Medienbericht belastet Wirtschaftsminister

Antisemitische Flugblätter: Hat Aiwangers Bruder die Flugblätter verfasst?

26.8.2023, 19:24 Uhr
Heftige Vorwürfe: Hubert Aiwanger wehrt sich gegen die Vorwürfe. 

© Matthias Balk/dpa/Archivbild Heftige Vorwürfe: Hubert Aiwanger wehrt sich gegen die Vorwürfe. 

Der Bruder von Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger hat laut Medienberichten eingeräumt, zu Schulzeiten vor mehr als 30 Jahren ein antisemitisches Flugblatt geschrieben zu haben. "Ich bin der Verfasser des in der Presse wiedergegebenen Flugblattes", heißt es in einer persönlichen Erklärung des Bruders, die ein Freie-Wähler-Sprecher am Samstagabend weiterleitete, berichtet die Deutsche Presseagentur. "Ich distanziere mich in jeder Hinsicht von dem unsäglichen Inhalt und bedauere sehr die Folgen dieses Tuns. Ich war damals total wütend, weil ich in der Schule durchgefallen war. Ich war damals noch minderjährig."

Laut Recherchen der "Süddeutschen Zeitung" steht Bayerns Wirtschaftsminister im Verdacht, als Schüler ein antisemitisches Flugblatt im Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg ausgelegt zu haben.

Am Samstag hatte Aiwanger bereits schriftlich Stellung zu den Vorwürfen genommen. Er hatte erklärt: "Ich habe das fragliche Papier nicht verfasst und erachte den Inhalt als ekelhaft und menschenverachtend." Was Aiwanger jedoch nicht bestreitet: "Bei mir als damals minderjährigen Schüler wurden ein oder wenige Exemplare in meiner Schultasche gefunden." Daraufhin sei er zum Direktor einbestellt worden. Der habe ihm mit der Polizei gedroht. Als Strafe habe Aiwanger ein Referat halten müssen. "Damit war die Sache für die Schule erledigt", schreibt er. Ob er die Flyer weitergegeben habe, wisse er heute nicht mehr.

Auch Fabian Mehring, Parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion, meldete sich am Samstag zu den Anschuldigungen zu Wort: "Hubert Aiwanger hat heute in München gegenüber uns Vorständen seiner Regierungsfraktion sowie unseren Kabinettsmitgliedern persönlich und glaubhaft versichert, nicht Urheber der widerlichen Hetzschrift zu sein", erklärt er. Auch Mehring argumentiert: "Umso bemerkenswerter ist, welche Kampagnen sechs Wochen vor wichtigen Wahlen gegen uns gefahren werden, nachdem wir Freie Wähler auf der politischen Erfolgswelle schwimmen!"

"Vergnügungsviertel Auschwitz"

Die "Süddeutsche Zeitung" präsentierte ein Schriftstück aus dem Schuljahr 1987/88, das nun aufgetaucht sei. Mehrere Personen hätten Aiwanger als Urheber genannt. Zu den Inhalten schreibt die "Süddeutsche": "Das Flugblatt ruft zur Teilnahme an einem angeblichen Bundeswettbewerb auf: 'Wer ist der größte Vaterlandsverräter?" Bewerber sollten sich 'im Konzentrationslager Dachau zu einem Vorstellungsgespräch' melden. Als erster Preis wird ausgelobt: 'Ein Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz'. Weiter zu gewinnen sei 'Ein lebenslänglicher Aufenthalt im Massengrab (Ort nach Belieben)' oder 'Eine Fahrkarte in die ewigen Jagdgründe (Erfüllungsort ebenfalls das Vergnügungsviertel Auschwitz und Nebenlager)'."

Das Flugblatt war laut "SZ" offenbar die Reaktion auf den "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten", den nach eigenen Angaben größten historischen Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland. An diesem hatte sich die Schule schon mehrmals erfolgreich beteiligt. Das Flugblatt soll an der Schule weithin bekannt gewesen sein, ebenso die Tatsache, dass Aiwanger als Verfasser dafür zur Verantwortung gezogen wurde.

Am Samstag soll Aiwanger nach Informationen der "Fränkischen Landeszeitung" (FLZ) einen Termin in Wernsbach im Landkreis Ansbach für den kommenden Tag abgesagt haben. Am Sonntag hätte er eine Biogasanlage besuchen sollen. Begründet hat er seine Absage laut "FLZ" noch nicht. Zuvor hatte er laut Bericht der Tagesschau bereits einen Termin in Augsburg abgesagt.

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