Die Polizei in Vancouver sichert den Tatort.
© Rich Lam/The Canadian Press/AP/dpa
Die Polizei in Vancouver sichert den Tatort.

Straßenfest

Kurz vor den Parlamentswahlen: Auto fährt in Kanada in Menge - neun Tote

Bei einem Straßenfest der philippinischen Gemeinde im kanadischen Vancouver ist ein Mann mit einem Auto in eine Menschenmenge gefahren. Neun Menschen wurden getötet, wie die Polizei in der Nacht auf Sonntag (Ortszeit) auf der Plattform X mitteilte. Ein verdächtiger 30-Jähriger aus Vancouver sei festgenommen worden. Man sei zum aktuellen Zeitpunkt zuversichtlich, dass es sich nicht um einen Terrorakt handele.

Zudem wurden nach Angaben der Polizei mehrere Menschen verletzt. In örtlichen Medien schilderten Zeugen eine grausame Szene der Verwüstung.

Bei dem Mann handelt es sich nach Polizeiangaben um einen 30-Jährigen. Er sei aus Vancouver. Der Verdächtige sei der Polizei bekannt gewesen und befinde sich in Gewahrsam, sagte ein Polizeivertreter bei einer Pressekonferenz. Es gebe nur einen Verdächtigen.

Weshalb der Fahrer in die Menschenmenge steuerte, blieb zunächst unklar. Am Montag finden in Kanada die Parlamentswahlen statt.

Bei dem Straßenfest handelt es sich laut Medienberichten um das sogenannte Lapu Lapu-Festival, das als großes philippinisches Fest gilt und jährlich stattfindet. Lapu Lapu ist ein philippinischer Nationalheld. Er verhinderte 1521 die Kolonialisierung des Archipels. Seit 2023 ist der 27. April in der kanadischen Provinz British Columbia offiziell der Lapu-Lapu-Tag. Augenzeugen berichteten zuvor von einem fröhlichen Straßenfest mit Tausenden Besuchern.

Augenzeugen: Schreie

„Es war, als würde man eine Bowlingkugel einschlagen sehen - alle Bowling-Pins und alle Kegel flogen in die Luft“, erzählte der Zeuge und Journalist Kris Pangilinan dem öffentlichen Rundfunk CBC. Ein Mann namens Yoseb Vardeh, der auf dem Fest einen Food-Truck betrieben hatte, schilderte der Zeitung „Vancouver Sun“, er habe einen aufheulenden Motor gehört. „Und dann schaue ich hoch und da fliegen Leute. Es ging einfach so verdammt schnell.“ Er sei zusammengebrochen, als er nach Hause gekommen sei. „Das ist etwas, das in den Staaten passiert - nicht hier“, sagte Vardeh mit Blick auf das Nachbarland USA.

Zwar ist bislang nicht klar, ob es sich in Vancouver um eine gezielte Tat des Fahrers handelt. Dennoch wecken die Szenen Erinnerungen an mehrere Anschläge in Deutschland, bei denen in den vergangenen Monaten ebenfalls Autos in eine Menschenmenge gesteuert wurden. Im Dezember wurden in Magdeburg sechs Menschen getötet, als ein Arzt aus Saudi-Arabien über den Weihnachtsmarkt raste. Mitte Februar fuhr ein junger Mann aus Afghanistan in München in eine Gruppe von Demonstranten, ein zweijähriges Mädchen und seine Mutter starben später an den Folgen. In Mannheim wurden Anfang März zwei Menschen getötet, als ein 40 Jahre alter Deutscher mit seinem Wagen durch die Fußgängerzone raste.

In der US-Stadt New Orleans kamen am Neujahrsmorgen 14 Menschen ums Leben, als ein Mann mit einem Pick-up-Truck in eine Menschenmenge im Ausgehviertel French Quarter fuhr. Der Täter, ein US-Bürger, starb bei einem Schusswechsel mit der Polizei. In seinem Wagen wurde eine schwarze Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat entdeckt. In Nizza war im Jahr 2016 ein Tunesier auf einer Flaniermeile am französischen Nationalfeiertag mit einem tonnenschweren Lastwagen in eine Menschenmenge gerast und hatte auch auf Menschen geschossen - es gab 86 Todesopfer und mehr als 200 Verletzte.

Schock

Der Bürgermeister von Vancouver, Ken Sim, schrieb auf X: „Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen und bei der philippinischen Gemeinschaft in Vancouver in dieser unglaublich schwierigen Zeit.“

Lokalpolitiker sagten dem Fernsehsender CityNews Vancouver, einen ähnlichen Vorfall habe es in der Stadt (700.000 Einwohner) noch nie gegeben.

Zur Tatzeit fand das Lapu Lapu Festival statt.

Zur Tatzeit fand das Lapu Lapu Festival statt. © Rich Lam/The Canadian Press/AP/dpa

Polizisten untersuchen ein schwarzes Auto.

Polizisten untersuchen ein schwarzes Auto. © Rich Lam/The Canadian Press/AP/dpa