Zwei Jahre Invasion

Die Ukraine darf nicht verlieren, sonst macht Putin weiter

Alexander Jungkunz

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23.2.2024, 14:52 Uhr
Er hat auch im Fall Nawalny gezeigt, dass er keine Skrupel kennt: Wladimir Putin.

© Alexander Zemlianichenko, dpa Er hat auch im Fall Nawalny gezeigt, dass er keine Skrupel kennt: Wladimir Putin.

Wie soll dieser Krieg enden, dessen Eskalation wir nun seit genau zwei Jahren erleben? Am 24. Februar 2022 startete Putins Invasion in der Ukraine, die er schon seit 2014 bekämpft und als eigenständigen Staat auslöschen will.

Der Kreml-Chef hat gezeigt, wie er denkt

Kann es eine Verhandlungslösung mit Russland geben? Das wünschen sich viele, gerade in Deutschland. Die vergangenen Tage müssten eigentlich allen klargemacht haben, dass Putin allenfalls dann verhandlungsbereit werden dürfte, wenn er keine Chance mehr sieht, seine Kriegsziele zu erreichen.

Der scheibchenweise Mord an Alexej Nawalny machte endgültig deutlich, von welchem Schlag Putins Regime ist. Der Kreml-Herrscher, der sich im März wieder wählen lässt, hat Russland umgebaut in eine Diktatur nach dem Muster Stalins und Hitlers. Gegner werden zermürbt, gebrochen und ausgelöscht - ohne jede Skrupel. Das zeigt nach innen: Jeder Widerstand ist zwecklos, selbst um Nawalny Trauernde werden schikaniert. Und nach außen signalisiert Putin: Eure Regeln und Werte interessieren mich nicht, es zählt allein Stärke.

Vor 30 Jahren: Putins zorniger Abgang in Hamburg

Wer die nicht zeigt, hat verloren - Schwäche nutzt Putin aus. Immer wieder. Die estnische Regierungschefin Kaja Kallas erinnerte daran gerade bei einem Auftritt in Hamburg. Dort sprach 1994, vor 30 Jahren, Estlands Präsident Lennart Meri - und warnte vor russischem Neo-Imperialismus. Da sprang ein Gast empört auf und verließ den Saal: Wladimir Putin, damals noch Vize-Bürgermeister von Hamburgs Partnerstadt Sankt Petersburg.

Da hatte einer Putins Ziele erahnt - die er umsetzt, seit er an der Macht ist. Gerade erst beschwor er seinen Traum von russischer Größe im Interview mit Tucker Carlson. Die Ukraine hat da keinen Platz. Historische Vergleiche stimmen nie ganz. Aber Putins Regime ähnelt zusehends Hitlers "Drittem Reich". Systematisch trimmte der Kreml-Chef das Riesenland auf aggressiven Nationalismus, viele Russen werden von klein auf in der "Jugendarmee" an Waffen und Hass gewohnt. So pflanzt er seine Ziele in die Köpfe der Untertanen. Dass Russland nach Putin anders agiert, könnte daher Wunschdenken sein.

Fatale Folgen einer Niederlage

Weil der Mann nur Stärke respektiert, darf der Westen nicht zulassen, dass die Ukraine verliert. Eine der ersten Folgen wären neue Fluchtwellen aus dem dann russischen Satellitenstaat. Danach sind weitere Aggressionen Putins möglich - er hat Ziele wie Estland ja schon anvisiert. So bitter es ist: Deutschland und Europa müssen mit sehr viel Geld - und mehr Waffen, bald auch Taurus-Marschflugkörper - der Ukraine helfen, Stärke zu zeigen. Dort gehen Munition und Waffen aus. Die USA drohen als Unterstützer auszufallen. Wenn es aber nicht gelingt, Putin in seine (und Russlands) Grenzen zu weisen, wird er weitere Grenzen überschreiten. Wie ein Leben unter seiner Knute aussieht, das lässt sich im Kerker Russland studieren.

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