Spektakel lockte viele Schaulustige
Ungewöhnlicher Abtrieb mit Geblök: Deshalb zogen 600 Schafe durch die Nürnberger City
19.11.2023, 13:02 Uhr
Man muss schon ganz schön flott unterwegs sein, um mit ihnen Schritt halten zu können. Das weiß wohl auch Thomas Gackstatter und fährt dann eben mit dem Elektrorad vor seinen blökenden Schützlingen her, während sein Sohn Tim ein paar Meter weiter hinter ihm ganz traditionell mit Stab und Hund an der Leine die Herde führt. Es ist eine schöne Tradition, welche die Schäferfamilie Gackstatter jedes Jahr aufs neue auf den Hauptmarkt führt.
Auf dem Weg zu Winterweiden
Jeden Herbst werden die Schafe von ihren Sommerweiden im Nürnberger Osten und Süden, wie dem Pegnitztal Ost, dem Moorenbrunnfeld und der Deponie Süd, zu den Winterweiden geführt. Die liegen westlich des Stadtgebietes - unter anderem auch im Landkreis Fürth. Der Weg dorthin führt die Gackstatters stets über den Hauptmarkt. Doch das ist nicht als Attraktion gedacht. Es ist schlicht der kürzeste Weg und eben auch ein sicherer für die etwa 600 Tiere.
Denn ungefährlich ist die Route für die Schafe eben nicht, deshalb versucht der Schäfer Straßen und generell den Verkehr so gut es geht zu vermeiden. Dennoch lockte das kuriose Spektakel auch in diesem Jahr viele Schaulustige, die es sich auch nicht nehmen ließen, der Herde Richtig Hallerwiese hinterher zu spurten.
15 verschiedene Rassen sind in der Herde vertreten: Coburger Fuchsschafe etwa, Merinolandschafe, Soay-Schafe oder Schwarzkopfschafe. Alle zeichnen sie sich durch ihr robustes Wesen aus, was sie somit zu idealen Landschaftspflegern auf vier Beinen macht. Die Beweidung mit Schafen ist nicht nur der günstigste Weg, eine Fläche offen zu halten, auch Flora und Fauna profitieren von den positiven Nebeneffekten: So transportieren Schafe Samen und Kleinlebewesen von einem Ort zum nächsten, durch ihren Tritt entstehen offene Bodenstellen, auf denen Pflanzen gedeihen können. Und sie sind wählerisch: Bevorzugte Pflanzenteile rupfen Schafe zuerst, andere fressen sie erst später. Einige Pflanzen verschmähen sie, solange sie etwas Besseres finden.