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2. Platz beim VNP-Demokratiepreis: Erinnerungsarbeit in der einstigen braunen Hochburg Ansbach

Alexander Jungkunz

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10.5.2024, 19:00 Uhr
Die damalige Ansbacher Oberbürgermeisterin Carda Seidel und Ulrich Rach von der Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde enthüllten am 24. Mai 2017 diese Stele, die an Widerstandskämpfer der Stadt erinnert - vor allem an Robert Limpert.

© Alexander Biernoth Die damalige Ansbacher Oberbürgermeisterin Carda Seidel und Ulrich Rach von der Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde enthüllten am 24. Mai 2017 diese Stele, die an Widerstandskämpfer der Stadt erinnert - vor allem an Robert Limpert.

Sie kam auf Platz zwei bei der Verleihung des Demokratiepreises des VNP: die Regionalgruppe Ansbach der Bürgerbewegung für Menschenwürde. Es gibt sie auch deshalb, weil Westmittelfranken ein besonderes Pflaster war: Dort fuhren die Nationalsozialisten überdurchschnittlich hohe Ergebnisse ein, die Region war eine braune Hochburg. Was auch an der stark protestantischen Prägung dieses Landstrichs liegt. Dass evangelische Christen mehr als Katholiken den Nazis folgten, das haben Historiker vielfach herausgearbeitet. Und auch in Ansbach waren zu viele Geistliche Hitlers willige Helfer. Umso besser, dass 50 Jahre später Dekan Matthias Oursin der Mitgründer der Ansbacher Initiative war – ein Stück aktive Geschichts-Aufarbeitung!

Davon lieferte und liefert die Regionalgruppe Ansbach jede Menge. Immer wieder. Sie schaffte es nach langen, vergeblichen Anläufen, dass eine Stele zur Erinnerung an Widerstandskämpfer aus Ansbach mitten in der Stadt aufgestellt wird. Vor allem an Robert Limpert – den 19-Jährigen, der am 18. April 1945 die Telefondrähte der Nazis kappte, um eine kampflose Übergabe der Stadt an die US-Truppen zu erreichen, die vor den Toren standen. Dafür verurteilte ihn ein Nazi-Standgericht zu Tode, es wurde vollstreckt, Limpert erhängt. "Keiner aus der Menschenmenge, die sich versammelt hat, rührt einen Finger, um ihm zu helfen. Von einigen wird er vielmehr ebenfalls geschlagen und getreten", schreibt der britische Historiker Ian Kershaw in seinem Buch "Das Ende" über den "Kampf bis in den Untergang" 1945.

Beklemmend nacherzählt

Die Initiative erinnert an Limpert auch in dem Buch "Einzelne wagten es doch", das die Geschichte beklemmend nacherzählt. Die Liste ihrer Aktivitäten ist lang: Holocaust-Gedenken, Gedenkstunde für Limpert, Schulprojekte, Podiumsdiskussionen, die Bühnenaktion "Ansbach bekennt sich zur Demokratie" mit 1700 Teilnehmern, Vorträge, Lesungen, Aufsatz- und Foto-Wettbewerb und und und: Gründe genug für den zweiten Platz. Ulrich Rach und Rainer Goede nahmen den mit 2000 Euro dotierten Preis für die rund 60 Mitglieder entgegen.

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