
Jeder vierte Deutsche darf wählen
Hessen- und Bayern-Wahl: Dem linken Lager droht am 8. Oktober ein schlimmer Absturz
Die Doppelwahl von Bayern und Hessen am 8. Oktober hat es in sich. In beiden Ländern wohnen 20 Millionen Menschen, also ein knappes Viertel aller Deutschen. Zudem handelt es sich um zwei der wirtschaftsstärksten Regionen der Republik. Deswegen kann man getrost von einem dem wichtigsten Prüfsteine für die politische Stimmung seit der Bundestagswahl im Jahr 2021 sprechen.
Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die beiden konservativen Regierungen - mal mit Grünen, mal mit Freien Wählern - im Amt bleiben können. Das ist aber auch keine große Überraschung, denn in Bayern stellt die CDU den Ministerpräsidenten schon ununterbrochen seit 66 Jahren und in Hessen seit fast einem Vierteljahrhundert.
Es gibt offensichtlich keinen Wechselwillen bei den Wählerinnen und Wählern. Das alleine könnte das linke Lager noch hinnehmen und darauf verweisen, dass es im Gegenzug lange währende sozialdemokratische und grüne Erfolgsserien gibt - etwa in Niedersachsen, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
Gefahr für Kanzlerpartei
Was vor allem die Kanzlerpartei SPD erschrecken muss, das sind ihre konkreten Umfragewerte in den beiden Ländern. In Hessen tritt sie mit der amtierenden Bundesinnenministerin als Spitzenkandidatin an, was ja ursprünglich mal als erfolgversprechende Maßnahme gedacht gewesen war. Nun steht sie bei 17 Prozent und muss damit rechnen, schlimmstenfalls nur noch viertstärkste Kraft zu werden.
Im Freistaat droht es noch desaströser zu werden. Seit Wochen hält sich die SPD hier in den Umfragen bei neun Prozent und verschlechtert sich damit nochmal im Vergleich mit 2018. Die Lage ist in beiden Ländern für die Sozialdemokratie geradezu hoffnungslos. Und gleichzeitig können die Grünen wenig vom SPD-Potenzial erobern.
Aber auch die Union hat nicht nur Grund, sich zu freuen. Ähnlich wie bei der SPD im linken Lager wird es auch rechts der Mitte zunehmend eng. Die Freien Wähler hoffen in Bayern auf ein Rekordergebnis und liegen in Hessen nur knapp unter der Fünf-Prozent-Hürde. Da könnte bundesweit ein neuer, höchst unangenehmer Wettbewerber für die C-Parteien entstehen.
Gemeinsam nur 25 Prozent
Der große Trend: Deutschlands Wählerschaft entscheidet sich zunehmend für strukturkonservative Parteien, wenn sie nicht gleich die Rechtspopulisten der AfD wählt. In Bayern werden die Parteien links der Mitte vermutlich nur ein Viertel der Stimmen erreichen, in Hessen ein gutes Drittel.
Das sind enttäuschende Werte. Und langsam beginnen die Verantwortlichen darauf zu reagieren. Man beachte nur die jüngsten Äußerungen von Innenministerin Nancy Faeser und Vizekanzler Robert Habeck zur Migrationspolitik. Es sind die Stimmen von Getriebenen.
3 Kommentare
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen