Generationengerechtigkeit: Wie gut ist die junge Perspektive im Koalitionsvertrag vertreten?
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Generationengerechtigkeit: Wie gut ist die junge Perspektive im Koalitionsvertrag vertreten?

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Koalitionsvertrag schiebt wichtige Reformen auf - auf Kosten der jungen Generation

Was erwarten junge Menschen für sich und ihre Zukunft von einer Regierung bestehend aus Union und SPD? Ein Blick auf die Wahlergebnisse zeigt: nicht besonders viel. Zusammen kommen die Regierungsparteien bei den 18- bis 24-Jährigen gerade mal auf 25 Prozent.

Verwunderlich sollte es daher nicht sein, dass den Anliegen junger Menschen im Koalitionsvertrag keine besonders große Priorität eingeräumt wird - es ist schließlich nicht die Kernwählerschaft. Enttäuschend ist es trotzdem.

Zumindest in kleineren Punkten finden sich junge Menschen auf den 144 Seiten des Koalitionspapiers vertreten, etwa Studierende: Der Vertrag sieht eine Modernisierung des BAföG und eine höhere Wohnkostenpauschale vor. Außerdem soll es eine Garantie für ein WG-Zimmer geben.

Doch nicht alle jungen Menschen sind Studierende, und bei den großen Themen bleiben Fragen offen. Wie sieht die Zukunft unseres Sozialversicherungssystems aus? Wie kann der wachsende Schuldenberg künftig gestemmt werden? Was wird gegen den Klimawandel unternommen?

Thema Rente im Koalitionsvertrag: Für die ältere Generation wird es konkret

Für derzeitige Rentnerinnen und Rentner wird es dagegen höchst konkret: Das Rentenniveau soll bis 2031 stabil bleiben, das Rentenalter nicht angehoben und bei der Mütterrente nachgebessert werden. Wie es später mit einem System weitergeht, das aufgrund des demografischen Wandels von immer weniger arbeitenden Menschen gestemmt wird? Diese Frage wird vertagt.

Um nicht falsch verstanden zu werden: Es geht nicht darum, sich gegenseitig etwas wegzunehmen. Auch nicht darum, dass junge Menschen den Älteren ein gesichertes Rentenniveau nicht gönnen würden. In dieser Frage sollte es kein Entweder - Oder geben. Die künftige Regierung muss aber auch den Jungen zeigen, dass ihre Perspektive miteinbezogen wird. Dass an Lösungen gearbeitet wird, die für alle Generationen zumutbar und tragbar sind. Mit dem aktuellen Kurs werden solche Lösungen jedoch zulasten der künftigen Generationen in die Zukunft verschoben.

Und dieses Vertagen wird zunehmend teurer: Wenn immer weniger netto vom brutto übrig bleibt, wenn die Beiträge für Rente, Kranken- und Pflegeversicherung weiter steigen, wird das System in einer alternden Gesellschaft zur Belastung für die, die einbezahlen.

Dass die junge Perspektive fehlt, zeigt auch die Unzufriedenheit der eigenen Jugendorganisationen beider Parteien mit dem Koalitionsvertrag. Die künftige Regierung sollte mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Systems nicht nur den Jüngeren etwas zumuten, sondern, wenn nötig, allen - und damit auch der eigenen Kernwählerschaft. Das erfordert Mut, sorgt aber dafür, das Vertrauen junger Menschen zurückzugewinnen. Andernfalls wird die politische Spaltung der jungen Generation in den kommenden Wahlergebnissen noch deutlicher ausfallen.

Anpacken statt Aufschieben - das wäre ein wichtiges Signal der neuen Regierung an die junge Generation. Denn unsere Zukunft lässt sich nicht auf später verschieben.

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