier.

Tiergartenchef Dag Encke sieht keine Alternative zur Tötung der Paviane.

Tiergartenchef Dag Encke sieht keine Alternative zur Tötung der Paviane. © Eduard Weigert, NNZ

Nur: In Zoos gelten andere Regeln. Dort geht es vor allem um Artenschutz, also das Bewahren in freier Wildbahn vom Aussterben bedrohter Arten. Wer dieses Ziel konsequent verfolgen will, kommt um das Töten überzähliger Tiere nicht herum. Bei den Pavianen wurden sämtliche andere Optionen geprüft: Weder können die Tiere ausgewildert werden, noch gibt es andere Zoos, die bereit wären, die Affen aufzunehmen.

Der Löwe Subali hätte getötet werden sollen. Die Ankündigung war ein großer Aufreger. 

Der Löwe Subali hätte getötet werden sollen. Die Ankündigung war ein großer Aufreger.  © Michael Matejka, NN

Deshalb fiel die Entscheidung, die Affen zu töten. Selbstverständlich erst nach zuvor erfolgter rechtlicher Prüfung. Wer dies nicht akzeptieren kann, muss eine ganz andere Grundsatzdebatte führen: Brauchen oder wollen wir Zoos? Dabei handelt es sich um eine hochpolitische Entscheidung, mit Für und Wider. Aktuell sind Tierparks noch gesellschaftlich akzeptiert.

Wie weit diese Akzeptanz geht, zeigt das Beispiel des Tiergartens Nürnberg: Dieser Landschaftszoo ist mit über einer Million Besuchern pro Jahr die zugkräftigste Einrichtung der Metropolregion. Viele Gäste pilgern derzeit übrigens bevorzugt zum Löwengehege. Dort gibt seit einigen Monaten Nachwuchs zu bewundern - dank Subalis Nachfolger.

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