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Jette Nietzard, Co-Chefin der Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen, ist in die Kritik geraten.
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Jette Nietzard, Co-Chefin der Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen, ist in die Kritik geraten.

Kommentar

Grünen-Nachwuchspolitikern trägt Pulli mit „acab“-Aufschrift: Das geht zu weit!

Das Abkürzung „acab“ steht für wenig Schmeichelhaftes: „All cops are bastards“ lautet der ausgeschriebene Satz im Englischen. Sinngemäß übersetzt: „Alle Bullen sind Schweine.“ Pauschaler kann ein Berufsstand kaum verunglimpft werden. In der Regel wird dieses Akronym von Hooligans, Linksextremen und anderen Kräften, die am äußersten Rande oder gar außerhalb unseres demokratischen Wertesystems stehen, benutzt.

Nun hat auch die Co-Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, in aller Öffentlichkeit, nämlich via Instagram, diese Diffamierung zur Schau getragen - indem sie für ein Instagram-Video mit einem Sweatshirt mit eben jenem „acab“-Schriftzug posierte. Ein Skandal? Aber ja. Denn es ist kaum anzunehmen, dass der Pulli zufällig in den Kleiderschrank gelegt worden ist. Es mag in gewissen Kreisen als Kavaliersdelikt gelten, mit dem „acab“-Slogan hausieren zu gehen. Zahllose Unterführungen, Brücken, Haltestellen, Wände im öffentlichen Raum sind damit verunstaltet. Das ist schlimm genug.

Nicht einmal eine Entschuldigung hält sie für angebracht

Wenn nun aber eine führende Nachwuchs-Politikerin einer Partei der Mitte sich so zeigt, lässt das tief blicken. Und zwar so tief, dass ein „Weiter-so“ sich verbietet. Denn Jette Nietzard hält es nicht einmal für nötig, sich in aller Form für diese Entgleisung zu entschuldigen. Man muss sich vorstellen, wenn ein Junge-Union-Vertreter ein T-Shirt mit der Aufschrift „Alle Grünen sind Kinderschänder“ trüge. Zurecht wäre der öffentliche Aufschrei groß! Denn Pauschalurteile überschreiten Grenzen.

Die Grünen-Nachwuchshoffnung Nietzard bedient mit ihrer Polizeiverunglimpfung solch ein übles Vorurteil, wonach alle Beamtinnen und Beamten, die in Diensten der Polizei sind, gleichgeschaltet reagieren und viel zu schnell zu Gewaltmitteln greifen würden. Um nichts zu beschönigen: Selbstverständlich gibt es Polizeikräfte, die über die Stränge schlagen, selbstverständlich müssen diese Delikte rund um Polizeigewalt (womöglich sogar mit gesteigerter Intensität als dies bislang der Fall gewesen war) verfolgt werden. Nur: Wir sprechen hier von einem sehr kleinen Teil der Polizei.

Die sehr breite Mehrheit versieht ihren Dienst, der wahrlich nicht einfach ist, mit der gebotenen Sorgfalt und Verhältnismäßigkeit. Es ist gut, wenn auch führende Grüne Jette Nietzard die Grenzen weisen. Die Grünen haben sich sehr zurecht über das teils unerträgliche Bashing seitens konservativer Kräfte während des jüngsten Wahlkampfes aufgeregt. Dieselbe Energie sollte nun in die Aufarbeitung in eigener Sache fließen.

Am Ende stellt sich die Frage, ob Jette Nietzard, die nicht zum ersten Mal wegen ihrer Neigung zu Klartext auffällig geworden ist, den Grünen nicht einen letzten Dienst erweisen sollte - indem sie ihren Rückzug als Co-Vorsitzende des grünen Parteinachwuchses bekannt gibt. Andere Politiker mussten schon wegen weit weniger gravierender Entgleisungen von ihren Ämtern zurücktreten.

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