"Letzte Generation" beendet Aktionen

Die Klimakleber haben ihrem Ziel geschadet - gut, dass sie anders protestieren wollen

Alexander Jungkunz

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30.1.2024, 16:55 Uhr
Umstrittene Proteste: Klima-Aktivisten auf der A 100 in Berlin.

© imago images/aal.photo, NNZ Umstrittene Proteste: Klima-Aktivisten auf der A 100 in Berlin.

Sie haben letztlich dem hehren und wichtigen Anliegen ihrer Aktionen geschadet: Dass sich seit zwei Jahren Mitglieder der „Letzten Generation“ immer wieder an Straßen festklebten, das hat dem Klimaschutz nicht geholfen. Im Gegenteil: Das Thema verlor an Bedeutung - und das dürfte zumindest zu einem Teil auch an diesen Protesten gelegen haben, die selbst wohlwollende Unterstützer der Ziele der Organisation am Ende nur noch nervten.

Daher ist es nur konsequent, wenn die „Letzte Generation“ nun aufs Klima-Kleben verzichtet. Das Eingeständnis, dass die Aktionen letztlich ein Rohrkrepierer waren, kommt der Gruppe zwar nicht über die Lippen - aber wie soll man den Abbruch einer höchst umstrittenen Protestform sonst werten?

Als sich am 24. Januar 2022 erstmals Aktivisten auf die Straße klebten, da war der Aufschrei groß - aber auch die positive Resonanz. Die Aktionen provozierten und polarisierten. Viele Medien - auch wir - beurteilten die Klima-Kleber zunächst durchaus wohlwollend als Mahner, die mit umstrittenen Methoden auf unübersehbare Defizite der Politik hinwiesen.

Als bei einigen Aktionen - auch in Nürnberg - aber Menschenleben aufs Spiel gesetzt wurden, weil eben auch Rettungskräfte ausgebremst wurden, änderte sich der Blick auf die Proteste. Auch die meisten Gerichte sahen im Festkleben eine Nötigung und damit eine Straftat. Ob die „Letzte Generation“ tatsächlich als „kriminelle Vereinigung“ gilt, wie dies das Landgericht München im November feststellte - das ist nur ein Anfangsverdacht, der zu prüfen ist. Möglich, dass die meist forschere bayerische Justiz da übers Ziel hinausschoss - was auf jeden Fall für Politiker gilt, die allen Ernstes von einer „Klima-RAF“ sprachen und die Gruppe mit Terroristen verglichen.

Alle Umfragen belegten jedenfalls: Klimaschutz verlor für die meisten Bürger an Wichtigkeit. Dafür dürfte es viele Ursachen geben - Kriege und Krisen, die aktuell bedrohlicher wirken als der Klimawandel. Oder die Inflation und damit die Sorge um den Wohlstand. Fest steht aber auch: Die Klima-Kleber stießen auf sehr wenig Zustimmung - und sehr viel massive Ablehnung.

Mehr Fantasie und Kreativität

Das gilt auch für die Aktionen gegen Kunstwerke. Gerade erst schütteten französische Aktivisten im Pariser Louvre Suppe auf die „Mona Lisa“. Kunst sei weniger wichtig als das Recht auf gesunde Lebensmittel, so die Begründung. Dabei setzt Kunst gerade jene Fantasie und Kreativität frei, die es dringend braucht für Antworten und Lösungen, um die Klima-Katastrophe abzuwenden. Und das ist nach wie vor möglich - trotz des apokalyptischen Tons der „Letzten Generation“. Fantasie und Kreativität statt illegaler Protestformen ist daher jenen „ungehorsamen Versammlungen“ zu wünschen, die nun geplant sind - und deren Anliegen immer dringlicher wird.

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