Absage der Konzerte in Wien

Angst statt Taylor Swift: Islamisten wollen nicht, dass wir unsere Freiheit feiern können

Alexander Jungkunz

Chefpublizist

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8.8.2024, 15:23 Uhr
Dreimal hätte sie in Wien auftreten sollen - nun wurden alle Konzerte nach einer Terrordrohung abgesagt: Superstar Taylor Swift.

© Jordan Strauss/Jordan Strauss/AP/dpa Dreimal hätte sie in Wien auftreten sollen - nun wurden alle Konzerte nach einer Terrordrohung abgesagt: Superstar Taylor Swift.

Der Kollege hatte sich so sehr auf das Konzert gefreut: Mit seiner Freundin wollte er eines der drei Konzerte von Taylor Swift in Wien genießen - nun bleiben sie daheim.

Auch bei ihnen haben die vermutlichen Täter das erreicht, was ihr Hauptziel zu sein scheint: uns im freien Westen die Lust daran zu nehmen, unsere Freiheit auch mit Musik oder bei Sportveranstaltungen zu genießen, also gemeinsam zu feiern. Stattdessen verbreiten sie - im Fall von Wien - zum Glück nur Angst, in zu vielen anderen Fällen aber blutigen Terror.

Vom Bataclan bis zum Konzert bei Moskau

Denn die Liste ähnlicher Anschläge beziehungsweise Versuche ist inzwischen einigermaßen lang. Am blutigsten war die Terror-Serie in Paris vom 13. November 2015 mit 130 Toten. Die Ziele waren bezeichnend: ein Rockkonzert im Club Bataclan, ein Fußballspiel im Stade de France, mehrere Bars und Restaurants. Lauter Orte der Entspannung, des Feierns, des Zusammentreffens von ganz verschiedenen Menschen. Der Islamische Staat bekannte sich damals zu diesem Mehrfach-Schlag.

Vier Tage später wurde ein Fußball-Länderspiel in Hannover kurz vor dem Anpfiff abgesagt - wegen Hinweisen auf Terror-Drohungen. Im Gedächtnis blieb da vor allem die inzwischen legendäre Aussage des damaligen Innenministers Thomas de Maizière, mit der er seine Zurückhaltung begründete: "Ein Teil der Antworten würde die Bevölkerung verunsichern."

Am 22. Mai 2017 riss ein dem IS nahestehender Selbstmordattentäter nach einem Konzert von Ariana Grande in Manchester 23 junge Leute mit in den Tod. Islamisten reklamierten auch die Täterschaft für den Anschlag auf ein Konzert nahe Moskau in diesem Frühjahr - auch wenn Putin behauptete, die Ukraine stecke dahinter.

Taylor Swift steht für das, was radikalisierte junge Männer hassen

Was über die Hintergründe der möglicherweise in Wien verhinderten Tat bisher bekannt ist, deutet auf ähnliche Motive. Auffällig ist: Auch der Anschlag im britischen Southport, bei dem ein 17-Jähriger kürzlich drei Mädchen tötete und damit bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen auslöste, hat mit Taylor Swift zu tun - die Kinder nahmen an einem Tanzkurs zur Musik ihres Idols teil.

Terrorexperten sagen: Die weltweit gefeierte Taylor Swift und ihre vor allem weiblichen, jungen Fans verkörpern all das, was Islamisten verabscheuen - Lebensfreude, Sexualität, Internationalität, frohes Feiern. Genau das hassen manche junge, gewaltbereite Männer - pervertierte Religiosität forciert ihre Wut und liefert ihnen eine Handlungs-Begründung.

Wer nun Angst vor Feiern hat, tut genau das, was sich die Attentäter wünschen

Was tun? Weiter feiern und Konzerte besuchen - sofern es die Sicherheitslage zulässt. Sie tut es zum Glück fast immer, siehe die vielen friedlich verlaufenen Events gerade in diesem Sommer. Wer nun Angst vor Feiern hat, tut genau das, was sich die Attentäter wünschen: auf ihren menschenfeindlichen Hass reagieren. Wir dürfen ihnen diese Genugtuung nicht gönnen. Also: Wir können den Sicherheitskräften dankbar sein, die Feste schützen - und wir sollten das feiern: unser Leben, unsere Freiheit.

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